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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit
Autoren: Michael Crichton
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EINFÜHRUNG
    Die Naturwissenschaften am Ende des Jahrhunderts
    Vor hundert Jahren, als das neunzehnte Jahrhundert seinem Ende zu ging, waren Wissenschaftler auf der ganzen Welt davon überzeugt, sich ein präzises Bild von der physikalischen Welt machen zu können. Wie der Physiker Alastair Rae es formulierte: »Am Ende des neunzehnten Jahrhunderts sah es so aus, als wären die grundlegenden Gesetze, die das physikalische Universum bestimmen, bekannt.« 1 Und tatsächlich behaupteten viele Wissenschaftler, daß die Erforschung der Physik so gut wie abgeschlossen sei: Große Entdeckungen seien nicht mehr zu machen, es fehlten nur noch ein paar Details und hie und da der letzte Schliff.
    Doch dann wurden, kurz vor der Jahrhundertwende, einige Merkwürdigkeiten bekannt: Röntgen entdeckte Strahlen, die Fleisch durchdrangen; weil sie anfangs nicht zu erklären waren, nannte er sie X-Strahlen. Zwei Monate später fand Henri Becquerel durch Zufall heraus, daß ein Stück Uranerz etwas aussandte, das fotografische Platten schwärzte. Und 1897 wurde das Elektron als Träger der elektrischen Ladung entdeckt.
    Im großen und ganzen blieben die Physiker jedoch gelassen, denn sie gingen davon aus, daß diese Merkwürdigkeiten irgendwann durch bereits existierende Theorien erklärt würden. Keiner hätte vorausgesagt, daß binnen fünf Jahren ihre selbstgefällige Sicht der Welt gründlich widerlegt sein würde, daß eine völlig neue Sicht des Universums und völlig neue Technologien entstünden, die den Alltag im zwanzigsten Jahrhundert auf bislang unvorstellbare Art und Weise verändern sollten.
    Hätte man 1899 einem Physiker gesagt, daß im Jahre 1999, nur hundert Jahre später, Satelliten am Himmel bewegte Bilder in Haushalte auf der ganzen Welt schicken; daß Bomben von unvorstellbarer Zerstörungskraft die Menschheit bedrohen; daß Antibiotika Infektionskrankheiten zuerst besiegen, diese Krankheiten dann aber zurückschlagen; daß Frauen wählen dürfen und Pillen zur Empfängnisverhütung schlucken; daß sich stündlich Millionen Menschen in Flugzeugen in die Luft erheben, die ohne menschliches Zutun starten und landen können; daß die Menschheit zum Mond geflogen ist, dann aber das Interesse daran verlor; daß die Leute Telefone bei sich tragen, die nur wenige Gramm wiegen, und damit an und mit jedem Punkt der Erde drahtlos kommunizieren können; oder daß die meisten dieser Wunder von briefmarkengroßen Objekten abhängen, die sich einer neuen Theorie namens Quantenmechanik bedienen – wenn man dem Physiker all dies gesagt hätte, hätte er einen zweifellos für verrückt erklärt.
    Die meisten dieser Entwicklungen konnten deshalb 1899 nicht vorhergesagt werden, weil die damals vorherrschende wissenschaftliche Theorie sie für unmöglich erklärte. Und was die wenigen Entwicklungen angeht, die nicht unmöglich schienen, Flugzeuge zum Beispiel, so hätte schon das schiere Ausmaß ihrer späteren Verwendung jedes Verständnis gesprengt. Man hätte sich ein Flugzeug vorstellen können, daß aber zehntausend Flugzeuge gleichzeitig in der Luft sind, wäre unvorstellbar gewesen.
    Man kann also mit Fug und Recht behaupten, daß an der Schwelle des zwanzigsten Jahrhunderts auch die informiertesten Wissenschaftler von dem, was noch kommen würde, keine Ahnung hatten.
    Heute stehen wir an der Schwelle zum einundzwanzigsten Jahrhundert, und die Situationen sind sich auf merkwürdige Weise ähnlich. Wieder einmal glauben die Physiker, daß die physikalische Welt erklärt sei und uns keine weiteren revolutionären Entdeckungen mehr bevorstehen. Die Erfahrung hat sie gelehrt, diese Meinung nicht mehr öffentlich zu vertreten, dennoch sind sie davon überzeugt. Einige Beobachter wagen sogar die Behauptung, daß die Naturwissenschaft an ihrem Ende angelangt sei, daß sie nichts Wichtiges mehr entdecken könne.
    Doch so wie bereits am Ende des neunzehnten Jahrhunderts durchaus Schlüsse auf künftige Entwicklungen möglich waren, liefert uns auch das späte zwanzigste Jahrhundert Hinweise auf die Zukunft. Einer der wichtigsten ist das Interesse an der sogenannten Quantentechnologie. Mit dem Ziel, eine neue Technologie zu erzeugen, die sich der grundlegenden Gesetze der subatomaren Realität bedient, wird hier an vielen Fronten geforscht, und es sieht ganz so aus, als könnten diese Forschungen unsere Vorstellungen dessen, was machbar ist, völlig über den Haufen werfen.
    Die Quantentechnologie steht in absolutem Widerspruch zu dem,
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