Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hochzeitsfieber bei den MacGregors

Hochzeitsfieber bei den MacGregors

Titel: Hochzeitsfieber bei den MacGregors
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Winseln waren wohl bessere Umschreibungen für das Stimmenmassaker an einer von Whitney Houstons Hymnen an die Liebe.
    Immerhin bedeutete es, dass er doch nicht allein im Haus war. Er ging dem Lärm über den Flur entgegen, und als er durch die Tür in eine sonnenüberflutete Küche trat, breitete sich auf seinem Gesicht ein breites Grinsen reinster männlicher Wertschätzung aus.
    Sie war groß und schien fast nur aus Beinen zu bestehen. Deren schlanke verführerische Form machte den völligen Mangel an stimmlichem Talent zumindest in seinen Augen bei Weitem wett. Und die Art, wie sie sich, den Kopf im Kühlschrank, vorbeugte und im Rhythmus der Musik den Unterleib bewegte, hatte einen derart hohen Unterhaltungswert, dass sich kein Mann, ob lebendig oder tot, auch nur mit einer Silbe darüber beschwert hätte, dass sie gottserbärmlich falsch sang.
    Ihr Haar war schwarz wie die Nacht, glatt wie ein Regenvorhang und reichte ihr bis zu einer Taille, die geradezu darum bettelte, von zwei Männerhänden umspannt zu werden.
    Und sie trug Unterwäsche, die mit zu dem Aufregendsten gehörte, was er je gesehen hatte. Wenn das Gesicht mit dem Körper auch nur annähernd mithalten konnte, war heute wirklich sein Tag.
    »Entschuldigen Sie.« Er hob die Augenbrauen, als sie, statt wie erwartet, wenn nicht gar erhofft, zusammenzuzucken oder aufzukreischen, fortfuhr, in dem Kühlschrank herumzukramen und unbeirrt weitersang. »Also, nicht, dass mir Ihr Auftritt keinen Spaß machen würde, aber Sie sollten vielleicht doch noch ein bisschen üben.«
    Ihre Hüften zuckten so verzückt, dass er unwillkürlich einen anerkennenden Pfiff ausstieß. Dann kletterte ihre Stimme in so schwindelerregende Höhen, dass eigentlich die Gläser im Schrank hätten zerspringen müssen, und sie drehte sich mit einem Hühnerschenkel in der einen und einer Getränkedose in der anderen Hand um.
    Sie zuckte nicht zusammen, aber sie schrie auf. Royce hob zum Zeichen seiner Friedfertigkeit eine Hand und versuchte sich an einer Erklärung.
    Die Musik plärrte noch immer durch die Kopfhörer, und alles, was Laura sah, war ein wildfremder Mann mit vom Wind zerzausten Haaren, ausgewaschenen Jeans und einem Gesicht, auf dem sich genug Lasterhaftigkeit für ein Dutzend Teufel widerspiegelte.
    Sie zielte auf seinen Kopf und schleuderte die Getränkedose auf ihn. Er fing das Geschoss einen Zentimeter vor seinem Gesicht mit einer Hand ab. Aber sie war bereits zum Tresen herumgewirbelt. Als sie mit einem federnden Satz auf ihn zusprang, hatte sie ein Brotmesser in der Hand und einen Blick in den Augen, der ihn warnte, dass sie nicht zweimal überlegen würde, bevor sie ihm die Gurgel durchschnitt.
    »Immer mit der Ruhe.« Er hielt beide Hände hoch und sprach sanft.
    »Keine Bewegung«, sagte sie laut, während sie sich millimeterweise am Tresen entlang auf das Telefon zuschob. »Wenn Sie auch nur den kleinen Finger rühren, steche ich Ihnen das Messer mitten ins Herz.«
    Er schätzte, dass er sie in etwa zwanzig Sekunden entwaffnen konnte, aber einer von ihnen – höchstwahrscheinlich er – würde anschließend mit Sicherheit genäht werden müssen. »Ich bewege mich nicht. Hören Sie, ich habe geklingelt, aber Sie haben nicht aufgemacht. Ich bin nur hier, um …« Erst in diesem Augenblick schaffte er es, seinen Blick von dem Gesicht loszureißen, was dazu führte, dass er die Kopfhörer sah. Im Zeitlupentempo tippte er mit einem Finger an sein Ohr, führte diesen über seinen Kopf an das andere Ohr und sagte mit übertriebenen Lippenbewegungen: »Nehmen Sie die Kopfhörer ab.«
    Sie hatte eben erst durch das laute Rauschen des Blutes in ihren Ohren hindurch die Musik wieder gehört und riss sich jetzt die Kopfhörer herunter. »Ich sagte, keine Bewegung. Ich rufe die Polizei.«
    »Gut.« Royce versuchte sich an einem lässigen Lächeln. »Aber Sie würden in diesem Fall ganz schön dumm dastehen, denn ich mache nämlich nur meinen Job. Schon mal was von ›Cameron Security‹ gehört? Sie haben auf mein Klingeln nicht reagiert. Whitney hat wohl zu laut gesungen.« Er ließ sie nicht aus den Augen. »Ich würde nur gern meinen Ausweis herausholen.«
    »Mit zwei Fingern«, befahl sie. »Und langsame Bewegungen.«
    Das hatte er auch vor. Was sich in diesen großen dunklen Augen spiegelte, war viel mehr Wut und Ungestüm als Angst. Eine Frau, die einen fremden Mann ohne mit der Wimper zu zucken mit einem gezückten Küchenmesser in der Hand anschauen konnte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher