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Honeymoon

Titel: Honeymoon
Autoren: James Patterson
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zuging. Nora ignorierte die Bedienung, die ihr einen Platz zuweisen wollte, und steuerte auf den Tisch zu. Küsschen hier und Küsschen da. Ach, diese Mädels – sie hatte sie einfach zum Fressen gern.
    »Allison ist in unseren Ober verknallt«, verkündete Elaine, als Nora sich zu ihnen setzte.
    Allison verdrehte ihre großen braunen Augen. »Ich habe lediglich bemerkt, dass er ganz süß ist. Sein Name ist Ryan. Ryan Pedi. Sogar sein Name ist süß.«
    »Klingt mir ganz nach Liebe auf den ersten Blick«, ging Nora sogleich auf das Spiel ein.
    »Da haben wir's – eine belastende Zeugenaussage!«, rief Elaine. Sie war Anwältin für Firmenrecht bei Eggers, Beck
    & Schmiedel, einem der führenden Rechtsanwaltsbüros der Stadt, das in erster Linie darauf spezialisiert war, so viele Stunden wie möglich abzurechnen.
    Wenn man vom Teufel spricht ... Der junge Ober – groß, schlank und dunkelhaarig – kam an ihren Tisch und fragte Nora, ob sie etwas trinken wolle.
    »Nur ein Wasser, bitte«, antwortete sie. »Mit Kohlensäure«
    »Nein, heute Abend trinkst du mit uns, Nora. Keine Widerrede. Sie bekommt einen Cosmopolitan.«
    »Kommt sofort.« Mit einem knappen Nicken machte er auf dem Absatz kehrt und eilte davon.
    »Er ist aber wirklich süß ...«, flüsterte Nora hinter vorgehaltener Hand.
    »Wenn ich's dir sage«, erwiderte Allison. »Nur schade, dass er kaum volljährig ist.«
    »Gerade mal aus dem Stimmbruch raus, würde ich sagen«, meinte Elaine. »Oder sehen die Männer nur immer jünger aus, je älter
wir
werden?« Sie senkte den Kopf. »Na toll, jetzt bin ich total deprimiert.«
    »Themenwechsel!«, ordnete Nora an. Sie wandte sich an Allison. »Sag mal, was wird denn nun das neue Schwarz für diesen Herbst?«
    »Ob du's glaubst oder nicht, es könnte tatsächlich Schwarz werden.«
    Allison war Moderedakteurin bei
W
– oder, wie sie zu bemerken pflegte, dem einzigen Magazin, das einem glatt die Zehen brechen konnte, wenn man es fallen ließ. Die Geschäftsidee war simpel, wie sie erklärte: Großformatige Anzeigen mit magersüchtigen Models, die zeitlose Designerklamotten tragen.
    »Und was gibt's Neues bei dir, Nor'?«, fragte Allison. »Du bist ja so gut wie nie in der Stadt. Du bist ein richtiges Phantom, Mädel.«
    »Ich weiß, es ist verrückt. Ich bin heute erst wieder zurückgekommen. Der Trend zum Zweithaus ist eben ungebrochen«
    Allison seufzte. »Ich habe schon Mühe, mein erstes abzubezahlen. Ach, da fällt mir ein – hab ich euch schon von dem Typ erzählt, der auf meiner Etage eingezogen ist?«
    »Du meinst den Bildhauer, der immer so abgefahrene New-Age-Musik hört?«
    »Nein, nicht den. Der ist schon vor Monaten wieder ausgezogen«, meinte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Der Neue, den ich meine, hat gerade die Eckwohnung gekauft.«
    »Und, wie lautet das Urteil?«, wollte Elaine wissen – stets die Anwältin.
    »Unverheiratet, sieht blendend aus und ist Onkologe«, antwortete Allison. Sie zuckte mit den Achseln. »Ich kann mir Schlimmeres vorstellen, als einen reichen Arzt zu heiraten«
    Kaum hatte Allison den Satz ausgesprochen, da schlug sie auch schon erschrocken die Hand vor den Mund.
    Am Tisch wurde es plötzlich sehr still.
    »Leute, es ist alles
okay
«, sagte Nora.
    »Das tut mir ja so Leid, meine Liebe«, sagte Allison verlegen. »Wie gedankenlos von mir.«
    »Du musst dich doch nicht entschuldigen.«
    »Themenwechsel!«, warf Elaine ein.
    »Jetzt seid doch nicht albern, ich bitte euch. Es kann ja wohl nicht sein, dass wir nie mehr über Ärzte reden dürfen, bloß weil Tom zufällig Arzt war.« Nora legte ihre Hand auf Allisons. »Komm, erzähl uns von deinem Onkologen.«
    Allison erzählte, und die drei plauderten munter weiter, wie um zu beweisen, dass sie schon zu lange gute Freundinnen waren, um sich von einem peinlichen Moment die Laune verderben zu lassen.
    Der junge Ober brachte Noras Cosmopolitan und zählte dann die Spezialitäten der Tageskarte auf. Die drei Freundinnen tranken und aßen, sie lachten und tratschten genüsslich. Nora schien sich rundum wohl zu fühlen. Sie wirkte locker und entspannt. So sehr, dass weder Allison noch Elaine ahnen konnten, womit sie den Rest des Abends in Gedanken beschäftigt war: mit dem Tod ihres ersten Mannes, Dr. Tom Hollis.
    Oder vielmehr mit seiner Ermordung.
10
    Ein großes Glas Wasser und ein Aspirin
. Eine kleine Vorbeugemaßnahme nach den Drinks, die sie sich nach dem Abendessen mit Elaine und Allison gegönnt
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