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Hölle mit Vollpension

Hölle mit Vollpension

Titel: Hölle mit Vollpension
Autoren: Carter Brown
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Schlückchen Brandy, dann musterte sie uns ungnädig.
    »Erstens, die Fakten«, begann sie kurzangebunden. »Früher war es stets meine Sache, Trudy Lambert für die Agentur zu betreuen. Als sie sich plötzlich weigerte, weiterhin zu filmen, gab mein Chef mir die Schuld daran, ungerechterweise. Meiner Karriere bekam das nicht gerade gut. Ich habe vor, spätestens bis zu meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag stellvertretende Leiterin der Agentur zu sein, und dafür bleiben mir nur noch sechs Monate .«
    »Wenn ich etwas mehr hasse als ehrgeizige Weiber«, informierte Boris mich düster, »dann solche, die Fremde mit ihrer Lebensgeschichte anöden .«
    Die grauen Augen glitzerten kalt, als die Brünette ihm einen sekundenlangen Blick zuwarf und dann gelassen »Klappe !« sagte.
    »Sie erwähnten, daß die Agentur noch einen letzten Versuch machen will ?« schaltete ich mich schnell ein, ehe Boris seinen neuen Kübel Wodka-Martini über ihrem aparten Dutt auskippen konnte.
    »Mr. Buchanan selbst hat diese Entscheidung getroffen«, sagte sie ehrfürchtig. »Nachdem er erfahren hatte, daß das Studio euch zwei Trantüten nach England schicken will, damit ihr Trudi überredet. >Es besteht stets die Hoffnung<, führte Mr. Buchanan aus, >daß blinde Hühner dort ein Korn finden, wo der Sehende vergeblich suchte.< Also ist es meine Aufgabe, mich zur Verfügung zu halten und — für den unwahrscheinlichen Fall, daß Sie Erfolg haben — Trudis Hand bei der Unterschrift zu führen, ehe sie Zeit zum Nachdenken hat und abermals kneift.«
    »Sie kommen mit uns ?« Boris erstickte fast an seinem Drink.
    »Ich habe für denselben Flug gebucht«, meinte sie ruhig. »Seien Sie dankbar, Slivka! Ich kann Ihnen beiden die Wege ebnen. Meines Wissens nach betrachtet mich Trudi immer noch als ihre Freundin, und wird uns — wenn wir ein bißchen Glück haben — in ihr Haus auf die Insel einladen .«
    »Eine Insel ?« staunte ich.
    »Sie ist nur drei Morgen groß und liegt im Oberlauf der Themse«, sagte sie. »Das Haus ist geräumig und sehr modern. Trudi hat es vor ein paar Jahren gekauft, als sie in England drehte. Wie hieß der Film noch — irgend etwas mit >Hand<...«
    »>Hand des Ruhms<«, fiel Boris prompt ein. »Ein gutes Drehbuch, wurde von der Regie abgewürgt und von den Schauspielern fast gerettet. Trudi Lambert spielte eine Frau, die von dem Augenblick an dem Verderben geweiht ist, als sie einem Hexer verfällt .«
    »Hört sich an wie ein Fernsehstück«, sagte ich mit der ganzen Verachtung eines Autors, der gerade vom Fernsehen zum Film avanciert ist.
    Boris seufzte leise. »Es war keine Parodie, Brüderchen. Die >Hand des Ruhms< ist ein altes Zauber-Requisit, das bis aufs vierzehnte Jahrhundert zurückgeht. Man gewinnt es, indem man die Hand eines Gehenkten abtrennt, fest in ein Stück vom Leichentuch wickelt, jeden Rest Blut herauspreßt und sie dann in Salzlauge beizt. Am Schluß wird sie in der Sonne getrocknet — und ist fertig zum Gebrauch .«
    »Igitt.« Amantha Hardy verzog das Gesicht. »Widerlich!«
    »Es war auch ihr letzter Film, soweit ich mich erinnere«, sagte Boris.
    Sie nickte. »Sofort danach zog sie in dieses Haus, und seither hat sie dort gewohnt .«
    »So stelle ich mir meine Zukunft vor — ein reicher Nichtstuer«, sagte Boris voller Neid. »Zuerst kauft man sich eine Insel, und wenn man dann Rom, Paris und London satt hat, kann man sich immer in sein Refugium zurückziehen .«
    »Sie hören gar nicht zu, Slivka !« schimpfte die Brünette. »Vom Augenblick an, da sie zum erstenmal den Fuß auf die Insel setzte, und das ist etwa achtzehn Monate her, hat Trudi Lambert sich nicht mehr an Land gerührt .«
    »Sie hat all die Zeit ohne Unterbrechung auf drei Morgen Land mitten im Fluß gelebt ?« fragte ich ungläubig. »Warum?«
    »Na ja«, Amantha Hardy zuckte ärgerlich mit den Schultern, »sie ist doch von dieser stupiden Idee besessen, daß sie sterben muß, sobald sie auch nur einen Schritt an Land tut .«
    »Warum ?« gurgelte Boris.
    »Das weiß Trudi allein .« Sie nahm einen zweiten kleinen Schluck Brandy. »Aber sie war schon immer so entsetzlich abergläubisch, hat ein Vermögen für Astrologen, Handleser und so weiter ausgegeben. He!« Ihre Augen leuchteten auf wie eine Ampel im Veitstanz. »Das ist vielleicht eine Idee! Ich kann ihr ja sagen, Sie beiden seien ein berühmtes Astrologenteam. Dann können Sie ihr die Zukunft voraussagen; ihr erklären, daß dieser Fluch, wonach sie beim ersten
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