Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenflut

Höllenflut

Titel: Höllenflut
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Tunnel zum Weißen Haus zurückkehrten, erklärte
Wallace seinem Stabschef, daß er ein paar Minuten allein sein
wolle. Er saß gedankenverloren da und fragte sich, wie er wohl
von der Geschichtsschreibung beurteilt werden würde. Wenn er
doch nur Hellseher wäre und in die Zukunft schauen könnte.
Eine Gabe, die sich zweifellos jeder Präsident wünschte, seit
George Washington das Amt angetreten hatte. Schließlich
seufzte er und rief Pecorelli zu sich.
»Mit wem habe ich jetzt das Vergnügen?«
»Ihre Redenschreiber möchten sich gern ein paar Minuten mit
Ihnen unterhalten. Es geht um den letzten Schliff an Ihrer
Ansprache vor der Hispanic American College Association.«
»Ja, das ist eine wichtige Rede«, sagte der Präsident, der
allmählich wieder klar denken konnte. »Eine ausgezeichnete
Gelegenheit, meinen Plan zur Gründung einer Bundesbehörde
für Kunst und Kultur zu verkünden.«
In den Amtsräumen des Präsidenten war wieder der Alltag
eingekehrt.
56
    »Wie schön, daß Sie sich wieder mal sehen lassen«, sagte
Katie, die in der offenen Haustür stand. »Kommen Sie bitte rein.
Ian sitzt draußen auf der Veranda und liest die Morgenzeitung,«
    »Wir können nicht lange bleiben«, sagte Julia, als sie in den
Eingang trat. »Dirk und ich müssen mittags wieder nach
Washington zurückfliegen.«
    Pitt folgte den beiden Frauen ins Haus. Er hatte einen kleinen
Holzkasten unter den Arm geklemmt. Sie gingen durch die
Küche und traten hinaus auf die Veranda. Draußen auf dem See
ging eine steife Brise, und das Wasser war ziemlich kabbelig.
Etwa eine Meile vom Ufer entfernt lief ein Segelboot hart am
Wind. Gallagher stand mit der Zeitung in der Hand auf.
    »Dirk, Julia, schön, daß ihr vorbeischaut«, rief er mit
dröhnendem Baß.
»Ich mach' uns rasch einen Tee«, sagte Katie.
Pitt hätte so früh am Morgen lieber Kaffee getrunken, doch er
    lächelte nur. »Aber gern.«
»Ich hoffe doch, daß ihr uns erzählt, wie die Bergung
gelaufen ist«, sagte Gallagher.
Pitt nickte. »Deswegen sind wir hergekommen.«
Gallagher winkte sie zu den Stühlen, die rund um einen
Picknicktisch auf der Veranda standen. »Laßt euch nieder.«
Als sie sich an den Tisch setzten, stellte Pitt den Holzkasten
zwischen seine Füße, Nachdem Katie den Tee gebracht hatte,
    berichteten Pitt und Julia von der Bergungsaktion und
beschrieben die Schätze, die sie mit eigenen Augen gesehen
hatten, weil die Transportkisten zerbrochen waren. Qin Shang
indessen erwähnten sie mit keinem Wort - Ian und Katie wußten
ohnehin nicht, wer das war. Sie erzählten ihnen allerdings, daß
Giordino die Knochen des Pekingmenschen entdeckt hatte.
    »Der Pekingmensch«, sagte Katie versonnen. »Die Chinesen
verehren ihn als ihren ältesten Ahnen.«
»Behalten wir einen Teil der Kunstschätze?« fragte Gallagher.
Pitt schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Soweit ich weiß,
will Präsident Wallace den gesamten Schatz an die
Volksrepublik China zurückgeben, aber erst nachdem er auf
einer Wanderausstellung in den Vereinigten Staaten gezeigt
worden ist. Die Knochen des Pekingmenschen sind bereits auf
der Heimreise.«
»Stell dir bloß vor, Ian«, sagte Katie und blickte ihren Mann
liebevoll an, »Das hätte alles uns gehören können.«
Gallagher tätschelte ihr Knie und lachte herzhaft los. »Wo
hätten wir das Zeug denn hintun sollen? In unserm Haus steht
jetzt schon so viel chinesischer Plunder rum, daß wir glatt ein
Museum aufmachen könnten.«
Katie verdrehte die Augen und gab Gallagher einen heftigen
Klaps auf die Schulter. »Du irischer Dickkopf, dir gefallen diese
Sachen doch genausosehr wie mir.« Sie wandte sich an Julia,
»Sie müssen Ian entschuldigen. Der ist und bleibt ein
Rauhbein.«
»Wir müssen allmählich wieder weiter«, sagte Julia, obwohl
sie nur ungern aufbrach.
Pitt bückte sich, hob das Kästchen hoch und überreichte es
Katie. »Ein Mitbringsel von der Princess Dou Wan. Ich glaube,
das steht Ihnen zu.«
»Ich hoffe, es stammt nicht von dem Schatz«, sagte sie
überrascht. »Das wäre ja Diebstahl.«
»Keine Sorge, es gehört Ihnen«, beruhigte Julia sie.
Langsam, beinahe ängstlich, öffnete Katie den Deckel. »Das
begreife ich nicht«, sagte sie verdutzt. »Sieht aus wie die
Knochen von einem kleinen Tier.« Dann sah sie den kleinen
goldenen Drachen, der an dem verblichenen roten
Lederhalsband hing. »Ian! Ian!« rief sie, als ihr plötzlich ein
Licht aufging. »Schau, sie haben mir Fritz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher