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Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut
Autoren: Clive Cussler
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abgeworfen wurden. Langsam und
unbeholfen stieg die Sea Lotus ein kurzes Stück auf, doch weiter
kam sie nicht, denn durch das eingedrungene Wasser hatte sie
nicht mehr genügend Auftrieb. Dann sank sie allmählich und
landete auf dem Grund, wo sie eine dünne Schlickwolke
aufwirbelte.
Verzweifelt und außer sich vor Angst versuchte Qin Shang,
die Außenluke zu öffnen und sich ohne das Boot zur
Wasseroberfläche durchzuschlagen - ein wahnwitziges
Unterfangen und aufgrund der Druckverhältnisse in
hundertdreißig Metern Tiefe völlig aussichtslos.
Pitt steuerte den Newtsuit durch die Schlickwolke und blickte
durch das Guckfenster des Tauchbootes. Er dachte an die
Leichen am Grund des Orion Lake, als er zusah, wie sich der
chinesische Erzschurke zu der rasch schwindenden Luftblase
hochzog und ein letztes Mal Atem holte, ehe das eisige Wasser
des Sees in seine Nase und den weit aufgerissenen Mund
eindrang. Seine Schreie rissen ab, und dann war nur mehr ein
kurzes Glucksen zu vernehmen, als die letzte Luft aus der Sea
Lotus entwich. Kurz darauf, so als hätte jemand eine Schaltuhr
gestellt, gingen die Halogenscheinwerfer aus, und das
Tauchboot war in Dunkelheit gehüllt.
Pitt schwitzte heftig in seinem sperrigen Druckanzug. Er stand
am Grunde des Sees und starrte mit grimmiger Genugtuung auf
Qin Shangs nasses Grab. Der milliardenschwere Großreeder, der
Tausende unschuldiger Menschen unterdrückt, ausgebeutet und
ermordet hatte, würde bis in alle Ewigkeiten neben dem leeren
Schatzschiff liegen, auf das er Zeit seines Lebens so versessen
gewesen war. Ein Ende, wie es sich gehört, dachte Pitt ohne das
geringste Mitleid.
Er blickte auf, als Giordino mit der Sappho IV zurückkehrte.
»Du hast dir ja mächtig Zeit gelassen. Ich hätte umkommen
können.«
Giordino hielt das Tauchboot in der Schwebe und kam näher,
bis sie nur mehr einen halben Meter voneinander entfernt waren.
»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich die Vorstellung
genossen habe«, versetzte er lachend. »Du hättest dich mal
sehen sollen, wie du in dem Michelin-Männchenanzug
rumgehampelt bist und mit dem Rohr rumgefuchtelt hast wie
weiland Errol Flynn mit seinem Degen.«
»Das nächste Mal übernimmst du den schweren Teil.«
»Wo ist Qin Shang?« fragte Giordino.
Pitt deutete mit einer Greifzange zu dem Tauchboot. »Dort,
wo er hingehört.«
»Wie sieht's mit deinem Luftvorrat aus?«
»Reicht noch zwanzig Minuten.«
»Dann dürfen wir keine Zeit mehr vergeuden. Halt still, bis
ich meine Trosse am Hebering an deinem Helm befestigt habe.
Danach zieh' ich dich hoch.«
»Noch nicht«, sagte Pitt. »Erst muß ich noch eine Kleinigkeit
erledigen.«
Er stellte die kleinen Strahldüsen am Newtsuit an und
bewegte sich an den Aufbauten entlang nach oben, bis er zum
Ruderhaus kam. Die Wände und Schotten waren aufgeschweißt
worden, als sich die Bergungstrupps Zugang verschafft und die
in den Gängen und Passagierkabinen verstauten Holzkisten
abtransportiert hatten. Er musterte kurz die Planzeichnung vom
Schiffsinneren, die er an das runde Glasvisier des Helms geklebt
hatte, und steuerte den Druckanzug dann an der neben dem
Ruderhaus gelegenen Kapitänskajüte vorbei zur nächsten Tür.
Das Mobiliar in dem kleinen Raum lag kreuz und quer
durcheinander, war aber erstaunlich gut erhalten. Es dauerte nur
ein paar Minuten, bis er das Gesuchte gefunden hatte, worauf er
einen kleinen Beutel aus dem Werkzeuggurt des Newtsuit holte
und es einpackte.
»Du solltest dich lieber ranhalten«, ertönte Giordinos besorgte
Stimme.
»Bin schon unterwegs«, erwiderte Pitt.
Er hatte noch für drei Minuten Atemluft, als die Sappho IV
und der Newtsuit unmittelbar hintereinander auftauchten und an
Bord der Ocean Retriever gehievt wurden. Als die Techniker
ihn aus dem schweren Tauchanzug befreiten, warf er einen
Blick zu Qin Shangs Jade Adventurer. Ein Prisenkommando der
Küstenwache überprüfte gerade die Schiffspapiere und forderte
den Kapitän auf, das Hoheitsgebiet der Vereinigten Staaten
unverzüglich zu verlassen.
Als man ihm den sperrigen Anzug abgenommen hatte, beugte
sich Pitt müde über die Reling und blickte hinab ins Wasser.
Julia trat hinter ihn, schlang ihm die Arme um die Taille und
verschränkte die Hände über seinem Bauch. »Ich habe mir
Sorgen um dich gemacht«, sagte sie leise.
»Ich habe mich ganz auf Al und Rudi verlassen. Ich weiß, daß
die beiden keinen Fehler machen.«
»Ist Qin Shang tot?« fragte sie, doch sie kannte die Antwort
bereits.
Er
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