Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hoellenengel

Hoellenengel

Titel: Hoellenengel
Autoren: Thráinn Bertelsson
Vom Netzwerk:
unterhalten?«
    »Entschuldige«, sagte Dagný. »Lass dir
bloß nichts zustoßen in der Zeit.« Sie eilte
durch den Kuhstall nach draußen an die frische Luft. Als sie
um die Ecke des Gebäudes kam, sah sie einen grauen
Geländewagen näher kommen. Gott sei Dank kommt jemand,
dachte sie. Dann wurde ihr bewusst, dass der Mann, der Terje
gefangen genommen hatte, wahrscheinlich auch Komplizen hatte. Sie
ging in Deckung und beobachtete den Geländewagen, wie er auf
den Vorplatz fuhr. Beinahe hätte sie einen Freudenschrei
ausgestoßen, als sie Víkingur auf der Fahrerseite
aussteigen sah, wunderte sich dann aber, dass kurz darauf Randver
erschien und auf derselben Seite des Autos ausstieg. Sie blieben,
scheinbar Hand in Hand, stehen.
    Dann öffnete sich die Beifahrertür und es erschien eine
große ältere Frau, die den Männern mit der Faust zu
drohen schien. Dagnýs Herz machte einen Sprung, als ihr klar
wurde, dass die Frau sie mit einer Pistole bedrohte. Die Mutter der
Bestie?
    Dagný versuchte, klar zu denken ­ aber sie bekam ihre
Gedanken nicht in den Griff. Das Herz schlug wild in ihrer Brust.
Die Lebensgefahr, von der sie gedacht hatte, ihr entgangen zu sein,
war zurückgekehrt. Sie sprintete los und rannte so schnell sie
konnte durch den Kuhstall.
    Terje sah erstaunt auf, als Dagný durch die Tür
geschossen kam und sie hinter sich zumachte. Sie schaute ihn an und
legte ihren Zeigefinger an die Lippen:
»Psst.«
    Sie sah sich um. Der Taser war ohne Munition wertlos.
    Sie traute sich nicht, den Speer aus dem Leib des toten Mannes zu
ziehen, und außerdem war er gegen eine Pistole keine
beeindruckende Waffe. Hinten aus dem Kuhstall hörte sie
Menschen näher kommen.
    Eine Frauenstimme rief: »Karl Viktor! Karl
Viktor!«
    S-c-h-e-i-i-i-i-ße! Dagný hätte sich am liebsten
auf den Boden gelegt und geheult.
    *****
    Als Edda fragte, ob sie das Auto von Dagný kannten,
verneinten beide. Durch das Fenster sah Edda, dass eine Damentasche
auf dem Beifahrersitz lag. Sie griff nach dem Türgriff und
wollte die Tür öffnen, um in die Tasche zu schauen. Die
Tür war verschlossen. Sie zog in Betracht, die Scheibe
einzuschlagen, ließ es dann aber doch bleiben.
    Sie trat dicht hinter die beiden Männer, legte den linken Arm
um Víkingurs Taille und drückte die Pistole mit der
rechten Hand in Randvers Rücken.
    »Wenn du mich auch nur zu berühren versuchst,
erschieße ich deinen Kollegen«, sagte sie zu
Víkingur. »Erst ihn, dann dich. Jetzt vorwärts.
Da hinein.«
    Randver spürte die Pistole in seinem Rücken. Er hoffte,
dass niemand stolperte. Die Frau machte sich anscheinend Sorgen,
dass jemand irgendwo mit einer Schusswaffe auf der Lauer läge.
Deswegen klebte sie förmlich an ihnen, damit man keineswegs
auf sie schießen konnte, ohne das Leben der beiden anderen zu
gefährden.
    Als sie in das Gebäude eingetreten waren, erschraken sie
beide, als die Frau plötzlich zu rufen begann: »Karl
Viktor! Karl Viktor!«
    Keine Antwort.
    »Stopp«, flüsterte sie.
    Sie hielten inne und lauschten. Grabesstille.
    »Los.«
    Das Grüppchen schritt langsam auf eine der beiden Türen
am Ende des Raumes zu. »Wir treten alle gemeinsam ein«,
flüsterte sie. »Jetzt.«
    Víkingur und Randver quetschten sich gleichzeitig durch die
Tür und Edda folgte ihnen dichtauf, ohne den Griff um
Víkingurs Taille zu lockern.
    Sobald Edda durch die Tür getreten war, ließ
Dagný sich auf ihre Schultern fallen. Sie griff mit der
einen Hand nach Eddas Haar, zerkratzte mit der anderen ihr Gesicht
und hoffte, dass sie die Augen erwischte.
    Ein Schuss knallte.
    Edda schüttelte Dagný ab, die ungünstig fiel. Sie
konnte sich nicht mit ihren Händen schützen, sodass sie
auf dem Gesicht landete und spürte, wie die Zähne in
ihrem Mund brachen. Im gleichen Moment fiel Randver zu Boden. Die
Handschellen rissen an Víkingurs Hand, sodass er das
Gleichgewicht verlor und ebenfalls stürzte.
  
     
    Edda rieb sich die Augen und versuchte, das Blut abzuwischen, das
ihr die Sicht vernebelte, während im selben Moment
Víkingur mit großer Kraft gegen ihr linkes Knie trat,
sodass sie hintenüber stürzte und mit dem Kopf gegen die
Tür knallte.
    Dagný hielt beide Hände vor den Mund, der mit Blut
gefüllt war, und traute sich nicht, die Zunge zu bewegen, vor
Angst, zu spüren, dass die Schneidezähne abgebrochen
waren.
    »Dagný!«
    Es war Terje, der schrie.
    »Dagný. Nimm die Pistole.«
    Durch einen roten Nebel sah Dagný, dass die Frau, deren Kopf
an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher