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Hölle mit Vollpension

Hölle mit Vollpension

Titel: Hölle mit Vollpension
Autoren: Carter Brown
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Mietwagenfirma hat mir den Weg beschrieben«, sagte sie gepreßt. »Und außerdem chauffiere nicht ich .«
    »Ich auch nicht«, warf Boris schnell ein. »Jedenfalls nicht, wenn ich trinke — und ich trinke fast immer .«
    »Sorgt bitte dafür, daß ich mich immer auf der falschen Straßenseite halte«, bat ich schwach.
    Die nächste halbe Stunde wurde zu einem verschwommenen Alptraum, in dem Autos aus allen Richtungen, einschließlich der Senkrechten, auf mich zuzurasen schienen; dann stießen wir auf eine Art Schnellstraße, und der blindwütige Terror wurde etwas erträglicher. Selbst Amanthas Angstschreie verstummten, und es wurde so still im Wagen, daß man das stetige Gluckern vom Rücksitz hören konnte, wo Boris rapide unsere Vorräte verringerte.
    »Achten Sie auf den Wegweiser nach Little-Upham-on-the-Marsh«, wies mich Amantha nach etwa zehn Minuten an. »Die Straße muß links abzweigen .«
    »In einem Ort mit diesem Namen kann doch kein normaler Mensch wohnen«, sagte ich. »Nicht einmal Trudi Lambert.«
    »Das ist nur das Dorf«, klärte mich Amantha auf. »Zu Trudis Haus sind es von da aus noch etwa drei Meilen; sie hat mir beschrieben, wie man ihr kleines Eiland erreicht .«
    »Und Sie haben’s aufgeschrieben ?« hoffte ich.
    »Ich hab’s mir gemerkt«, blaffte sie. »Es war ganz einfach !«
    Wir fanden die Abzweigung nach links und ein paar Minuten später auch das Dorf. Amantha dirigierte mich durch die Hauptstraße, und nach einem zweiten Linksabbiegen kamen wir auf eine kurvenreiche Landstraße — so eng, daß ich heimlich darum zu beten begann, es möge uns kein Fahrzeug in der Gegenrichtung entgegenkommen. Zu beiden Seiten der Straße gab es hohe Bäume — das war aber auch alles: keine Straßenlampen, keine Häuser, nichts. Unser Fernlicht schnitt einen Pfad in die Tintenschwärze voraus, ohne den dichten Wald links und rechts durchdringen zu können. Nach den ersten paar Minuten verstummte das Gluckern auf dem Rücksitz plötzlich.
    » Towaritsch ?« Boris’ Stimme klang hörbar nervös. »Ich habe das untrügliche Gefühl, daß sie den Asphalt-Teppich hinter uns wieder aufrollen .«
    »Solange sie uns damit nicht überholen...«, grunzte ich.
    »Langsamer«, kommandierte Amantha. »Wir sollten jetzt bald eine kleine Brücke erreichen, dann biegen wir scharf nach rechts ab und auf einen Feldweg ein, der zum Flußufer hinunter führt .«
    »Und dann schwimmen wir zur Insel ?« erkundigte sich Boris interessiert.
    »Es gibt einen Landesteg«, zischte Amantha. »Wir signalisieren einige Male mit dem Fernlicht, und Trudi schickt uns ein Boot .«
    Ich verringerte das Tempo, als vorn die Brücke auftauchte, dann bog ich scharf nach rechts auf den Feldweg ein. Auf alle fünfzig Meter etwa kam eine Haarnadelkurve, und schon nach zwei Minuten hatte ich restlos die Orientierung verloren. Es dauerte vielleicht weitere zwei Minuten, und dann versickerte der Weg im Nichts. Fünf Meter vor einer undurchdringlichen Barriere aus Bäumen und Unterholz hielt ich an und stellte den Motor ab.
    »So im Mondlicht sieht der Fluß ganz nett aus«, bemerkte Boris. »Aber von einer Insel sehe ich nichts .«
    »Still !« fuhr Amantha ihn an. »Trudi sagte bestimmt, wir sollten nach der Brücke scharf rechts abbiegen. Oder war es vor der Brücke ?«
    »Jedenfalls war’s ganz simpel, und Sie haben’s sich gemerkt, wissen Sie noch ?« erinnerte ich sie.
    »Auf alle Fälle war’s in dieser Richtung«, beharrte sie. »Folglich kann es zum Fluß nicht mehr weit sein .« Schmerzhaft bohrte sie mir den Ellbogen in die Rippen. »Gehen Sie nachsehen, Baker. Wahrscheinlich liegt er schon hinter diesem Haufen Bäumen und Büschen da vorn .«
    »Und viel Glück, Brüderchen«, sagte Boris würdevoll. »Falls du bis zum Morgen nicht zurückgekehrt bist, lassen wir die Schweißhunde los .«
    »Der Fluß muß direkt vor unserer Nase sein«, wiederholte Amantha.
    »Falls es sich bei ihm um die Spezies handelt, die immer nur geradeaus fließt«, antwortete Boris. »Und die ist verdammt rar, Miss Hardy. In der Regel machen Flüsse Windungen, manche sogar Schleifen. Am besten, Larry hält sich nach links, Sie halten sich nach rechts. Einer von Ihnen beiden stößt dann bestimmt aufs Ufer .«
    »Zum erstenmal seit ich Sie kenne, haben Sie was Vernünftiges gesagt, Slivka«, meinte Amantha großherzig. »Aber ich käme keine zehn Meter weit, ohne mir die Strümpfe zu zerreißen. Folglich geht Baker nach links, und Sie gehen nach
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