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Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)

Titel: Homo ambrosius (Die Organhändler) (German Edition)
Autoren: Albert Karer
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Informationen, er war eine Person des öffentlichen Lebens, mit zahlreichen Politikern und Wirtschaftsführern vernetzt, Mitglied einer wohlhabenden chinesischen Familie, die eine Reihe hochkarätiger Politiker hervorgebracht hatte, darunter Dérúgo Fengs Vater, Wei Feng. Dérúgo Feng wurde als zukünftiger chinesischer Botschafter in Großbritannien gehandelt – der beachtenswerte Beginn einer politischen Karriere.
    Tobias’ Chinesisch machte nur langsam Fortschritte. Dafür kam er mittlerweile problemlos in das Netzwerk der CEI, er hatte eine simple und effektive Lösung gefunden. Auf der Website der Bank standen im Organigramm eine Reihe von Führungspersonen. Er hatte deren Privatadressen ausfindig gemacht und sich dann in die Computersysteme in ihren Privatwohnungen gehackt.
    Schon bei seinem ersten Kandidaten hatte er gefunden, was er suchte: einen direkten Zugang zum internen Netz der Bank. Seine Methode war einfach, er spielte blinder Passagier. Das Sicherheitssystem hielt ihm nicht lange stand, innerhalb weniger Stunden hatte er mehrere Lücken gefunden, die er mit einem Grinsen nutzte.
    Er konzentrierte sich weiter auf Ao Chen, folgte ihm durch das interne Netz der Bank, immer auf der Suche nach einem brauchbaren Hinweis. Wochenlang war er erfolglos. Dann lieferte ihm eine Mail Ao Chens an einen Mitarbeiter der IT-Abteilung einen entscheidenden Hinweis: Ao Chen beauftragte den IT-Mann, auch in der Niederlassung in Hongkong einen Zugang zur ORGANICA zu installieren. So erfuhr Tobias, dass Ao Chen einen dreiwöchigen Urlaub in China plante.
    Als er ORGANICA las, merkte er auf, nach einem Moment machte es bei ihm Klick. Die Firma war Marktführer in der DNA-Sequenzierung und Jakob hatte einmal beim Mittagessen von ihrer Kursentwicklung erzählt, ja, geschwärmt. Bei der Recherche für Jakobs Vortrag über Organtransplantation war Tobias ebenfalls auf die ORGANICA gestoßen.
    In der vergangenen Nacht dann der Durchbruch: Endlich verstand er, wie alles zusammenhing. Die Computer der ORGANICA standen mit allen nationalen DNA-Datenbanken in Verbindung. Es gab eine offizielle Verbindung, über die anonymisierte Daten, also Daten, die keinerlei Personeninformationen, sondern lediglich DNA-Sequenzen enthielten, liefen. Diese Schnittstelle war unverschlüsselt.
    Es gab aber noch eine zweite, versteckte Verbindung. Sie war so gut getarnt, dass er sie fast übersehen hätte. Die Daten wurden codiert ausgetauscht, der Datenverkehr über diese Leitung war minimal, die Daten wurden auf einer eigenen Datenbank gespeichert – die im Gebäude der Chinesischen Europäischen Investmentbank in der Frankfurter City stand.
    Der Code, mit dem die Datenbankeinträge verschlüsselt waren, war für ihn nicht besonders kompliziert. Dieser Typ von Code war vor etwa sieben Jahren auf den Markt gekommen, so alt schätzte er auch die Datenbank.
    Die Datenbank umfasste einhundertvierzehn Datensätze von Patienten, die einen Organspender benötigten, inklusive Informationen, welche nationalen DNA-Datenbanken angefragt wurden und wie das Abfrageergebnis lautete.
    Im Durchschnitt gab es pro Patient zwei bis drei Treffer, also potenzielle Spender mit all ihren persönlichen Daten und eine Verträglichkeitswahrscheinlichkeit in Prozent. Die meisten lagen deutlich über neunzig Prozent.
    Der Datensatz von Bösentals war eine der jüngsten Anfragen, mit einem Treffer. Der Name des Organspenders sagte Tobias nichts. Das war also der Fall, an dem Jakob und Lisa zuletzt gearbeitet hatten.
    Er hatte noch vier Abfragen jüngeren Datums gefunden. Drei waren offen, bei einer war eine Rumänin als Spenderin gefunden worden. Seit mehreren Wochen, genau ab dem Zeitpunkt, zu dem Jakob und Lisa mit ihren Ermittlungen begonnen hatten, gab es keine Abfragen mehr.
    Als er das alles gelesen hatte, war er zufrieden und konnte zum ersten Mal seit Wochen wieder ruhig und lange schlafen.

Am nächsten Tag setzte er sich am frühen Nachmittag ausgeschlafen und in bester Laune an den Computer. Innerhalb weniger Minuten hatte er den aktiven Computer eines Bankangestellten gefunden, über den er in die Chinesische Europäische Investmentbank eindringen konnte.
    Er wollte die Datenbank kopieren. In der letzten Nacht hatte er sie geknackt und in den Daten gestöbert, jetzt rief er das entsprechende Verzeichnis auf – und erhielt eine Fehlermeldung. Das Verzeichnis mit der Datenbank war nicht mehr da.
    Alles war weg. Die Datenbank, die Schnittstelle zur ORGANICA,
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