Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoellenprinz

Hoellenprinz

Titel: Hoellenprinz
Autoren: Zara Kavka
Vom Netzwerk:
hatte sie davon schon von anderen, aber sie hatte sich noch nie selbst bis zur Besinnungslosigkeit betrunken. Im Gegenteil, die Alkoholleichen auf Partys widerten sie an. Wie sie lallten und kotzten und Dinge taten, für die Ela sich den Rest ihres Lebens schämen würde. Sie hoffte inständig, dass sie nichts Peinliches getan oder gesagt hatte.
    Ein. Aus. Ein. Aus.
    Okay, das ist jetzt erst mal egal, versuchte sie, sich zu beruhigen, und konzentrierte sich darauf, die nächsten Schritte zu überlegen. Erst musste sie etwas trinken und dann einen anständigen Schlafplatz finden und ihren Rausch ausschlafen. Viele hatten Zelte mitgebracht, da würde sie sich schon irgendwo dazulegen können. Ihr Zustand war so gruselig, dass sie sich zur Not sogar zu Daniel und Caro legen würde. Nach einer guten Portion Schlaf kamen die Erinnerungen sicherlich zurück. Dem Licht nach zu urteilen, konnte es höchstens fünf Uhr morgens sein. Es herrschte absolute Stille, nur hier und da hörte sie ein Rascheln im Laub und das erste Vogelgezwitscher. Keine menschlichen Geräusche. Alle schienen noch zu schlafen.
    Vorsichtig stand sie auf und sofort wurde ihr schwindelig. Ihr Kopf drohte zu platzen. Sie hielt sich an einem mickrigen Baum neben dem Stumpf fest, doch der gab ihr keinen Halt. Also setzte sie sich wieder, diesmal auf den Baumstumpf. Wie bescheuert war sie eigentlich gewesen, dass sie sich so hatte volllaufen lassen und vor allem, warum?
    Ein. Aus. Ein. Aus.
    Von hier aus konnte sie durch die Bäume einen kleinen Teil des Geländes überblicken. Die Zelte standen am anderen Ende, außer Hör- und Sichtweite. Die Chance, dass niemand etwas von ihrer Blackout-Waldschlaf-Aktion mitbekommen hatte, war relativ groß. Sie startete noch einmal den Versuch aufzustehen, diesmal ganz langsam. Gut. Jetzt einen Fuß vor den anderen setzen, ihr Gang war ziemlich wacklig, aber sie kam vorwärts. Jetzt ein Schlafplätzchen finden und dann würde alles gut werden.
    Links. Rechts. Links. Rechts.

2
    E la stutzte. Was war das? Dahinten lag noch jemand.
    Links. Rechts. Links. Rechts.
    Das gibt’s doch gar nicht, dachte sie, als sie den Schlafenden erkannte. Das ist Daniel. Er hatte auch auf dem Waldboden geschlafen, in ihrer Nähe, nicht mit Caro in einem Zelt. Was war passiert? Ein wenig schämte sie sich für die Freude, die sie bei diesem Anblick empfand. Sie ging auf ihn zu.
    Â»Daniel?«
    Keine Regung. Er schlief tief und fest. Kurz überlegte sie, sich einfach neben ihn auf den Boden zu legen, sich an ihn zu kuscheln und zu warten, bis er aufwachte. Mein Gott, wie tief war sie gesunken? Nein, das würde sie nicht tun.
    Es konnte ihm hier auf dem Waldboden nicht viel besser gehen als ihr, also beschloss sie, ihn zu wecken.
    Â»Daniel?«
    Er reagierte nicht.
    Sie hockte sich neben ihn. Er lag wie ein Baby zusammengekauert, das Gesicht in die Armbeuge gegraben, die Knie angewinkelt. Sie empfand unendliche Zärtlichkeit, wie sie ihn so da liegen sah. Doch etwas stimmte nicht. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, was es war: Er atmete nicht. Er lag völlig bewegungslos da.
    Â»Daniel!«, sagte sie jetzt etwas lauter und mit einem Anflug von Panik in der Stimme. Sie rüttelte ihn an der Schulter.
    Nichts. Eine Ahnung überkam sie und mit ihr heftiges Herzklopfen.
    Sie rüttelte jetzt so stark an ihm, dass sein Arm kraftlos mitgerissen wurde und eine Seite seines Gesichts freigab. Es war blutverschmiert. Ela schrie auf, suchte hektisch seinen Puls unterhalb des Handgelenks und spürte nichts. Sie drehte ihn um, damit sie seinen Herzschlag erfühlen konnte. Doch das brauchte sie nicht mehr. Denn als Daniel auf dem Rücken lag, blickte er sie aus starren Augen an, ohne sie anzusehen.
    Geschockt starrte sie zurück, dann verwandelte sich Elas Körper in einen einzigen Schrei. Sie schrie und schrie und klammerte sich an den leblosen Daniel und schrie und schrie…

3
    E rst als sie jemand von hinten an den Schultern packte und von Daniel wegzog, hörte Ela auf zu schreien. Ein fremder Junge, von dem sie nur wusste, dass er einer der Abiturienten war, stellte sie ein paar Meter entfernt von dem leblosen Körper ab wie einen Gegenstand, ließ sie dort stehen und ging zurück zu den anderen. Ela schaute ihm hinterher und sah nun erst, dass bereits einige in den Wald gekommen waren. Als würde sich ein Lautsprecherregler aufdrehen, drangen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher