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Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden

Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden
Autoren: Irene Salzmann
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Kapitel 1

    Pakcheon stöhnte. Er fühlte sich elend. Sein Herz raste, und ihm war übel. Als ob er dadurch etwas an seinem Zustand ändern könnte, zog er die Decke höher und über seinen Kopf. Dabei versuchte er, sich zu entspannen, indem er sich dem trügerischen Gefühl hingab, dass ihm nichts passieren konnte, wenn er nur im Bett blieb. Aber es funktionierte nicht. Und er wollte auch nicht liegen bleiben. Konnte es nicht.
    Der Sauerstoff wurde knapp.
    Außerdem war es Zeit, und er mochte nicht unpünktlich sein.
    Spontan schob er mit einem Fuß die Decke von sich und richtete sich mit einer fließenden Bewegung auf. Das Bad war nur wenige Schritte entfernt. Würde er es schaffen, bevor er sich übergeben musste? Als er in den Raum taumelte, hielt er sich dankbar am Waschbecken fest, aber da war nichts, was hinauswollte, so gern er auch seinen Magen in der Hoffnung geleert hätte, sich danach besser zu fühlen.
    Mist!
    Nachdem er die Toilette benutzt hatte, trat er unter die Dusche. Das Wasser war fast zu heiß und so verlogen wie das Bett: Solange er unter dem Strahl stand, konnte ihm nichts passieren, existierte die Welt jenseits der Tür seiner Suite auf Vortex Outpost nicht.
    Wenn es doch so wäre!
    Aber er wusste es besser. Und es war dumm gewesen, die hüftlangen Haare nicht aufgesteckt zu haben, denn sie nun zu entwirren und zu trocknen, würde eine ganze Weile dauern – und seine Geduld in einem ungünstigen Moment strapazieren.
    Die Recycling-Anlage saugte das Wasser auf, und die restlichen Tropfen trocknete er mit einem flauschigen Handtuch ab, das er anschließend in den Reiniger steckte. Zähneputzen kam als Nächstes an die Reihe. Rasieren musste er sich nicht – Vizianer waren meist bartlos und wiesen außerdem kaum Körperbehaarung auf. Als er mit einer Bürste sein Haar zu bearbeiten begann, wünschte er, einen Ableger von Kosang mitgebracht zu haben. An Bord des Schiffes half ihm stets eine mobile Einheit der KI bei der Pflege. Früher hatte ihm Shilla oft die Bürste aus der Hand genommen. Und jetzt …
    … jetzt wünschte er, dass Junius Cornelius hinter ihn treten und … ihm das Haar kämmen würde.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Wunsch eines Tages wahr wurde, war so hoch wie die, dass sich Vortex Outpost in die andere Richtung um die eigene Achse drehen würde. Natürlich war das technisch möglich, aber es gab keinen Grund dafür.
    Und um die Realisierung von Pakcheons Phantasien war es ähnlich bestellt. Wäre er nicht so furchtbar nervös gewesen, hätte der Gedanke an Cornelius gewisse Effekte gehabt.
    Immerhin lenkte ihn der Kampf gegen die Haare ab, sodass er das schummrige Gefühl fast vergaß. Als er fertig war, streifte er sich die Unterwäsche über, schlüpfte in eine schwarze Hose und eine hoch geschlossene weiße Jacke. Auf das Frühstück verzichtete er. Das wäre jetzt … riskant gewesen. Später vielleicht. An der Tür stieg er in ein Paar schwarze, halbhohe Stiefel.
    Es war jeden Morgen dasselbe: das Unbehagen, das ihn befiel, wenn er an die Wesen dachte, die Vortex Outpost bevölkerten, deren Anliegen er als vizianischer Gesandter ein offenes Ohr schenken sollte, mit denen er reden und essen musste, die auf soziale Kontakte hofften. Aber wie alle Vizianer wäre er lieber allein und in seiner Suite geblieben, obwohl er weniger xenophob und soziophob war als die meisten seines Volkes – man hätte ihn auch über Bordcom kontaktieren können, was die meisten Spezies jedoch als zu unpersönlich und unhöflich ablehnten. Er musste sich schnellstens anpassen und seine psychischen Probleme überwinden.
    Der Schott öffnete sich.
    Ein junger Mann in adretter Uniform, vielleicht ein Diplomat oder der Sekretär eines Botschafters, lächelte Pakcheon freundlich zu. Aus der anderen Richtung kommend, eilte eine elegant gekleidete Frau an ihm vorüber, betrachtete ihn so neugierig, als wäre er ein seltenes und scheues Wundertier, das sich am Eingang seiner Höhle zeigte, und nickte zum Gruß.
    Ich bin ein geheimnisvolles Monster und verlasse meinen Bau , dachte Pakcheon selbstironisch und trat auf den Gang hinaus. Ich tue so, als wäre ich einer von euch, und wenn ihr vergessen habt, dass ich ein Monster bin, fresse ich euch. Vielleicht.
    Die Übelkeit legte sich genau in diesem Moment. Auch das war wie immer. Kaum mischte er sich unter die Menschen, Fidehis, Pentakka, Rimundis, Drupis, Sloaä und wie sie sich alle nannten, ließ seine Unruhe nach.
    Komisch!
    Er hatte keine
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