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Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)
Autoren: Albert Karer
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anhören, dass er es nicht ernst meinte, doch wenigstens rastete er vor Kollatz nicht aus. „Aber eine Frage habe ich noch. Gibt es neue Erkenntnisse in unserem Fall?“
    „Sie meinen den Fall Schell/Schlattmann? Ich kann Ihr Interesse verstehen. Wir ermitteln noch“, sagte Kollatz.
    „Darf ich fragen, wer die Ermittlungen leitet?“
    „Selbstverständlich.“ Kollatz richtete sich in seinem Sessel auf. „Die ganze Angelegenheit untersteht mir, die Ermittler, die Sie im Krankenhaus kennengelernt haben, gehören zu meiner Abteilung. Sie sehen, es sind die Besten an der Sache dran. Sonst noch etwas?“
    „Nein, danke.“ Tobias starrte auf den Tisch und schob die Papiere zusammen. Danke, du Arschloch, jetzt weiß ich zumindest, wo ich suchen muss, dachte er.

Sackgassen
    Zwei Wochen ließ er den Ermittlern Zeit, ihre Berichte zu schreiben, dann drang er ins Netz des BKA ein. Ihn interessierten nicht die Details, er wollte den Abschlussbericht, und da er die internen Abläufe des BKA kannte, wusste er, dass nach zwei Wochen der erste umfassende Bericht vorliegen musste.
    Um kein Risiko einzugehen, fuhr er mit dem Zug nach Hannover. In der Nähe des Bahnhofs fand er ein Internetcafé. Er rief die Website des BKA auf und aktivierte seine vor Wochen installierte Zugangsroutine.
    Er kam sofort rein, schleuste einen harmlosen, aber störenden Wurm ein und aktivierte ihn. Nach zehn Sekunden begannen die ersten Drucker in allen Gebäuden des BKA im Raum Düsseldorf–Köln–Frankfurt–Wiesbaden unkontrolliert zu drucken. Die BKA-IT-Abteilungen brauchten zwei Tage, um die Drucker zu entstören.
    Das Ablenkungsmanöver hatte seinen gewünschten Effekt, Tobias konnte ungestört durch das BKA-Netz surfen. Da er wusste, wo er suchen musste, war er nach wenigen Minuten auf dem Server der Abteilung Kollatz und öffnete den Fallordner Schell/Schlattmann. Es gab nur eine PDF-Datei mit dem Titel „Vorläufiger Abschlussbericht“, er lud sie herunter und entfernte die Routine, die ihm das Eindringen ermöglicht hatte.
    Kurz darauf fuhr er bereits wieder zurück nach Köln. Im Zug las er den vorläufigen Abschlussbericht, er war schockiert. Diese Passagen des Berichtes brannten sich ihm ins Gedächtnis:
    „In den Trümmern des Hauses wurde ein unbeschädigter Safe gefunden. In diesem waren neben dem Pass von Lisa Schlattmann und diversen Dokumenten insgesamt neun Päckchen Kokain zu je zehn Gramm, Reinheitsgehalt circa fünfundsiebzig Prozent, mit einem Marktwert von etwa 5.000 Euro. Der Safe, Außen- und Innenseite, sowie die Kokainpäckchen wiesen Fingerabdrücke von Lisa Schlattmann auf. Ob das Kokain zum Eigenverbrauch vorgesehen war, konnte nicht geklärt werden, da die Leiche vollständig verbrannte.
    Die Todesursache konnte aufgrund des Zustandes der Leiche nicht festgestellt werden, die Fakten sprechen jedoch für ein geplantes und professionell ausgeführtes Tötungsdelikt. Über das Motiv für den Mord an Lisa Schlattmann können nur Vermutungen angestellt werden. Die Ausführung und die verwendeten Mittel werden allerdings dem organisierten Verbrechen zugeordnet.
    Theorie eins geht davon aus, dass es sich um eine Abrechnung im Umfeld des Drogenmilieus handelt. Dieser Verdacht konnte nicht bestätigt werden. Das einzige Indiz hierfür ist das gefundene Kokain. Die frühere Tätigkeit von Lisa Schlattmann im Drogendezernat könnte ebenfalls als Hinweis in diese Richtung interpretiert werden.
    Das Drogendezernat schließt diese Möglichkeit allerdings aus und beruft sich dabei auf seine Quellen im Milieu. Wir schließen uns der Einschätzung der Kollegen an und gehen davon aus, dass Lisa Schlattmann nicht dealte, sondern das gefundene Rauschmittel, falls es tatsächlich von ihr war, für den Eigenbedarf bestimmt war.
    Die zweite Theorie baut darauf auf, dass Schlattmann Polinski als Maulwurf enttarnte oder kurz davorstand, dies zu tun, dass Polinski davon Kenntnis erhielt und seinen Auftraggeber darüber informierte.
    Der beim BKA als Revisor tätige, verstorbene Martin Polinski agierte im BKA erwiesenermaßen als Maulwurf. Er versorgte Jakob Schell mit Insiderinformationen aus dem illegalen Organhandel. Die Dokumente, die er Schell anonym zukommen ließ, fanden sich auf einem USB-Stick in seiner Wohnung.
    Wir vermuten, dass Polinskis Auftraggeber auf diesem Wege bewusst Konkurrenten im Organhandel ausschalten wollten und/oder durch das Auslösen eines Organhandel-Skandals von den eigenen Aktivitäten ablenken
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