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TIFFANY EXKLUSIV Band 02

TIFFANY EXKLUSIV Band 02

Titel: TIFFANY EXKLUSIV Band 02
Autoren: CHARLOTTE MACLAY JANICE KAISER LESLIE KELLY
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1. KAPITEL
    Ruthie Sinclair hätte das Genie, das den Hochzeitsmarsch komponiert hatte, liebend gern erwürgt. Jeder Orgelton, der das Kirchenschiff durchdrang, peinigte sie. Ihre Nerven waren so angespannt, dass ihre Augenlider zu zucken begannen. Was umso bemerkenswerter war, da die Visagistin pfundweise Wimperntusche auf Ruthies Wimpern verteilt hatte.
    „Ich fange an, das Stück zu hassen“, murmelte sie, was ihr einen missbilligenden Blick ihrer Cousine Denise, der anderen Brautjungfer, einbrachte. Die Blondine schüttelte den Kopf und wies auf die Braut, die nur ein paar Meter entfernt von ihnen in der Vorhalle stand. Glücklicherweise schien sie die Bemerkung nicht gehört zu haben.
    Ruthie, die ewige Optimistin, hätte sich eigentlich freuen müssen. Schließlich heiratete Celeste, ihre Lieblingscousine und beste Freundin, ihren Traummann. Nichtsdestoweniger fühlte sie sich miserabel.
    „Lächeln!“, kommandierte Denise leise. „Vielleicht fängst du ja den Brautstrauß.“ Die Worte klangen nett gemeint, der Ton jedoch verriet Häme. „So wie vor zwei Monaten. Da hast du meinen erwischt.“
    Ruthie zwang sich zu einem Lächeln. „Fand ich wirklich toll.“ Danach musste sie mit dem Zwölfjährigen tanzen, der das Strumpfband ergattert hatte. Der frühreife Junge war gerade groß genug gewesen, um ihr in den Ausschnitt zu gucken.
    Denise hatte ein schadenfrohes Glitzern in den Augen. Manchmal fragte Ruthie sich, ob sie tatsächlich verwandt waren. Vielleicht war Denise adoptiert. Oder sie selbst. Das könnte zumindest erklären, warum sie sich unter den Sinclairs manchmal fühlte, als sei sie in eine TV-Sitcom geraten.
    Aber eigentlich war es nur überraschend, dass die scharfzüngige Denise die ältere Schwester der sanften Celeste war. Ruthie hatte Denise schon vor langer Zeit durchschaut. Spätestens seit jener Sommerfreizeit, in der ihr Denise Kaugummi ins Haar geklebt hatte, während sie schlief. Mit ihrem kurz geschorenen roten Haar sah Ruthie danach aus wie der sommersprossige Bengel, der auf den Crackerpackungen grinste. Denise war es auch gewesen, die Ruthie in den Frachtaufzug sperrte. Und die Zahnpasta in die Flasche mit Ruthies Fußlotion füllte.
    Und heute? Ruthie schaute an sich herunter und zog eine Grimasse. Sie sah schauderhaft aus und hätte wetten können, dass Denise hinter dem Debakel steckte. Die Boutique hatte Ruthie statt des ausgesuchten Kleides die grässlichste Version auf dem Markt für Brautjungfernoutfits geliefert.
    „Wenn du den Brautstrauß heute wieder fängst, kapiert’s Bobby vielleicht endlich“, sagte Denise boshaft.
    Celeste trat zu ihnen. Sie hatte die Bemerkung ihrer Schwester gehört. „Als ob jemand Bobby sagen müsste, wie wunderbar Ruthie ist! Geh mal dein Make-up ausbessern, Denise. Deine Nase glänzt.“
    Denise lächelte verkrampft und verschwand. Ruthie zog die Augenbrauen nachdenklich zusammen. „Ich habe mittlerweile den Eindruck, als ob es ziemlich aussichtslos wäre, darauf zu hoffen, dass Bobby irgendwas kapiert. Mehr oder weniger das Einzige, was ich noch nicht probiert habe, ist, im Stringtanga aus einer Torte zu hüpfen. Er hat einfach kein …“ Ruthie sah den Pfarrer und wurde rot. „Tut mir leid. Wie komme ich nur dazu, so was in einer Kirche zu sagen!“
    Celeste drückte mitfühlend ihre Hand. „Vielleicht solltest du ihm einfach ganz direkt sagen, was du willst. Kann doch sein, dass er auf versteckte Hinweise nicht reagiert.“
    Ruthie war der Meinung, dass ihre Hinweise alles andere als versteckt gewesen waren. Jeder normale Mann, sei er noch so konservativ, hätte nach vier Monaten begriffen, dass sie mehr wollte als mit ihm ausgehen.
    Nachdem in kurzer Frist sowohl Denise als auch Celeste geheiratet hatten, ganz zu schweigen von ihrer eigenen Mutter, die zum zweiten Mal die Ehe eingegangen war, war Ruthie bereit, nahezu alles zu probieren!
    Sie bemühte sich um ein Lächeln und zwinkerte Celeste zu, während sie sich bereit machte, die Prozession anzuführen. Denise, die wieder aufgetaucht war, flüsterte ihr zu: „Stolpere nicht über dein wunderbares Kleid, Ruthie.“
    Ruthie verzog das Gesicht. Wunderbar? Die Einzige außer der Braut, die wunderbar aussah, war Denise. Denn sie trug das Kleid, das sie sich ausgesucht hatte. Das dunkle Rosé passte zu ihrer blassen Haut und dem aschblonden Haar. Ruthie dagegen wusste, dass sie selbst unmöglich aussah. Eingezwängt in ein enges Mieder, umwallt von einem Reifrock, das Ganze
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