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Hoellenengel

Hoellenengel

Titel: Hoellenengel
Autoren: Thráinn Bertelsson
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um
einen Mund wie den deinen zu bekommen.«
             
    Dann lachte er laut, als wäre alles unwirklich gewesen.
»Ich verstehe nicht, wie du das so auf die leichte Schulter
nehmen kannst«, sagte Dagný.
    »Wer sagt denn, dass ich es auf die leichte Schulter
nehme?«
    »Du kannst doch sogar lachen.«
    »Ich habe nie gesagt, dass ich keine Fehler habe«,
sagte Terje. »Wärst du so lieb, mir das Saftglas mit dem
Strohhalm zu reichen? Wir Mumien sind wahnsinnig
unselbstständig.«
    Nach einem Tag und einer Nacht entließ sich Terje selbst aus
dem Krankenhaus und ging zur Arbeit.
    »Mir ist egal, was alle sagen, ich möchte das
Verhör dieser Frau auf keinen Fall verpassen«, sagte er.
Und dabei blieb es.
    *****
    »Es ist egal, was ihr mit mir macht«, sagte Edda.
»Ihr könnt die Idee nicht töten. Mein
Gerichtsverfahren wird viel Interesse wecken, nicht nur hier,
sondern auf der ganzen Welt. Überall gibt es Menschen, die
Kummer haben wegen des Rauschgiftkonsums ihrer Kinder, Verwandten
oder Freunde. Mich könnt ihr einsperren. Aber Ideen kann man
nicht ins Gefängnis werfen.«
    Nach und nach stellte sich heraus, dass die Idee der Wohlverdienten
Strafe, Lex
Talionis ,
entstanden war, als Karl Viktor und Magnús gemeinsam
überlegten, wie man Bryndís, die Schwester von Karl
Viktor, rächen könne.
    Zuerst kam für sie nichts anderes infrage, als Elli vom
Octopussy und all diejenigen, die ihr das Rauschgift verschafft
hatten, zu töten.
    Die Informationen zu bekommen, die sie brauchten, war nicht schwer
­ indem sie nach Holland fuhren und mit Leuten sprachen, die
Island hatten verlassen müssen, als Elli expandierte. Zu
Beginn waren die Männer nicht sehr redselig, aber wenn man
sich nur Mühe gibt, kann man jeden dazu bringen, kein Blatt
vor den Mund zu nehmen. Der eine Dealer, den Elli von Island
verdrängt hatte, war sogar so begeistert von der Idee, das
Labor in Estland zu zerstören, dass er darum bat, bei der
Operation mitmachen zu dürfen. Was natürlich willkommen
war.
    Das Vorgehen hier zu Hause war kinderleicht. Das Einzige, was sie
überraschte, war, dass Elli versuchte, sich sein Leben zu
erkaufen, indem er seinen Vorgesetzten verriet. Allerdings machten
ihnen die anderen einen Strich durch die Rechnung, indem sie
Magnús erwischten.
    Edda berichtete, dass es ohne Magnús viel schwerer war, mit
Karl Viktor zurechtzukommen; dass er sich in den Spekulationen um
seine historische Rolle als Beschützer Europas gegen die
Invasion der Muslime verloren habe. »Ich konnte ihn nicht
mehr dazu bringen, die Website weiterzuentwickeln«, sagte
sie, »aber das macht nichts. Der Prozess, den ihr gegen mich
führen wollt, wird so viel Aufmerksamkeit erregen, dass mich
jetzt andere ablösen werden.
    Die Idee ist diese: Im Internet gibt es eine Website, die
Wohlverdiente Strafe oder Lex Talionis heißt. Dorthin
können sich alle wenden, die um Gerechtigkeit betrogen wurden.
Sie stellen dort den Sachverhalt dar und veröffentlichen den
Namen desjenigen, der ihnen Unrecht getan hat. Zum Beispiel kann
eine Frau, die vergewaltigt wurde, dieses Verbrechen dort anzeigen.
Ein Freiwilliger, der weder mit der Frau noch ihrem Vergewaltiger
in Zusammenhang steht, wird dann die wohlverdiente Strafe
vollstrecken.
    So wird die Website Lex Talionis das höchste
Gericht der Erde und die Knute der Vergeltung derjenigen, die
über eure schwächlichen Versuche, Gesetze und Regeln
durchzusetzen, nur lachen.«
    »Das ist ja alles gut und schön«, sagte Terje.
»Jetzt möchte ich dich bitten, uns zu sagen, warum
Auður Sörensen umgebracht worden ist.«
    Edda betrachtete Terje mit Gleichmut.
    »Ich habe natürlich keine Ahnung, wer Auður
Sörensen umgebracht hat. Wenn ich raten soll, würde ich
sagen, die wahrscheinlichste Erklärung ist die, dass sie
getötet worden ist, weil sie die Haupteigentümerin des
Amphetaminlabors in Estland war. Ich würde vermuten, sie wurde
getötet, weil die Polizei in Island so unbeholfen ist, dass
sie die offenbaren Fakten nicht erkannt hat, nämlich dass
Elías vom Octopussy so dämlich war, dass er im Ausland
nicht einmal einen Hotdog-Stand hätte betreiben können,
und schon gar nicht eine Rauschgiftproduktion. Ich würde
vermuten, dass Elli ein Strohmann dieser intelligenten, aber
unmoralischen Person war. Er ging das Risiko ein und wurde gut
dafür bezahlt. Sie besaß die Firma und kassierte den
Gewinn.«
    »Hat Elli dir das im Sommerhaus gesagt?«, fragte
Terje.
    »Ich bin mit ihm in
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