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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)
Autoren: Tobias O. Meißner
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zu all den vielfältigen Segnungen, die einer Frau im Leben zustehen, damit du dich später nicht mit weniger zufriedengibst und zielgerichtete Stärke entwickeln kannst. Ich könnte dir zeigen, dass die zauberische und romantische Welt, die ein Mädchen sich im Inneren aufbaut, auch im Äußeren wahr werden kann, wenn man erkennt, dass jeder Einzelne tatsächlich die Gabe hat, die ganze Welt zu verändern, mit einem Lächeln, einer Geste oder einer unerwartenen Hinwendung. Ich könnte dir beibringen, dass es auch ganz andere Formen von körperlicher Liebe gibt als die, die nur darauf abzielen, dem Mann möglichst schnell oder möglichst umständlich Befriedigung zu schaffen, dass vielmehr ein ganz neuer, andersfarbiger Kosmos verborgen liegt im Mysterium deiner eigenen Sinne. Und ich könnte dich lehren, dass das da draußen, egal, was immer man dir weiszumachen versucht, keine Männerwelt ist, dass es keine Schwäche ist, ein Mädchen zu sein, sondern eine Stärke, ein Vorteil, auch eine Waffe, sei sie biegsam oder mit stahlharter Klinge, ganz wie du willst. Selbst der Mächtigste aller Kriegsfürsten, der Weiseste aller Gelehrten, der Reichste aller Könige und der Größte aller Magier wird sich immer noch nur zu gerne auf die Knie werfen, um die Aufmerksamkeit eines Mädchens zu erlangen.«
    »Und wenn ich ihm diese Aufmerksamkeit dann nicht schenke, dann packt er mich und ... und ...«
    »Nein.« Niemals, wollte Hiob jetzt sagen, niemals braucht das zu passieren, aber er wusste, dass das gelogen sein würde, genauso, wie es gelogen war, dass es keine Männerwelt war da draußen. Er unternahm den ungeschickten und riskanten Versuch, sie zu berühren, streckte den Arm langsam aus, um Nicoles Wange zu streicheln, und hatte zu viel gewagt. Sie wehrte seinen Arm ab und schrie auf und patschte im Wasser herum, und er zog sich von der Wanne zurück wie ein weggeschickter Lakai. Solange er das große, unmenschliche Spiel nicht gewonnen hatte, solange würde alles, was er hier sagte, nur Worte bleiben. Hirngespinste. Wunschträume. Seine eigenen lang gehegten Wunschträume von einer endgültigen Wiedergutmachung. An allen, die die Historie zum Leiden und Getretenwerden verdammt hatte. Nur mit Mühe konnte er sich davon zurückhalten, zynisch aufzulachen. Da kauerte Montag, der Frauenmörder, und träumte wieder von Wiedergutmachung.
    An der Tür war ein Rütteln zu hören und eine dünnhäutige Frauenstimme. »Nicole, beeil dich bitte da drinnen. Tob nicht rum. Andere Leute wollen auch mal ins Bad. Ich bin völlig erledigt, hab wieder sechs Stunden lang nur Krawallbrüder unterrichtet.« Mutter Mellentin war zurückgekehrt, und weder Hiob noch Nicole hatten sie kommen gehört.
    Hiob und Nicole wechselten einen erschrockenen Blick. Einen Moment lang schien Nicole mit dem Gedanken zu spielen, den Magier Bayardo auszuliefern, ihn zur Demonstration seiner Fähigkeiten zu zwingen, aber dann entschied sie sich doch, der Unabwägbarkeit eine Chance zu geben. »Ich bin gleich fertig, Mutti. Ein paar Minuten noch.« »Ich hab dir schon tausendmal gesagt, dass du nicht von innen abschließen sollst, bevor du dich in die Wanne setzt. Wenn dir etwas passiert, bist du selber schuld, wenn keiner dir helfen kommen kann. Außerdem gehört das Bad nicht dir allein, Schatz. Und mach endlich den gottverdammten Lärm leiser, Kai, ich bring mich noch mal um deinetwegen!«
    »Ich beeil mich, Mutti«, schickte Nicole sicherheitshalber hinterher. Die unbemerkten Auftritte erst des Magiers, dann der Mutter, hatten ihr wie zwei gegensätzliche Stöße wieder ein Zentrum gegeben, so etwas wie Initiative. Sie sprach den Magier erneut an und sah ihm direkt in die Augen. Wenn er wirklich ihre gute Fee war, dann musste er auch für sie durch brennende Reifen springen.
    »Der ganze Glücklichkeitsquatsch interessiert mich überhaupt nicht«, sagte sie. »Ich will, dass du Dieter Kessler leiden lässt. Ich will, dass ihm sein ... sein Ding abfault. Wenn du das für mich tun kannst, dann bist du wirklich ein Magier. Ansonsten bist du nur ein angeberischer Einbrecher für mich.«
    Der Große Bayardo machte ein merkwürdiges Gesicht, aus dem man merkwürdigerweise sogar Dankbarkeit herauslesen konnte. »Für dich«, sagte er, erhob sich, ging zur Tür, schloss sie auf, öffnete sie, ging hindurch und zog die Tür hinter sich wieder zu. Kein imponierendes Zauberschreiten durch massives Holz. Kein prahlerisches Wort oder Versprechen. Kein Winken zum
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