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Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)

Titel: Hiobs Spiel 1 - Frauenmörder (German Edition)
Autoren: Tobias O. Meißner
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furchtgeweitete Augen tauchten fast im Schaum unter. »Bin ich schon tot ...?«, wisperte sie stimmlos. »Bin ich tot? Bin ich tot?«
    »Wieso? Wieso tot?«
    »Weil ... weil das doch niemand wissen kann ... außer ...«
    »... außer Gott, willst du sagen. Und außer Dieter Kessler, und der hat mit Gott ziemlich wenig zu schaffen. Fast so wenig wie ich. Und ich weiß auch davon.« Er schmunzelte. Wenn er lächelte, sah er ganz nett aus. »Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, tut mir leid. Mein Name ist Bayardo San Roman. Ich bin ein Magier.« Er machte eine übertriebene, musketierartige Verbeugung.
    »Ein Magier? So wie ... David Copperfield?«
    »Der ist doch kein Magier. Der könnte nur dann überraschend in deinem Badezimmer auftauchen, wenn sein Konstruktionsteam hier vorher ’ne Woche am Fußboden rumgemeißelt und -geschraubt hat.«
    »Dann so wie ... Merlin in den alten Ritterfilmen?«
    »Genau so. Nur nicht so alt und unnahbar. Und hoffentlich nicht so vertrottelt. Nein, ich bin hier, weil du mich gerufen hast.«
    »Ich ... habe niemanden gerufen.«
    »Das ist so wie im Märchen. Ich bin deine gute Fee, nur zwing mich bitte nicht, in einem Tüllkleidchen rumzuspringen. Ist das dein Bademantel hier? Wenn du rauskommen willst aus der Wanne, gebe ich ihn dir.«
    »Ich bleibe lieber sitzen. Danke.«
    »Nicht dass du langsam schrumplig wirst.«
    »Ich bleibe lieber sitzen.«
    »Mir ist das egal.« Er setzte sich mit übereinandergeschlagenen Beinen auf den mit rotem Schafswollgekräusel bezogenen Toilettensitz. »Mir ist das Thema Dieter Kessler auch nur deshalb nicht egal, weil ich den Eindruck hatte, dass es dir nicht egal ist. Aber es liegt mir völlig fern, dich zu überfallen oder zu nötigen. Wenn du willst, dass deine gute Fee wieder verschwindet, verschwinde ich.«
    »Einfach so. Durch die Tür.«
    »Durch die Tür.«
    »Gut. Dann verschwinden Sie.«
    Der Mann verzog sein Gesicht, als hätte er ein Loch im Zahn und heiße Suppe wäre da hineingeraten. »Das hab ich nun davon, was? Man hat mir davon abgeraten, dich in der Badewanne zu erschrecken, aber da ich bemerkt hatte, dass du sogar . . . an Selbstmord gedacht hast, hielt ich es für zu riskant, noch zu warten. Ich war auf eine ziemlich blöde Art ziemlich hysterisch darauf bedacht, meine Gelegenheit, dir zu helfen, nicht zu verpassen. Nicht zu spät zu kommen. Tut mir leid. Ich seh schon, dass es dir wieder besser geht. Vielleicht brauchst du mich ja jetzt gar nicht mehr.« Er erhob sich und lächelte wieder, diesmal aber eher deprimiert. »Vielleicht hab ich dir ja schon geholfen. Vielleicht helf ich dir noch mehr, indem ich wieder aus deinem Leben trete. Jedenfalls war es mir eine Ehre, dich kennengelernt zu haben, Nicole. Der Junge, der eines Tages dein Mann wird, falls du nach dem, was wir Männer dir angetan haben, überhaupt noch zu so etwas bereit bist, wird ein Glückspilz sein. Hoffentlich ein verdienter.« Er deutete wieder eine D’Artagnansche Verbeugung an und machte tatsächlich Anstalten, zur Badezimmertür zu gehen.
    »Halt, warten Sie!«, rief Nicole. Als er sie wieder ansah, wurde sie jedoch gleich wieder unsicher und senkte den Blick. »Sie ... reden dauernd davon, mir zu helfen. Was ... können Sie ... denn tun?«
    »Kommt drauf an. Was du willst.«
    Ihre Augen wurden schmal. »Auch Rache?«
    »Rache? Ich bin kein Hitman oder so was.«
    »Kein was?«
    »Kein Killer.«
    »Sie sollen ihn ja nicht töten. Aber ich will, dass er leidet. So wie ich gelitten habe. So, wie all die andern Mädchen leiden werden, an denen er sich noch zu schaffen machen wird, wenn wir ihn nicht stoppen.«
    »Wir, das klingt nett. Die Rede ist von Dieter Kessler?«
    Nicole runzelte die Stirn. »Von wem sonst? Natürlich.«
    »Der armselige Frührentnertyp soll leiden?«
    »Ja.«
    Der angebliche Magier überlegte. Dann näherte er sich wieder mit langsamen Schritten der Badewanne. Als er den ergonomisch eingebuchteten Rand beinahe erreicht hatte, ging er in die Hocke, sodass seine Augen mit denen Nicoles beinahe auf gleicher Höhe waren. »Ich könnte noch viel mehr für dich tun, Nicole Mellentin, als dich einfach nur bei deinem Peiniger zu rächen. Ich könnte dich den Unterschied lehren zwischen den gut aussehenden Schwachköpfen, die dich dein Leben lang mies behandeln werden, und den versponnenen, unscheinbaren Träumern, die zumindest ehrlich versuchen werden, dich solange sie leben auf Händen zu tragen. Ich könnte dich auf eine Reise mitnehmen
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