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Hochzeitsfieber bei den MacGregors

Hochzeitsfieber bei den MacGregors

Titel: Hochzeitsfieber bei den MacGregors
Autoren: Nora Roberts
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sich keine Sorgen mehr zu machen braucht, natürlich.

T EIL E INS
E IN M ANN FÜR L AURA

1. K APITEL
    Das Klingeln des Telefons brauchte sechs Anläufe, ehe es ihm gelang, eine Ecke ihres schlafenden Gehirns zu durchdringen. Beim achten Läuten schließlich schaffte sie es, eine Hand unter der Decke hervorzustrecken. Sie haute auf den Wecker, und Kermit, der Frosch, krachte mit seinem fröhlichen Gesicht auf den Boden. Es war der dritte tote Kermit in diesem Jahr.
    Ihre langen, unberingten Finger tasteten auf der glänzenden Oberfläche des Walnussnachttischs herum, fanden endlich den Hörer und nahmen ihn mit unter die Decke.
    »Hallo.«
    »Es hat zehnmal geklingelt.«
    Laura MacGregor zuckte unter der dröhnenden Anklage zusammen, dann gähnte sie. »Ja?«
    »Zehnmal. Noch ein Klingeln mehr, und ich hätte das Überfallkommando gerufen. Ich habe dich schon in einer Blutlache liegen sehen.«
    »Bett«, brachte sie mühsam heraus und kuschelte sich in die Kissen. »Ich schlafe. Gute Nacht.«
    »Es ist fast acht.«
    »Acht was?«
    »Acht Uhr morgens.« Jetzt hatte Daniel MacGregor die Stimme identifiziert und wusste, welche seiner Enkelinnen am helllichten Tag noch im Bett herumlungerte. »Ein schöner klarer Septembermorgen. Du solltest ihn genießen, anstatt ihn zu verschlafen, Mädchen.«
    »Warum?«
    Er schnaubte. »Das Leben geht an dir vorbei, Laura. Deine Großmutter macht sich Sorgen um dich. Sie hat gerade erst gestern gesagt, dass sie kaum einen Moment Ruhe findet, weil sie sich so um ihre älteste Enkelin sorgt.«
    Anna hatte nichts dergleichen gesagt, aber der Trick, seine Frau vorzuschieben, wenn er seiner Familie seinen Willen aufzwingen wollte, war eine alte Angewohnheit. Der Große MacGregor schätzte Traditionen.
    »Alles bestens. Prima. Schlaf jetzt, Grandpa.«
    »Hör zu, steh auf. Du hast deine Großmutter schon seit Wochen nicht mehr besucht. Sie verzehrt sich vor Sehnsucht nach dir. Nur weil du glaubst, eine erwachsene Frau von vierundzwanzig Jahren zu sein, heißt das noch lange nicht, dass du deine liebe alte Granny vergessen sollst.«
    Er zuckte bei diesen Worten ein bisschen zusammen und warf einen Blick auf die Tür, um sich davon zu überzeugen, dass sie geschlossen war. Wenn Anna hörte, dass er sie als liebe alte Granny bezeichnete, würde sie ihm das Fell über die Ohren ziehen.
    »Komm am Wochenende rauf«, verlangte er. »Und bring deine Cousinen mit.«
    »Muss Akten studieren«, murmelte sie und begann wieder wegzudriften. »Aber bald.«
    »Möglichst bald. Wir leben nicht ewig, weißt du.«
    »Doch, ihr schon.«
    »Ha. Ich habe dir ein Geschenk geschickt. Es muss heute Morgen ankommen. Darum steh jetzt auf und mach dich hübsch. Zieh ein Kleid an.«
    »Alles klar. Danke, Grandpa. Mach’s gut.«
    Laura ließ den Hörer einfach auf den Boden fallen, kuschelte sich unter die Decke und glitt wohlig in den Schlaf zurück.
    Zwanzig Minuten später wurde sie höchst unsanft durch ein erbostes Rütteln an der Schulter geweckt. »Verdammt, Laura, du hast es schon wieder gemacht.«
    »Was?« Sie schoss hoch, die dunklen Augen weit aufgerissen, das schwarze Haar zerzaust. »Was?«
    »Den Hörer nicht aufgelegt.« Julia MacGregor hatte die Hände in die Hüften gestemmt und rauchte vor Zorn. »Ich erwarte einen Anruf.«
    »Ich … äh …« Sie konnte noch keinen klaren Gedanken fassen. Laura fuhr sich mit der Hand durch das vom Schlaf zerzauste Haar. Der Morgen war einfach nicht ihre Tageszeit. »Ich glaube, Grandpa hat angerufen. Vielleicht. Ich kann mich nicht mehr erinnern.«
    »Ich habe nichts gehört.« Julia zuckte die Schultern. »Ich war wohl unter der Dusche. Gwen ist schon im Krankenhaus. Was wollte Grandpa denn?« Als Laura sie weiterhin verständnislos anstarrte, lachte Julia und setzte sich auf den Bettrand.
    »Wahrscheinlich nur das Übliche. Deine Großmutter macht sich Sorgen um dich.«
    »Ja, jetzt, wo du es sagst, fällt es mir langsam wieder ein.« Laura verzog den Mund zu einem kleinen Lächeln und ließ sich in die Kissen zurückfallen. »Wenn du ein bisschen schneller aus der Dusche gekommen wärst, hättest du drangehen können. Dann hätte Grandma sich um dich Sorgen gemacht.«
    »Ich war erst letzte Woche dran.« Julia warf einen Blick auf ihre antike Armbanduhr. »Ich muss los. Ich schaue mir dieses Haus in Brookline an.«
    »Noch eins? Hast du nicht erst letzten Monat ein Haus gekauft?«
    »Das war vor zwei Monaten, und es ist praktisch fertig.« Julia schüttelte
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