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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 5

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 5

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 5
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seine bloße Anwesenheit unruhig. Und sie hatte das ungute Gefühl, dass er sich darüber völlig im Klaren war …
    Er bot ihr den Arm und führte sie aus dem Hotel hinaus. Kate blinzelte irritiert, als Leclerc auf die wartenden Pferdedroschken zusteuerte.
    „Nehmen wir keinen Dampfkutter, Mr Leclerc?“
    Der Bohemien zuckte mit den Schultern.
    „Gewiss, das ist auch möglich. Aber die meisten jungen Damen fürchten sich vor dem Getöse der Maschine und haben außerdem Angst, dass der Kohlenruß ihre Kleidung verschmutzen könnte.“
    Kate lachte wild, wie es ihrer Natur entsprach. „Halten Sie mich für so ein zartes Blümchen, das bei dem kleinsten Motorengeräusch sofort verwelkt?“
    Nun musste auch Leclerc lächeln, was ihm ausgesprochen gut stand. „Nein, eigentlich nicht. Mir kommen Sie mehr vor wie eine Mauerrose, die selbst massives Gestein überwindet, um ihre Blüte zu entfalten.“
    Kate fragte sich, ob sie die Bemerkung des Bohemiens wirklich als Kompliment auffassen konnte. Sah Leclerc in ihr wirklich eine Dampfwalze in Weibergestalt, und er hatte das nur etwas freundlicher ausgedrückt? Aber immerhin wechselte er nun seine Richtung und bewegte sich auf den einzigen Drehflügler zu, der in sicherem Abstand zu den Pferdekutschen an der nächsten Straßenecke stand. Offenbar gab es auch in Paris Rivalitäten zwischen Piloten und Droschkenkutschern.
    „Restaurant Bilcourt“, rief der Bohemien dem Mann im Führerstand lässig zu. Dann half er Kate galant dabei, die hohe Eisenstufe zur Passagierbank zu erklimmen. Der Pilot rief seinem Heizer etwas auf Französisch zu. Gleich darauf setzten sich die Drehflügel knatternd und scheppernd in Bewegung. Jetzt, nach acht Uhr abends, dämmerte es bereits stark. Die untergehende Sonne tauchte das nahe Wasser der Seine in goldenes Licht.
    „Wir fliegen über die Champs-Élysées, Miss Fenton. Beachten Sie den Triumphbogen. Die Pariser Dampfkutter-Piloten haben den Ehrgeiz, mitten hindurch zu fliegen. Wenn sie sich mit dem Abstand verrechnen, dann sind wir alle des Todes.“
    Kate fragte sich, was Leclerc mit diesen Worten meinte. Aber gleich darauf sah sie vor sich einen riesigen Torbogen aus Stein, der mit Reliefs verziert und mit Statuen bestückt war. Er wurde von den modernen elektrischen Lampen angestrahlt, so dass er auch in der heraufziehenden Dunkelheit gut zu sehen war.
    Der Dampfkutter flog über den Baumwipfeln der breiten Allee namens Champs-Élysées direkt auf diesen Triumphbogen zu. Obwohl Kate kein Feigling war, wurde ihr doch mulmig in der Magengegend. Sie war selbst eine Pilotin und wusste daher nur allzu gut, wie ruhig der Mann am Steuerhebel seine Maschine halten musste. Und nur eine einzige unerwartete Windbö konnte seine Navigation zunichtemachen. Dann würde der Drehflügler unweigerlich an dem steinernen Torbogen zerschellen.
    Sollte das ein Test von Leclerc sein, um ihren Mut zu erproben?
    Kate zwang sich dazu, nicht nach vorne auf den immer näher kommenden Arc de Triomphe zu starren. Stattdessen wandte sie sich Leclerc zu und schenkte ihm ihr süßestes und unschuldigstes Lächeln.
    „Ich bin schon sehr gespannt auf das Dinner, Mr Leclerc. Ich hoffe auf französische Spezialitäten, von denen ich meinen Freundinnen in London Beeindruckendes berichten kann.“
    Während Kate diese Worte aussprach, rauschte der Drehflügler zwischen den links und rechts aufragenden Granitbögen des Monuments hindurch. Nach Kates Schätzung waren auf jeder Seite nur wenige Inches Luftraum zwischen den eisernen Rotorenblättern und den Steinmassen des Triumphbogens.
    Ja, sie fürchtete sich in diesem Moment. Aber sie ließ es sich dem Bohemien gegenüber nicht anmerken.
    Kates Herz hämmerte so schnell wie die Kolben einer Arlington-Maschine, die auf Hochtouren läuft. Ihre Nasenflügel bebten, aber irgendwie schaffte sie es, ihre Lippen zu einem süßsauren Lächeln zu formen. Kate schaute den Bohemien von der Seite an.
    „Wirklich ein beeindruckendes Bauwerk, Mr Leclerc. In London gibt es so etwas nicht. Wenn wir die Passagiere beeindrucken wollen, dann müssen wir uns darauf beschränken, eine Runde um die Nelson-Säule am Trafalgar Square zu drehen. Ich nehme an, der Name Horatio Nelson sagt Ihnen etwas? Denn dieser Admiral fügte bekanntlich Ihrer französischen Kriegsflotte eine empfindliche Niederlage zu.“
    Eigentlich hatte Kate vorgehabt, sich bei Leclerc mit dieser kleinen Stichelei für die halsbrecherische Triumphbogen-Durchquerung zu
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