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Hölle mit Vollpension

Hölle mit Vollpension

Titel: Hölle mit Vollpension
Autoren: Carter Brown
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Schritt an Land sterben muß, nur ein Haufen Mumpitz ist. Und daß ihr in dem neuen Film ein triumphaler Erfolg bevorsteht!«
    »Larry«, begann Boris vorsichtig, »das hier ist nicht nur ein Karriereweib, sondern auch eine gemeingefährliche Psychopathin! Und überhaupt — wer hätte jemals ein normales Mädchen Amantha getauft ?«
    »Es hing mir nur einfach zum Hals heraus, dauernd >Sam< gerufen zu werden, deshalb habe ich den Anfangsbuchstaben unter den Tisch fallen lassen«, erklärte unsere Tischgenossin in leicht defensivem Ton. »Und das funktioniert, denn keiner kommt auf die Idee, mich >Am< zu rufen .«
    Boris rollte vielsagend die Augen, dann griff er mit sicherer Hand nach dem Shaker. »Das Problem erwartet uns auf diesem kleinen britischen Eiland«, murmelte er. »Und da soll es warten, bis wir eintreffen .«
    »Großartige Idee«, pflichtete ich bei. »Wie wär’s, wenn Sie mit uns abendessen würden, Amantha ?«
    »Nein, danke, Baker .« Ihr Ton war schon wieder brüsk. »Ich habe noch nicht gepackt, und die Maschine startet um acht Uhr morgens, denken Sie daran !«
    »Um acht...« Stirnrunzelnd fixierte ich Boris. »Das hast du mir nicht gesagt .«
    Er lächelte ausweichend. »Brüderchen, du weißt, wie gern ich fliege. Vom Augenblick an, als ich die Startzeit hörte, habe ich versucht, sie wieder zu vergessen. Und du weißt ebenfalls, daß ich nur stockbetrunken den Mut aufbringe, in die Maschine zu steigen .« Er hob den Shaker an die Lippen und trank wie Bacchus. »Und das hier ist erst die Trockenübung dazu .«
    Amantha bohrte mir schmerzlich einen Finger in die Rippen. »Auf, Baker!«
    »Wenn Sie möchten, helfe ich Ihnen packen«, schlug ich ohne großen Optimismus vor, als ich sie vorbeiließ.
    »Nein, danke .« In einer grünen Chiffonwolke wirbelte sie an mir vorbei, nur einen Parfümhauch hinterlassend, der auf mich die Wirkung eines Instant-Aphrodisiakums hatte. »Ich bin Ihresgleichen schon mal im Schlafzimmer begegnet, Baker. Vier Hände, die in alle Windrichtungen grabschen, und eine Atmung wie ein Marathonläufer, ehe man noch die Tür von innen zugemacht hat.«
    Ich sank auf meinen Platz zurück und sah dem kessen Wippen ihrer Hinterfront nach, wie sie eilends zum Ausgang verschwand. Das war einfach nicht fair, überlegte ich säuerlich, zuerst ein Mädchen mit solch einem Körper auszustatten und ihm dann einen durch und durch frigiden Geist in den Kopf zu setzen.
    »Wenn die Maschine in Kalamitäten gerät und sie Fracht über Bord werfen müssen«, sagte Boris langsam, »dann erinnere mich daran, daß ich sie zuerst ’rausschmeiße .«

2

    Ich warf einen kurzen Blick aus dem Hotelfenster auf die vierzehn Stockwerke tiefer liegende Park Lane, wo der frühabendliche Verkehr pulsierte. Sollte er doch, dachte ich müde. Ein Transatlantikflug mit Boris Slivka war schlimmer als ein Monat im Tigerkäfig. Glücklicherweise war er beim Start in L. A. nur halbwach gewesen, doch als er eine Stunde später an Bord erwachte, ging er ganz in der Rolle eines neuzeitlichen Edgar- Allan -Poe-Charakters auf, den man lebendigen Leibes in einen fliegenden Sarg gesperrt hatte. Ich schauderte immer noch in Gedanken daran, wie er sich in London glatt geweigert hatte, von Bord zu gehen — ehe er nicht die Schwimmweste aufgeblasen hatte.
    Ein schwaches Stöhnen ertönte, und dann erschien Boris aus dem Badezimmer, das Badetuch wie eine Toga um den hageren Körper drapiert; sein gehetzter Blick ließ mich unwillkürlich an einen Bernhardiner denken, der sich zwölf Meilen weit durch den Schneesturm gekämpft und gerade entdeckt hat, daß sein Schnapsfäßchen ausgelaufen ist.
    »Ich sterbe, Towaritsch !« Boris sank in den nächsten Sessel und kniff fest die Lider zu. »Wo befinden wir uns? Schließlich, möchte man gern wissen, wo man demnächst beerdigt wird .«
    »In London, England«, knirschte ich, »und daß du überhaupt hier bist, hast du nur mir zu verdanken. Der Kapitän wollte dich schon durch die Ladeluke stoßen, irgendwo über dem Atlantik .«
    »Zu gütig.« Wieder stöhnte er auf. »Gib mir was zu trinken .«
    »Hol’ dir was«, fauchte ich. »Du mußt den Zimmerkellner rufen .«
    Boris warf den Kopf in den Nacken und heulte heiser: »Zimmerkellner !«
    Meine Nerven bebten noch, da klopfte es laut.
    »Erstaunlich«, flüsterte Boris. »Aber wie können sie wissen, was ich bestellen wollte ?«
    Die Tür flog auf, und Amantha Hardy strebte energisch herein. Sie trug ein sattgelbes
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