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Hoellenprinz

Hoellenprinz

Titel: Hoellenprinz
Autoren: Zara Kavka
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Schreie an ihr Ohr, immer lauter, aber dumpf und weit weg. Sie nahm die Szenerie wahr wie durch einen Schleier, als hätte ihr Gehirn zum Schutz einen Filter eingeschaltet. Zwei Mädchen saßen im Gras und schluchzten. Ein anderes rannte brüllend zurück Richtung Zeltplatz. Ein Junge blickte auf den toten Daniel, schüttelte seinen Kopf und rief ständig: »Scheiße! Scheiße! Scheiße!« Ein anderer direkt neben Ela fummelte an seinem Handy rum und sprach davon, einen Krankenwagen anzurufen. Der Typ, der Ela weggezogen hatte, machte irgendwas mit Daniel, sie hatte keine Ahnung, was…
    Alle schienen sich in Zeitlupe zu bewegen. Viele Fragen, viele Bewegungen, zu viele. Ela schloss die Augen.
    Â»Hat schon wer einen Krankenwagen und die Polizei gerufen?«, fragte jemand.
    Â»Krankenwagen kommt«, antwortete der Handymensch neben ihr.
    Â»Und die Polizei?«
    Â»Ela. Hast du schon irgendwo angerufen?«
    Ela erschrak. Das war Lukas’ Stimme. Er war sehr blass und seine Stimme zitterte. Er stand neben Caro. Die schluchzte. Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Lukas wiederholte seine Frage und Ela schüttelte den Kopf.
    Â»Ich mach das«, sagte der Junge neben Ela und wählte.
    Caro.
    Ela erhob sich. Sie wollte zu Caro, an ihrer Seite würde sie vielleicht verstehen, was hier gerade passierte. Als sie bei ihr ankam, legte sie eine Hand auf ihre Schulter. Doch da drehte Caro sich um und rannte davon.
    Â»Du bist ja voller Blut!«, rief Sophie entsetzt und musterte Ela von Kopf bis Fuß. Ela blickte an sich runter und sah, dass der ganze Pulli tatsächlich rotbraun verschmiert war, auch ihre Hände waren voller Blut. Daniels Blut. Ihr wurde übel und sie konnte gerade noch ein paar Schritte in den Wald stolpern. Dort erbrach sie sich auf dem Waldboden und setzte sich anschließend ein paar Meter weiter weg, mehr schaffte sie nicht.
    Von hier aus hörte sie die Sirenen kommen. Bald sah sie durch die Bäume die Blaulichter aufblinken. Männerstimmen gaben Befehle, stellten Fragen, eine Frauenstimme sprach etwas durch ein Megafon. Ela verstand nichts davon und legte sich auf den Waldboden. Sie wollte nichts hören. Dieser Albtraum durfte nicht wahr werden. Sie musste einfach nur weiterschlafen, dann war alles wieder gut.
    Â»Michaela, aufwachen, bitte.«
    Ela öffnete die Augen und sah in ein fremdes Frauengesicht.
    Â»Bist du Michaela Janzen?«
    Ela schwieg.
    Â»Ich bin Hauptkommissarin Volkmann.«
    Daniel ist tot, schoss es Ela durch den Kopf. Sie hatte nicht geträumt. Erschöpft schloss sie wieder die Augen.
    Â»Michaela?«
    Â»Ja«, antwortete Ela und erschrak von ihrer eigenen Stimme. Sie war entweder durch den Alkohol oder durch das Schreien um mindestens eine Oktave gesunken. Sie hustete und ihr Mund war trocken.
    Â»Kann ich was zu trinken bekommen?«
    Â»Natürlich. Komm, steh erst einmal auf.«
    Die Kommissarin griff Ela unter die Arme und half ihr hoch. Elas Kopf meldete sich wieder und alles drehte sich.
    Die Kommissarin hakte Ela unter und führte sie zum Krankenwagen, der auf dem Feldweg vor dem Zeltplatz stand. Die Szenerie hatte sich vollkommen verändert. Aus einer romantischen Waldlichtung war ein Tatort geworden, der wie ein Filmset aussah. Das konnte nicht echt sein.
    Beamte der Spurensicherung liefen in weißen Anzügen über den Platz, das gesamte Gelände war mit einem rot-weißen Band abgesperrt. Einige Jugendliche hatten begonnen, ihre Zelte abzubauen, andere sprachen mit Polizisten, viele standen in Grüppchen beieinander. An der Feuerstelle saß Sebastian, ein Polizist, den Ela kannte. Er hielt Sophie in den Armen. Trotz der Geschäftigkeit lag eine eigentümliche Stille über dem Platz, die bereits jetzt versprach, dass dies ein weiterer heißer Sommertag werden würde.
    Am Krankenwagen angekommen, gab die Kommissarin Ela eine Flasche Wasser. Sie trank sie zur Hälfte leer. Sofort nahm das Pochen in ihrem Kopf etwas ab.
    Â»Hier, setz dich.« Die Kommissarin deutete auf das Trittbrett des Krankenwagens und Ela setzte sich.
    Â»Ich habe gehört, dass du Daniel entdeckt hättest. Stimmt das?«
    Â»Ja.«
    Â»Würdest du mir erzählen, wie du ihn gefunden hast?«
    Ela hielt sich an der Wasserflasche fest, sah, wie Caros Körper vor Schluchzern zuckte und wie sie von Lukas getröstet wurde. Ich muss zu ihr, dachte Ela und stand so schnell
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