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Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden

Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 046 - Welt der Schlafenden
Autoren: Irene Salzmann
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Allerdings dachte ich, wir wären über diesen Punkt bereits hinaus. Vertrauen geht nicht nur in eine Richtung.«
    Beschämt senkte Pakcheon den Kopf. Er versuchte erneut, seine Rechte aus Cornelius’ Händen zu ziehen, und wieder wurde er festgehalten.
    »Wir waren übereingekommen, einander Zeit zu lassen«, fuhr Cornelius fort. »Doch das hat nichts mit dieser … unerfreulichen Entwicklung zu tun. Wenn ich jetzt wegen einer Kleinigkeit zu Ihnen laufe, wird man mich nicht mehr ernst nehmen. Ich muss beweisen, dass ich unabhängig bin und mich niemand zu etwas zwingen kann. Früher oder später wird man mich in Ruhe lassen. Und dann … Bitte, verstehen Sie mich.«
    »Verzeihen Sie«, flüsterte Pakcheon, nun noch peinlicher berührt. »Ich kann Ihre Beweggründe nachvollziehen … Aber diese Ungerechtigkeit … Dass Sie all das auf sich nehmen wollen … Es regt mich auf.«
    »Danke«, sagte Cornelius. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe schon ganz andere Situationen überstanden. Besuchen Sie mich bald einmal auf meiner Parkbank. Und es wäre nett, wenn Sie mir eine Übersetzung meiner Lieblingslektüre anfertigen könnten.«
    Er schob einen dünnen Ordner über den Tisch.

Kapitel 4

    Cornelius begriff sehr schnell, dass er zu einer Art Attraktion von Vortex Outpost geworden war. Schon nach nur wenigen Stunden hatte sich eine wachsende Zahl Personen im Hydro-Park eingefunden, um ihm bei seiner Morgenroutine zuzusehen und auch im weiteren Verlauf des Tages, soweit es ihnen die Freizeit erlaubte, zu schauen, ob er etwas anstellte, über das zu reden sich lohnte. Die meisten Beobachter waren weiblichen Geschlechts, aber er sah auch viele Männer und einige Nicht-Humanoiden.
    Am liebsten hätte sich Cornelius in die öffentliche Toilette zurückgezogen, bis es den Neugierigen zu langweilig wurde und sie sich zerstreuten. Aber dann hätte er sich wie ein Verlierer gefühlt.
    Notgedrungen biss er die Zähne zusammen, zog sich aus und watete in den künstlichen See – seine Badewanne –, um einige Runden zu schwimmen. Letzten Abend hatte er die wenigen Kleidungsstücke, die er zum Wechseln während des Fluges bei sich gehabt hatte, gewaschen und über einige Zweige gehängt. Mit etwas Glück waren sie schon trocken. Natürlich hätte er sich in den Boutiquen Neues kaufen können, aber er war sich nicht sicher, ob die Verkäufer nicht ebenfalls Anweisungen von Sally McLennane erhalten hatten. Und wenn nicht, wo hätte er dann das ganze Zeug aufbewahren sollen?
    Als er wieder an Land kam, klatschten einige Zuschauer Beifall und pfiffen. Es waren vor allem die Männer. Warum? Eilig frottierte er sich mit einem Handtuch, streifte seine Kleidung über und bürstete sich das nasse Haar. Es würde schnell trocknen, so warm, wie es hier war. Die Zähne konnte er sich in der Toilette putzen – der Qualität des Seewassers traute er nicht so ganz –, und Frühstück sollte es im Casino geben. So gemein war selbst Sally McLennane nicht, dass sie ihn würde hungern lassen.
    Am späten Nachmittag erhielt Cornelius Besuch von Pakcheon. Der Vizianer ließ seinen Blick über die Bank schweifen, auf der eine ordentlich gefaltete Decke lag. Die Reisetasche mit der Kleidung und einigen Hygieneartikeln ruhte halb offen unter dem Sitzmöbel. Eine Klappstaffel mit einer Leinwand stand daneben, und Cornelius hielt einen Pinsel und eine Palette mit Farben in der Hand.
    »Was machen Sie da?«, ächzte Pakcheon.
    »Ich male.«
    »In dieser Situation?«
    »Haben Sie eine bessere Idee? Ich wollte schon immer malen, hatte aber nie Zeit dafür. Jetzt bin ich aller Pflichten ledig. Warum nicht die Gelegenheit nutzen?«
    Pakcheon trat neben ihn. Cornelius nahm den typischen Duft von Vanille und Sandelholz wahr, spürte die Wirkung der Pheromone… und ließ den Pinsel sinken. An Malen war nicht zu denken, solange Pakcheon ihm derart nahe war; eher an ein Bad im kalten Wasser.
    Der Vizianer legte den Kopf schräg. »Und was ist das? Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, denn ich kenne mich mit Kunst … mit der Kunst Ihres Volkes nicht aus. Aber ich kann nicht sehen, was … ah …?«
    Cornelius trat einen Schritt zurück. Dabei stieß seine Schulter gegen die Pakcheons. »Das ist der See.«
    »Aha.«
    »Er hat eine wunderbar blaue Farbe. Doch ich fürchte, ich habe sie nicht richtig getroffen. Auch die Wellenkämme und die Spiegelung der Kunstsonne wollen mir nicht recht gelingen.«
    Gemeinsam verglichen sie die tiefblaue Farbe auf dem
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