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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo
Autoren: bach
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und Wilhelm gewechselt, auch Zeichnungen von Elisabeth lagen in ihren Briefen. Charlotte wollte George ein Heim geben, einen Ort, an dem er ausruhen konnte. Weshalb nicht auf der Plantage? Sie hatten ihre Liebe, wuchsen mit jedem neuen Tag enger zusammen, und oft glaubte Charlotte, jenes seltsame Empfinden, das sie in der Savanne überkommen hatte und das ihr damals als eine Art von Wahnsinn erschienen war, war nichts als die tiefe Wahrheit. Sie hatte ihn schon immer gekannt. Er war ein Teil von ihr, den sie vor unendlichen Zeiten, noch lange bevor sie geboren wurde, verloren hatte und der jetzt zu ihr zurückgekehrt war.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben spielte das Geld keine Rolle. George verfügte nach dem Tod seiner Mutter über reiche Mittel. Einen Teil davon hatte er für seine Kinder in Papieren angelegt, mit dem Rest finanzierte er seine Reisen und seinen Lebensunterhalt. Die Einnahmen aus seinen Büchern kamen ausschließlich sozialen Einrichtungen zugute, er brauchte das Geld nicht. Vielleicht war er auch deshalb ein so ruheloser Mensch, da er sich niemals seinen Lebensunterhalt hatte erarbeiten müssen.
    Sie war voller Hoffnung, als sie mit dem Küstendampfer nach Tanga fuhren, um die erste Wegstrecke mit der Usambara-Bahn bis Korogwe zurückzulegen. Von dort aus ging es mit angemieteten Begleitern zu Fuß weiter, einen Weg, den sie nun schon so oft zurückgelegt hatte, der jedoch in jeder Jahreszeit anders und neu erschien. Es war Anfang Oktober, an der Küste hatte bereits die Regenzeit eingesetzt, jenseits des Usambara-Gebirges, im Land der Massai, wartete die aufgebrochene, trockene Erde immer noch auf die ersten, erlösenden Gewitterwolken.
    George war schweigsamer als gewöhnlich. Wenn sie in den Nächten beieinander im Zelt lagen, hielt er sie eng umschlungen, doch meist war sie es, die von der Zukunft redete, von den Büchern, die er am Fuß des Kilimandscharo schreiben würde, von gemeinsamen Ausritten auf ihrem Besitz, von Elisabeth, ihrem geliebten Kind, die wie eine kleine Ostfriesin ausschaute und ihrer Mutter ganz und gar nicht ähnlich sah. Die vielleicht ein Geschwisterkind haben würde– George hatte Charlotte gebeten, seine Frau zu werden, sie wollten in Moshi in aller Stille heiraten.
    Bei Blitz und Donner ritten sie durch das hölzerne Eingangstor des von Roden’schen Besitzes, und Charlotte meinte lachend, ein solcher Empfang würde sonst nur Königen zuteil. Dann mussten sie sich sputen, der Regen stürzte mit Macht über sie herein, und als sie vor dem Wohnhaus von den Maultieren stiegen, waren sie nass bis auf die Haut.
    Eine bittere Enttäuschung erwartete Charlotte, die geglaubt hatte, ihre kleine Tochter würde sich aufschluchzend vor Freude in ihre Arme stürzen. Elisabeth verbarg sich hinter Hamunas buntem Rock und war trotz aller Bitten und zärtlichen Rufen nicht bereit, ihre Mutter zu begrüßen. Mit zornig zusammengekniffenen Augen lugte sie aus ihrem Versteck hervor und besah Charlotte wie eine Fremde. Als Hamuna sie schließlich mit sanfter Gewalt hervorzerrte, riss sie sich von ihr los und rannte durch den Regen hinüber zum Verwalterhaus.
    » Hab ein wenig Geduld«, tröstete George. » Sie ist ärgerlich auf dich, weil du so lange fort gewesen bist. Morgen wird sie es sich anders überlegt haben.«
    Elisabeth tauchte schon beim Abendessen wieder auf. Im langen Nachthemd stand sie in der Tür, den linken Zopf in der Hand drehend, den Blick scheu auf Charlotte gerichtet. Doch es war George, dem sie an diesem Abend ihre ganze Aufmerksamkeit widmete. Sie wollte neben ihm sitzen, stellte ihm neugierige Fragen, die er mit gewohnter Freundlichkeit beantwortete, schließlich verlangte sie, auf seinen Schoß steigen zu dürfen. Charlotte war verletzt, doch zugleich auch erleichtert. Natürlich verstand es George, das Herz ihres Kindes zu gewinnen; es fiel ihm leicht, er hatte solche Dinge schon immer gekonnt. Es war gut, dass die beiden sich mochten, denn George würde bei Elisabeth von nun an die Vaterstelle vertreten.
    In der Nacht schlief sie wie gewohnt bei ihrer Tochter, während George im Nebenzimmer untergebracht war. Doch erst am Morgen kuschelte sich die Kleine an Charlotte, und beide weinten bittere Tränen der Versöhnung.
    » Nie wieder gehst du weg!«
    » Ich verspreche es dir.«
    » Hoch und heilig?«
    » Für immer und ewig.«
    Die Tage schienen friedlich, vom Ablauf der Arbeiten auf der Plantage bestimmt. George nahm wenig Anteil daran, die Leitung der Plantage
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