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Hochzeitsfieber bei den MacGregors

Hochzeitsfieber bei den MacGregors

Titel: Hochzeitsfieber bei den MacGregors
Autoren: Nora Roberts
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damit vielleicht im Gerichtssaal einen Platz neben ihrer Mutter verdienen. Und vielleicht, ganz vielleicht, erlaubte man ihr sogar, eine Zeugenbefragung durchzuführen.
    Sie sehnte sich nach der intensiven Atmosphäre des Gerichtssaals, dem Drama, das sich dort zwischen Anklage, Verteidigung und Geschworenen entfaltete. Sie wusste, wie wichtig Nachforschungen waren, wie nötig es war, jeden Schritt im Voraus zu planen und peinlich genau zu sein. Sie war bereit zu lesen, zu lesen und noch einmal zu lesen, bis sie schielte, aber bei Gott, sie würde sich ihre Sporen verdienen. Und vielleicht bald ihren eigenen Fall.
    Amanda Holloway hatte ihren Ehemann getötet. Über die Tat gab es keinen Zweifel. Aber die Schuldfrage war, juristisch gesehen, eine andere Sache. Amanda war fünf schlimme Jahre lang körperlich und seelisch misshandelt worden. Fünf Jahre, in der ihr die Knochen und das Rückgrat gebrochen worden waren, dachte Laura. Es war leicht zu sagen, dass sie einfach hätte weggehen – wegrennen – und nie zurückschauen sollen. Tatsächlich hatte Laura sich dabei ertappt, dass sie selbst etwas in der Art gedacht hatte. Aber Amanda Holloway war nicht weggelaufen und schon gar nicht gerannt. Und am Ende hatte etwas bei ihr ausgehakt.
    In einer heißen Nacht im Hochsommer, nachdem sie wieder einmal geschlagen, wieder einmal vergewaltigt worden war, hatte sie den Dienstrevolver ihres Mannes genommen, auf ihn gezielt und das ganze Magazin leer geschossen, während er schlief.
    Schade, dass sie nach der Vergewaltigung mehr als eine Stunde damit gewartet hat, dachte Laura kühl. Der Zeitabstand von einer Stunde kam einer vorsätzlichen Tötung gleich. Und die Tatsache, dass John Holloway Polizist gewesen war, dem nur Gutes nachgesagt wurde, machte die Angelegenheit nicht besser.
    Manch einer hätte auf die Idee kommen können, dass in dieser Nacht nur der Gerechtigkeit Genüge getan wurde, aber die Justiz sah das nüchterner. Doch Laura war entschlossen, das Recht zu benutzen, um Amanda Holloway das Gefängnis zu ersparen.
    Es macht wirklich Spaß, sie zu beobachten, dachte Royce. Im Augenblick glich sie in nichts der Frau, die in Hemd und Höschen gesungen hatte, oder jener kühlen, höflichen, die ihm in einem schlichten Pullover und lässigen Jeans gegenübergesessen und sich über Alarmanlagen unterhalten hatte. Heute hatte sie diesen Wasserfall aus dunklen Haaren zu einem komplizierten Zopf gebändigt, der ihr über den Rücken herabfiel. In den Ohrläppchen trug sie schlichte goldene Tropfen und um das Handgelenk eine schmale goldene Uhr sowie ein ab und zu im Licht aufblitzendes brillantbesetztes Armband.
    Ihre weiße Seidenbluse wirkte sehr klassisch, und über ihrer Stuhllehne hing eine dunkelblaue Jacke. Der Raum roch nach Leder, poliertem Holz und Frau.
    Im Augenblick sah Laura MacGregor klassisch, teuer und sehr unnahbar aus. Unnahbar, sinnierte Royce, es sei denn, ein Mann hätte gesehen, wie sie in diesen Seidenboxershorts mit den Hüften wackelte.
    Er lehnte sich gegen den Türrahmen. »Sie sehen wie eine Anwältin aus.«
    Ihr Kopf schoss hoch. Er bewunderte die Geschwindigkeit, mit der sie sich erholte. Die Überraschung blitzte nur für eine Sekunde in diesen schokoladenbraunen Augen auf, bevor sie wieder kühl wurden. »Ich habe letzten Sommer die Prüfung vor der Anwaltskammer abgelegt. Ich bin Anwältin. Brauchen Sie eine?«
    »Im Moment nicht, aber ich werde an Sie denken, wenn es so weit ist.« Tatsache war, dass er schon seit fast einer Woche an sie dachte.
    Vom Wind zerzaustes Haar, diese faszinierende kleine Narbe, diese herausfordernden, waghalsigen Augen, das alles zusammen machte ihn zu einem Mann, der eine Frau nicht unberührt ließ. Da sie aber nicht die Absicht hatte, sich berühren zu lassen, wollte sie, dass er ging. »Die Kanzlei ist bis Ende des Monats geschlossen.«
    »Das hat mir die Rezeptionistin unten auch schon gesagt. Aber ich bin nicht gekommen, um mir Rechtsbeistand zu holen.« Er kam ins Zimmer – seine Bewegungen erinnerten an die einer Raubkatze kurz vor dem Sprung – und hockte sich auf die Tischkante.
    »Warum sind Sie dann hier?«
    »Ich hatte in der Nähe zu tun. Ich wollte Ihnen nur Bescheid sagen, dass wir am Samstag mit Ihrer Alarmanlage anfangen.«
    »Das ist schön. Mein Großvater wird sicher erfreut sein.«
    »Er hat recht damit, das, was ihm viel wert ist, zu beschützen. Er ist auf Sie und Ihre Cousinen sehr stolz. Der Stolz leuchtet ihm regelrecht aus
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