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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 5

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 5

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 5
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rächen. Doch der Franzose schien in seinen vaterländischen Gefühlen nicht getroffen worden zu sein. Stattdessen wurde sein Lächeln noch breiter.
    „Wir, Miss Fenton? Man könnte beinahe annehmen, dass Sie selbst am Steuer eines Drehflüglers stehen würden. Das ist doch eine recht absurde Vorstellung, nicht wahr?“
    Kate biss sich auf die Lippe. Wieder einmal wurde ihr klar, dass sie in Leclerc einen ebenbürtigen Gegner vor sich hatte. Um ein Haar hätte sie sich selbst verraten. Dieses Versteckspiel fiel ihr ohnehin nicht leicht. Am liebsten hätte sie dem selbstverliebten Schönling an den Kopf geknallt, dass sie eine erstklassige Dampfkutter-Pilotin war und ihre Fähigkeiten nicht verstecken musste. Doch stattdessen blieb ihr nichts anderes übrig, als mit Worten zurückzurudern.
    „Äh, das ist ein Missverständnis, Mr Leclerc. Die Mehrzahl bezog sich auf meine Landsleute. Wir Engländer, wenn Sie so wollen. Und der Gedanke, dass ein zartes weibliches Wesen eine so ehrfurchtgebietende Maschine wie einen Dampfkutter bedienen könnte, ist wirklich vollends lächerlich.“
    Kate klimperte mit den Wimpern, während sie mit diesen Sätzen gegen ihre eigenen inneren Überzeugungen verstieß. Aber sie führte sich vor Augen, dass die Rettung des unschuldig zum Tode verurteilten Jeremy Summers fast jedes Opfer wert war. Sie war stolz auf sich, weil sie gerade eben noch die Kurve gekriegt hatte. Und Leclerc schien immerhin nicht bemerkt zu haben, dass sie vor wenigen Minuten vor Furcht beinahe erstarrt gewesen war.
    Der französische Drehflügler landete auf einem mit Kopfsteinen gepflasterten Platz, der von modernen eisernen Laternen illuminiert wurde. Offenbar funktionierten diese Leuchten mit Hilfe von Elektrizität, wie Kate sofort erkannte. Sie unterschieden sich jedenfalls deutlich von den Gaslichtern, die in London üblich waren.
    Leclerc sprang von der Passagierbank und war seiner Begleiterin galant beim Aussteigen behilflich. Der Bohemien war offenbar kräftig, seine Bewegungen waren flüssig und energisch. Kate musste sich eingestehen, dass die kurze Berührung seiner warmen starken Männerhand ihren Puls in die Höhe trieb. Doch sie wollte von dieser Empfindung nichts wissen und schob ihre Unruhe auf die ungewohnte Situation. Schließlich musste sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben als eine Frau ausgeben, die sie nicht war. Und darin hatte Kate keine Übung, denn sie liebte eigentlich Ehrlichkeit und klare Verhältnisse.
    Sie versuchte, sich ganz auf ihre Mission zu konzentrieren. Vielleicht ließ sich Leclerc ja von ihr aushorchen, wenn sie es geschickt anstellte. Und dafür war es zweifellos nötig, dass Kate ihn um den Finger wickelte. Die Frage war nur, ob sie mit diesem undurchschaubaren Mann genauso umspringen konnte wie mit irgendwelchen angetrunkenen Verehrern in einem Londoner East End-Pub.
    Das Etablissement, in das Leclerc sie nun führte, hatte jedenfalls mit einer englischen Arbeiterkneipe nicht die geringste Gemeinsamkeit. Das Restaurant Bilcourt erinnerte Kate an den Kristallpalast, der in London anlässlich der Weltausstellung errichtet worden war. Die vornehme Pariser Speisewirtschaft war zwar wesentlich kleiner als das berühmte Gebäude im Hyde Park, aber es wirkte trotzdem sehr geräumig. Das lag zweifellos an den unzähligen elektrischen Lampen, deren Schein sich im Wasser der Seine wiederspiegelte. Das Restaurant Bilcourt war nämlich unmittelbar in Ufernähe errichtet worden.
    Ein Ober im schwarzen Frack empfing das ungleiche Paar. Kate verstand den Wortwechsel nicht, weil Leclerc mit seinem Landsmann natürlich Französisch redete. Aber der Bedienstete führte sie zu einem mit weißem Leinen eingedeckten Tisch am Fenster. Von dort aus hatte man einen Panoramablick auf den gemächlich dahin strömenden Fluss und die vielen Gebäude am gegenüberliegenden Ufer der Seine. Nun verstand Kate, warum Paris auch als Lichterstadt bezeichnet wurde. Sie musste sich eingestehen, dass diese Stadt einen eleganteren Eindruck machte als ihr heimatliches London, das oft genug sehr neblig und kalt war.
    Kate spürte die neugierigen Blicke der übrigen Gäste. Es war ihr bewusst, dass sie mit ihren tomatenroten Korkenzieherlocken und ihrem billigen Kleid aus dem Rahmen fiel. Und doch glaubte sie, in den Blicken der anwesenden Gentlemen so etwas wie Hochachtung gegenüber Leclerc lesen zu können. Ob der Bohemien sogar beneidet wurde, weil er sich mit einer abenteuerlichen Erscheinung wie
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