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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo
Autoren: bach
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sie an sich und hielt sie lange Zeit fest, als wolle er sie mit dieser Umarmung um Vergebung bitten. Erst als sie ihm leise Worte zuflüsterte, begann er sie zu küssen, zärtlich und zugleich voller Begehren, als sei es das erste Mal.
    Am Tag ihrer Abreise heirateten sie in der Missionskirche von Moshi. Es war März, und der Regen hatte wieder eingesetzt. Elisabeth war voller Aufregung, denn Charlotte hatte ihr erzählt, sie würde nun endlich die kleine Stadt kennenlernen, von der sie ihr so oft erzählt hatte.
    » Und wann kommen wir wieder nach Hause?«
    Charlotte hatte die Plantage vorerst Jacob und Wilhelm überlassen, doch die beiden besaßen nicht das Geld, den Besitz zu kaufen. Man würde sehen. Was Max aufgebaut hatte, war Elisabeths Erbe, und Charlotte war nicht gewillt, das Erbe ihrer Tochter zu verschenken. Es würde sich ein Käufer finden.
    Anfang April standen sie auf dem Passagierdeck des Reichspostdampfers Markgraf und sahen, wie die Bucht von Daressalam langsam ihren Blicken entschwand. Elisabeth hing wie eine Klette an der Reling, zitternd vor Begeisterung über das Vibrieren und Stampfen der großen Maschine und den Anblick der nebelumwölkten Kokospalmen an der Spitze des Immanuelskap. Dort standen Peter und Klara, um sie noch einmal zu grüßen, bevor sie sich für lange Zeit voneinander trennten.
    » Bereust du es?«, fragte George und streichelte ihr sacht die Schulter.
    Sie dachte an die öffentliche Auspeitschung eines Eingeborenen, die sie in Daressalam kurz vor ihrer Abreise gesehen hatten. Stumm schüttelte sie den Kopf.
    » Nein, George. Wir werden einen Ort finden, an dem wir gemeinsam glücklich sein können. In Deutschland oder in England, das ist mir vollkommen gleich, wenn du nur an meiner Seite bist.«
    Er atmete tief durch und sah sie mit grauen, eindringlichen Augen von der Seite an.
    » Ich liebe dich, Charlotte.«
    Sie lächelte und blickte zurück auf die blau schimmernde Bucht in der Ferne, die windbewegten Palmen, die kleinen Boote der Einheimischen, die wie leichte Federn auf dem glitzernden Wasser trieben. Das Land hinter der Stadt hüllte sich in geheimnisvolles Grün, dunkel und von schmalen Wasseradern durchzogen, voller Sümpfe und Teiche, in denen zahllose Flamingos standen wie rosige Wolken. Pelikane flogen übers Wasser. Afrika war wie eine ewige Melodie, wild und schön, berstend vor Leben, herb und süß zugleich, lockend und voll tiefer, hilfloser Trauer. Dieser Klang würde sie nicht mehr loslassen, denn er lebte in ihrem Inneren. Wohin auch immer sie reiste, sie würde dieses Lied mitnehmen.
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