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Hoellenfeuer

Hoellenfeuer

Titel: Hoellenfeuer
Autoren: Peter Conrad
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kleineren Menschenmenge wäre es unauffällig gewesen und sicher untergegangen, doch löste ihre kleine Statur und der verunsicherte Blick beständig das Gefühl aus, ein Auge auf sie haben zu müssen.
    „Es ist noch nie ein Mensch hier gewesen “, sprach die Gestalt im Spiegel. „Wirst du mir deinen Namen sagen?“
    Eleanor zuckte zusammen. „Eleanor ...“, stammelte sie. „Mein Name ist Eleanor“.
    „Sag, Eleanor. Wie kommst du hierher?“, fragte die Gestalt im Spiegel.
    „Ich... ich weiß nicht“, stotterte Eleanor leise. „Ich glaube, ich träume...“
    Wieder lachte das Gesicht im Spiegel leise und bei diesem Anblick musste auch Eleanor unwillkürlich lächeln.
    „Das erklärt vielleicht einiges. Aber du bist die erste hier und eigentlich können Menschen nicht hierher kommen“, sprach das Wesen im Spiegel.
    Erst jetzt fiel Eleanor auf, wie unendlich wohlklingend die Stimme war. Sie war sanft und doch stark und fest, offen und ohne Falschheit. Und jedes Mal wenn sie erklang, lief ein Schauer durch Eleanors Körper, so angenehm und freundlich war sie. Eleanor hätte dieser Stimme sicher stundenlang zuhören können. Zum ersten Mal seit langer Zeit wie es schien, lächelte Eleanor. Sie lächelte das Gesicht im Spiegel an und dieses lächelte zurück.
    Dies war der Augenblick, in dem Eleanor erwachte, weil eine Hand sie an die Schulter fasste und an ihr rüttelte.
     
    ...
     
    Mit einem Schrei richtete Eleanor sich in ihrem Bett auf und Schwester Emily und eine weitere Person sprangen vor Schreck zurück.
    Mit wildem Blick sah Eleanor sich schwer atmend um. Der Schweiß lag ihr auf der Stirn und sie zitterte am ganzen Körper.
    Der Mann an Schwester Emilys Seite zückte eine kleine Taschenlampe und leuchtete in Eleanors Augen um ihre Pupillenreaktion zu prüfen.
    „Mein Gott, sie steht ja völlig neben sich “, meinte er und wandte sich zur Schwester um. „Sie sagten, sie hat  Tetradyxol bekommen? Offenbar verträgt sie es nicht sonderlich gut.“
    Schwester Emily nickte , ließ jedoch den Blick nicht von Eleanor, die noch immer schwer atmend im Bett hockte und sich mit wildem Blick panisch umsah. Dann ließ sie sich neben Eleanor auf der Bettkante nieder und streichelte ihr unbeholfen über den Rücken.
    „Es ist alles gut, Kleines “, sagte sie freundlich. „Du hast sehr  fest geschlafen und nicht auf mein Wecken reagiert. Da musste ich dich anfassen...“
    Mit diesen Worten griff sie neben sich zu dem kleinen Beistelltischchen, auf dem sie das Frühstückstablett abgestellt hatte und zog es an Eleanors Bett heran.
    „Lass es dir schmecken. Um 10.00 Uhr hast du einen Termin bei Dr. Marcus. Ich werde dich rechtzeitig abholen.“
    Sie strich Eleanor noch einmal über den Kopf. Dann stand sie auf und ging mit dem begleitenden Arzt zur Tür. Die beiden verließen den Raum, nicht ohne sich noch einmal mit unsicherem Blick zu Eleanor umgedreht zu haben, und schlossen dann die Tür hinter sich.
    Irritiert wandte Eleanor ihren Blick auf das Frühstückstablett vor ihrer Nase. Dann schreckte sie erneut auf, als sie plötzlich Stimmen vor der Tür vernahm.
    „Wir müssen es Dr. Reynold, dem Laborleiter melden.“
    „Aber sie hat sich nur erschreckt, als ich sie anfasste “, war die Stimme von Schwester Emily zu hören.
    „Sie hat doch nicht einfach nur geschlafen “, erwiderte die andere Stimme aufgebracht. Offenbar gehörte sie zu dem unbekannten Arzt, der mit Schwester Emily in Eleanors Zimmer gekommen war. „Sie haben es doch auch gesehen, Schwester. Ihre Augen waren weit geöffnet, trotz REM-Schlafphase. Das war vollkommen unnatürlich. Kann es sein, dass sie eine Überdosis genommen hat?“
    „Nein, sie hat es gestern überhaupt zum ersten Mal zu sich genommen und mehr als drei Nächte hintereinander hätte sie es ohnehin nicht bekommen. Das Mittel ist zu neu, als dass man schon Testläufe zu Überdosierungen machen könnte.“
    „Vielleicht eine negative Wechselwirkung mit einem anderen Medikament?“
    „Nein, sie bekommt keine anderen Medikamente.“
    „Dann müssen wir es dem Projektleiter melden.“
    Einen Augenblick lang herrschte Stille vor der Tür. Schließlich entfernten sich die Schritte von Schwester Emily und dem Arzt.
    Eleanor saß kerzengerade im Bett und wagte kaum zu Atmen. Es war vielleicht eine Sache, dass sie die beiden vor ihrer Tür gehört hatte. Doch was Eleanor bis in die Knochen erschreckt hatte war, dass die beiden die ganze Zeit über geflüstert hatten. Und
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