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Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3

Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3

Titel: Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
Autoren: Alan Dean Foster
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selbst, dürfte es das erste Mal in der Geschichte des diplomatischen Korps gewesen sein, dass diese Lüge zum Einsatz kam. Fanielle würde unbedingt sicherstellen müssen, dass ihre Kollegen in Azerick über ihren ›Zustand‹ in Kenntnis gesetzt wurden, falls die stets gründlichen Thranx entscheiden sollten, ihre Behauptung aus anderer Quelle verifizieren zu lassen. Sobald Fanielles reichlich abrupt aufgetretene Schwangerschaft erst einmal bestätigt war, wäre es höchst interessant, die Reaktionen der Thranx zu beobachten. Schlussendlich spielte der Zeitfaktor eine wichtige Rolle. Der ersten Bryn ja-Anfrage nicht nachzukommen, würde demjenigen, der sich so ablehnend einer trächtigen Weiblichen gegenüber verhielt, wenig Anerkennung einbringen, hatte diese Weibliche erst gelegt. Sorgen machte sich Fanielle tatsächlich nur darüber, ob der Verhaltenskodex auch speziesübergreifend war. Und falls der Kodex auch für sie, obwohl Mensch und nicht Thranx, Gültigkeit haben sollte, würde ihre Anfrage dann mit derselben lästigen, schleppenden Bedachtsamkeit zur Kenntnis genommen werden, an der bisher alle Anfragen gescheitert waren, die sie Haflunormet gebeten hatte, in den Amtsräumen der Eint vorzutragen? Konnte überhaupt irgendeine offizielle Stelle oder Behörde der Thranx schneller arbeiten als im Schneckentempo, ganz egal, wie die Sachlage zu beurteilen war?
    Die offizielle Antwort war im selben Maße aufschlussreich wie erfreulich. Viele diplomatische Bemühungen, die von Erfolg gekrönt waren, verdankten diesen schließlich nicht dem Wissen, wie man etwas in die Wege zu leiten hatte oder wann, sondern wie man die üblichen Grenzen offizieller Verhandlungen gerade so eben überschreiten durfte, ohne in ein Fettnäpfchen zu treten bei den kulturell so unterschiedlichen Spielregeln.
    Innerhalb von zweiunddreißig Stunden erhielt Fanielle Anjou die Bestätigung für das Treffen, um das sie schon so lange ersucht hatte.

2
    Die Bwyl waren außer sich. Sie befanden sich in dieser Stimmung, seit das Vorhandensein eines heimlich errichteten Außenpostens der Menschen auf Willow-Wane einer in Unwissenheit gehaltenen Stock-Öffentlichkeit vor mehr als achtzig Jahren enthüllt worden war - einschließlich der damit verbundenen ebenso heimlich stattfindenden Versuche, Menschen und Thranx einander näher zu bringen. Es war schlimm genug, jedenfalls aus Sicht der Bwyl, dass Menschen und Thranx im Krieg gegen die Pitar, der keine Angelegenheit des Stockes gewesen war, kooperiert hatten. Die Enthüllung, dass den zweibeinigen Säugern mit den weichen Körpern gestattet worden war, aufzubauen, was de facto einer Kolonie auf einer entwickelten Thranx-Welt gleichkam, war schlicht ein kulturelles Sakrileg. Die Reinheit des Großen Stockes war befleckt worden.
    Schlimmer noch: Die große Mehrheit der Thranx hatte auf das Bekanntwerden bestenfalls unentschlossen, schlimmstenfalls gleichgültig reagiert. Jetzt, da der Krieg gegen die Pitar fast Teil einer immer mehr in Vergessenheit geratenden Vergangenheit war, hatte der durchschnittliche Stockbewohner, wenn es um Menschen ging, eigentlich keine feste Meinung. Solange die Menschen keine offenkundige Bedrohung für den Großen Stock darstellten und sich nicht mit den kriegslüsternen AAnn verbündeten, war der typische Arbeiter willens, sie zu ignorieren. Und wenn die jeweiligen Stollen des Lebens, denen die beiden Spezies ihrer Art entsprechend folgten, sich dann und wann tatsächlich kreuzten, nun, dann war es doch nur ein Akt der Höflichkeit, stehen zu bleiben und diesen den Weg querenden Reisenden zu erlauben, ohne Konfrontation weiterzuziehen.
    Das alles bestürzte die Bwyl außerordentlich. Was war aus der Heiligkeit des Stockes geworden? Wo war die überlieferte Ehrerbietung für die poetische Reinheit geblieben? Schlimm genug, dass es diesen Kreaturen mit ihrem roten Blut erlaubt war, die normalerweise hermetisch abgeriegelten diplomatischen Gesandtschaften zu verlassen. Jedoch zu erlauben, dass sich ganz normale Bürger nach Belieben unter Menschen mischten - ohne angemessene Schutzvorkehrungen oder vorbereitende kulturelle Anpassungsprozesse -, hieß, kulturelle Degeneration herauszufordern und schlimmeres. Zu welchen Schlüssen etwa käme ein Heranwachsender kurz nach seiner Metamorphose, wenn er sich konfrontiert sah mit hochentwickelten, empfindungsfähigen Geschöpfen, die ihr Skelett in ihrem Inneren trugen und die Welt mit einlinsigen Augen betrachteten?
    Das
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