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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 5

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 5

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 5
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Karrenschieber, der das Arbeiten gelernt hatte.
    Nein, dieser Mann war keineswegs perfekt. Kate fühlte sich plötzlich sehr erleichtert, als ihr diese Tatsache deutlich geworden war. Das Lächeln kehrte auf ihr Gesicht zurück, ihre zeitweilige Verunsicherung verschwand.
    Der Ober verschwand und schickte den Weinkellner, der zunächst einen Sherry als Aperitif servierte. Leclerc erhob sein Glas.
    „Ich wünschte, ich wäre ein Magier und könnte Ihre Gedanken lesen, die so unentwegt für Heiterkeit auf Ihrem schönen Antlitz sorgen. – Wie auch immer, ich wünsche uns einen unvergesslichen Abend.“
    Kate prostete dem Bohemien augenzwinkernd zu. „Sie sollten sich nicht unnötig den Kopf zerbrechen, Mr Leclerc. Ich bin nicht die sanfte Mona Lisa, wissen Sie. Wenn Sie das Geheimnis meines Lächelns ergründen wollen, könnten Sie dabei leicht auf Granit beißen. – Dabei fällt mir ein: Welche Uhrzeit würden Sie mir empfehlen, um morgen das Mona-Lisa-Gemälde im Louvre anzuschauen?“
    Nun verzog sich auch Leclercs Mund in die Breite. Aber sein Lächeln hatte etwas Wölfisches. So, als wäre er ein Raubtier, das mit seiner Beute vor dem Angriff noch etwas spielen will. „Mona Lisa? Sie müssen mir nicht länger eine Komödie vorspielen, Miss Fenton. Sie mögen so manches sein – aber Sie sind ganz gewiss keine dieser Gänse aus der englischen Oberschicht, die sich nur für Kunstwerke und Stickereien interessieren. Und natürlich dafür, auf dem Heiratsmarkt eine möglichst gute Partie zu machen.“
    Kates Herzschlag beschleunigte sich. Leclerc hatte sie also wirklich durchschaut! Doch wie viel wusste oder ahnte er über sie? Das musste sie nun vorsichtig herausbekommen. Kate gab ihrer Stimme einen gekränkten Unterton, als sie antwortete. „Dann ziehen Sie also meine Verlobung in Zweifel, Mr Leclerc? Darf ich fragen, wie Sie zu Ihren Unterstellungen kommen?“
    „Ganz einfach, Miss Fenton: Ihre Hände sind nicht die Finger einer jungen Lady, die immer nur mit Häkelnadel und Kaviarlöffel hantiert. Man sieht ihnen deutlich an, dass Sie mit körperlicher Arbeit Ihr Brot verdienen.“
    Kate errötete vor Ärger. Sie schämte sich nicht für ihren Beruf, schließlich war sie mit Leib und Seele Dampfkutterpilotin. Aber wie hatte sie so unvorsichtig sein können, bei ihrem Treffen mit Leclerc auf Handschuhe zu verzichten? Gewiss, ihren Schlagring führte sie in der Handtasche mit sich. Aber das war auch kein Trost. Ihre Hände waren rot, rau und mit zahlreichen vernarbten Blessuren übersät. Es waren die Finger einer Frau, die nicht umsonst den Spitznamen Tinker-Kate trug. Man konnte ihnen ansehen, dass diese Hände kräftig zupacken konnten.
    Kate besaß schlicht und einfach keine zu ihrem jetzigen Kleid passenden Handschuhe. Sie hatte geglaubt, darauf verzichten zu können – und nicht mit Leclercs scharfer Beobachtungsgabe gerechnet. Kate musste sich eingestehen, als Spionin in geheimer Mission eine weitaus schlechtere Figur zu machen als in ihrem eigentlichen Beruf.
    Nun musste sie retten, was zu retten war. „Zugegeben, Mr Leclerc – ich habe mich für meinen Aufenthalt in Frankreich tarnen müssen. Aber über die genauen Umstände kann ich Ihnen leider nichts preisgeben. Ich muss an Ihre Rücksichtnahme gegenüber einer Frau appellieren. Gleichzeitig sollen Sie wissen, dass mich Ihr wacher Verstand beeindruckt hat.“
    Der Bohemien nahm noch einen Schluck Sherry. „Ich bin einfach schrecklich neugierig, Miss Fenton. Aber wenn Sie nicht den herrschenden Klassen Ihres Landes entstammen, dann werden Sie es ja mit der Etikette vielleicht nicht so genau nehmen. Ich mag diese steifen Umgangsformen nicht und würde Sie viel lieber mit Ihrem Vornamen anreden.“
    Kate wusste, dass ein solcher Vorstoß bei einer echten jungen Lady aus der Oberschicht schon für einen halben Ohnmachtsanfall gesorgt hätte. Sie hatte überhaupt nichts dagegen, von Leclerc mit ihrem Vornamen angesprochen zu werden. Gleichzeitig spürte sie, dass sie ihm nun einen Schritt entgegenkommen musste. „Also gut. Sie dürfen mich Kate nennen; das ist die Kurzform von Katherine.“
    Sie glaubte, in Leclercs Augen so etwas wie einen kurzen Triumph aufblitzen zu sehen. Sah er dieses Rendezvous vielleicht als eine Art Duell an, an dessen Ende Kates bedingungslose Kapitulation stand?
    Sie nahm sich vor, ab sofort doppelt und dreifach vorsichtig zu sein. Aber das war gar nicht so einfach, denn sie fühlte sich trotz der Gefahr von
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