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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)
Autoren: Tobias O. Meißner
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sie zusammen sah, würde man tratschen. Während sie auf ihn zuging, vermerkte sie, wie egal ihr das war.
    Sie blieb vor ihm stehen und fixierte ihn. Wenn er eine Zigarette auf der Unterlippe gehabt hätte, hätte er ziemlich cool ausgesehen mit seinen Haaren und den helldunklen Augen. Aber er hatte keine Zigarette und sah deshalb irgendwie unfertig aus.
    »Hast du ihn getötet?«
    »Hätte dir das gefallen?«
    »Ich weiß nicht. Was hast du mit ihm angestellt?«
    »Nicht das, was du mir vorgeschlagen hast. Ich hielt die Idee, ihm seinen kleinen Freund abzuzwacken, nicht für sonderlich gut. Das hätte nur zu einem Hormonstau geführt, und früher oder später wäre er als Frauen- oder Mädchenmörder geendet. Nein, ich habe ihn im Gerätelager angetroffen, auf dem Abenteuerspielplatz aller Draufgängerkinder, und ein längeres und eindringliches Vier-Augen-Gespräch mit ihm geführt, in dessen Verlauf ich ihm klargemacht habe, dass er von jetzt an jedes Mal, wenn er einen Ständer kriegt, weil er ein minderjähriges Mädchen sieht oder anfasst, aus dem Arsch bluten wird, so wie Mädchen bluten, wenn sie ihre Tage haben. Nur vielleicht ein bisschen heftiger und mehr. Einen Liter oder so. Entschuldige meine rüde Sprache.«
    Nicole verzerrte das Gesicht zu einer undeutbaren Grimasse. »Kessler kriegt seine Tage?«
    »Hm-hm, immer wenn er Menschen geil findet, die zu jung sind, um seine Gefühle zu erwidern. Man nennt so etwas ›Konditionierung‹. Mit der Zeit sollte es ihm möglich sein, seinen Drang auf erwachsene Frauen hin umzulenken.«
    »Dann fällt er wieder über mich her, wenn ich erwachsen bin.«
    »Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ein Teil dessen, was ihn an Mädchen wie dir anmacht, ist die Macht, die er als Vorgesetzter über dich hat. Gegenüber Erwachsenen fällt seine Überlegenheit weg. Da ist er dann nur noch ein winselndes Würstchen, das die Portokasse einer thailändischen Prostituierten saniert.«
    »So ein mieses Schwein. Wäre doch besser gewesen, du hättest ihn getötet.«
    »Hm-hm. Für ihn wäre das vielleicht besser gewesen. Aber ich wollte nicht zu nett zu ihm sein. Er soll ruhig noch ein bisschen leiden.«
    »Na gut, wenn das deine Methode ist, meine Wünsche zu erfüllen, dann kannst du’s wohl nicht besser.«
    »Tut mir leid. Ich hab nun mal meine eigene Agenda.«
    »Deine eigene was?«
    Bayardo grinste. »Meinen eigenen Kopf. So wie du. Wir sind keine Befehlsempfänger, du und ich. Und das ist gut so. Es hilft einem im Leben weiter, wenn man selber denkt, anstatt nur auf andere zu hören.«
    »Jetzt redest du wie mein Vater.«
    »Na ja. Ich könnte ja auch dein Vater sein.«
    »So ganz haut das ja wohl nicht hin. Du bist doch höchstens« – sie kniff die Augen zusammen – »so sieben oder acht Jahre älter als ich. Stimmt’s?«
    Widders Worte (»Mädchen so um die vierzehn sind keine Kinder mehr«) fielen ihm wieder ein. Er lächelte wie jemand, der in die Enge getrieben wird. »Ich bin älter, als ich aussehe«, log er.
    »Ah ja.«
    »Yap. Nun gut.« Er stand auf, das Mädchen um einen guten Kopf überragend. »Auch wenn der Auftrag nicht hundertprozentig zu deiner Zufriedenheit ausgeführt wurde, hoffe ich doch, dir ein wenig geholfen zu haben. Alles, was ich sonst noch tun kann, ist, dir zu sagen, dass nicht alle Männer miese Schweine sind. Die meisten sind’s, zugegeben, aber nicht alle. Man muss sich ein bisschen Zeit nehmen, um den Richtigen zu finden. So Hals über Kopf ist immer schlecht.«
    Sie machte ein unzufriedenes Gesicht. »Du bist sicher, dass du nicht mein Vater bist? Hast du einen Reißverschluss hinten oder so?«
    »Absolut nicht.«
    »Dann war’s das also? Du gehst jetzt?«
    »Ich geh jetzt, ja.«
    »Und was ist mit später?«
    »Wie später?«
    »Na später. Wenn ich den Magier Bayardo San Roman später im Leben mal wieder brauchen werde, was ganz sicher passieren wird, weil das Leben nichts anderes als eine Hölle ist. Wirst du dann auch für mich da sein, oder bist du gar nicht mein Magier?«
    »Ich ... ähh ... ich ... nun ... ich fürchte, ich werde nicht immer für dich da sein können. Das ... wäre auch gar nicht gut. Es ist nicht gut, wenn man sich auf einen Schutzengel verlässt. Man neigt dann zur Unvorsichtigkeit und auch zum Hochmut.«
    »Verstehe.«
    »Du musst das so sehen: Andere Mädchen haben niemals einen Magier in ihrem Badezimmer.«
    »Ja, ich verstehe. Kannst du mir wenigstens ... die Erinnerungen nehmen an das, was
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