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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
Autoren: Gregory Benford
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Vorwort
     
    von Jack McDevitt
     
     
    Im Laufe des letzten Jahrhunderts oder so hatten die Physiker mit uns Übrigen eine Menge Spaß. Sie haben uns erzählt, dass wir im Keller mehr wiegen als auf dem Dach, dass die Zeit schneller abläuft, wenn wir dem Bus hinterher rennen, als wenn wir auf ihn warten. Sie behaupten, der Raum könne wie Gummi gekrümmt und gedehnt werden. Ohne eine Miene zu verziehen, behaupten sie, egal, wie genau wir hinschauen, wir könnten über den exakten Ort eines Elektrons niemals Gewissheit haben. Und dann ist da noch diese Katze, weder tot noch lebendig, die darauf wartet, dass wir den Kasten öffnen …
    Die meisten von uns nehmen derlei Dinge kaum zur Kenntnis, hauptsächlich, weil Physiker sie füreinander beschreiben, und zwar in einer Sprache, die dem Rest der Welt kaum verständlich ist. Zudem widersprechen viele von diesen Konzepten schlechthin dem gesunden Menschenverstand. Schließen Sie die Kühlschranktür, und das Licht geht nicht aus, sondern in eine Art neutralen Zustand über. Schlimmer noch, wir sind außerstande, uns manche von diesen Effekten bildlich vorzustellen. Wenn die Leute anfangen, von fünf oder sechs zusätzlichen Raumdimensionen zu reden, verkriechen sich die meisten von uns unterm Bett.
    Und das ist der Punkt, wo Versuche, Wissenschaftler bei der Arbeit darzustellen, meistens mit der Realität kollidieren. Wenn Schriftsteller Forscher bei der Arbeit darstellen wollen, wie sie mitten im Prozess einer Entdeckung stecken, müssen die meisten auf die Bemerkung zurückgreifen, der Professor trage einen weißen Laborkittel und neige zur Vergesslichkeit. Oder er sei geistig verwirrt und komme nicht darüber hinweg, dass man ihm vor ein paar Jahren für diese Schwerkraftsache keinen Nobelpreis verliehen hat. Uns fehlt einfach die Erfahrung, die man für eine genaue Darstellung von Forschern benötigt; unsere Wahrnehmung ist von dem vernebelt, was wir im Kino sehen, und unser Verständnis für wissenschaftliche Abläufe ist so gut wie nicht vorhanden. Wenn Wissenschaftler in der Literatur nicht gerade Magnetrepulsatoren entwickeln, die später hoffnungslos aus dem Ruder laufen, dann waten sie selbstlos in tiefes Wasser und kommen mit Lösungen für Probleme wieder heraus, die für gewöhnliche Sterbliche unüberwindlich scheinen. Die halbe Menschheit liegt mit einem Virus von einem völlig neuen Typ darnieder? Wartet, in einer Stunde haben wir ein Impfserum für euch.
    Daher sind, wenn Wissenschaft und Literatur zusammenkommen, die Ergebnisse oft oberflächlich: Die feindliche Flotte, obwohl nach Anzahl und Feuerkraft weit überlegen, wird mit einer schlauen Taktik hinweggefegt; das außerirdische Ding lässt man durch eine magnetische Falltür fallen; nach der Bruchlandung wird die Mannschaft in letzter Minute von einer Welt gerettet, die im Begriff ist, in einen Gasriesen zu stürzen (passiert nicht alles in letzter Minute?).
    Jeder ehrgeizige Schriftsteller würde gern eine exakt umgesetzte Suche nach einer neuen Erkenntnis über die Funktionsweise des Weltalls liefern. Nichts kommt dem Triumphgefühl gleich, das diese Art Erfolg begleitet; und sei es ein Teilerfolg. Warum also sehen wir so etwas nicht öfter? Weil zu wenige von uns das Zeug haben, so etwas zu bieten.
    Es ist einfacher, den Prozess zu übergehen, der im Idealfall genau das ist, wovon Science Fiction handelt. Ich verlange nicht, dass die Geschichte den Leser mit Messwerten der Magnetresonanz und Strahlungsfluktuation überfällt. Aber wenn wir wirklich über das Wesen von Entdeckungen schreiben wollen, wenn es im Kern der Science Fiction genau darum geht, dann kompromittieren wir uns, wenn wir auf die Dramatik verzichten, die der Suche nach Verständnis innewohnt. Das Weltall hat sich schließlich als ein außergewöhnlich raffinierter Ort erwiesen, viel komplizierter, als man glaubte.
    Nur eine Handvoll Schriftsteller verfügen über den notwendigen Hintergrund und das Talent, um alles so einzurichten, dass der Leser den Forscher begleiten kann, dass er spürt, was es heißt, Beweise zu sammeln, sich durch Berge von Daten zu wühlen und sogar gelegentlichen Spott von anderen hinzunehmen, die auf demselben Gebiet arbeiten. Und letztlich die ungetrübte Hochstimmung zu erleben, wenn es möglich wird, eine Hypothese aufzustellen.
    In dieser kleinen Gruppe ragt Gregory Benford hervor, selbst ein begabter und international anerkannter Physiker. Er pflegt übrigens zu betonen, dass der Forscher letzten
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