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Hard Rock Vampir

Hard Rock Vampir

Titel: Hard Rock Vampir
Autoren: Volker Ferkau
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VAMPIRE WEINEN NICHT

1

    Den ersten Mord beging ich als Kind.
    Es lag in meiner Natur . Als Vampir musste ich es tun, um zu überleben.
    Ich bin unsterblich, zumindest, solange man mir meinen Kopf lässt oder mein Herz. Bisher, fast zweihundert Jahre lang, behielt ich beides und werde auch in Zukunft darauf achten, dass sich daran nichts änderte.
    Ich sah Kriege, erlebte, wie Pferdekarren zu Motorgefährten wurden, und lernte, dass sich der Mensch nie verändert. Er bleibt stets, was er ist: Eine sterbliche, suchende Hülle, gefüllt mit Zorn, Missmut und Blut.
    Ich war Großgrundbesitzer, Waffenhändler, Antiquar, Soldat (selbstverständlich nur, um zu begreifen, was man am sinnlosen Töten so reizvoll fand), Maler und Musiker.
    Ich bin ein ewiger Dreißigjähriger. Zumindest wirke ich so, manchmal etwas jünger, hin und wieder etwas älter.
    In stillen Stunden fragte ich mich, wie ich zweihundert Jahre Leben - was in meinem Fall Existenz bedeutete, denn wirklich lebte ich ja nicht – wie ich das mental verkraftete, denn mein Verstand arbeitet perfekt, ohne dass ich mich überfordert fühle oder in jene Welt abtauche, die einig e Vertreter meiner Rasse finden; man nennt sie Depression. Ich hielt nie viel davon, mich in dunklen Gemäuern zu verkriechen, um über gestern und heute zu sinnen und als mythenhafter Vampi r e I n Black durch die Zeit zu strolchen.
    Mir ist diese Form des Lebens gegeben worden und ich genieße sie. Genieße jede Sekunde, obwohl ich nicht verhehlen kann, dass hin und wieder ein düsterer Hauch durch mein Gemüt zieht, was sich vermutlich auch nicht vermeiden lässt, wenn man so viel erlebt hat.
    Wahrscheinlich hat das damit zu tun, und hier schließt sich der Kreis, dass die Grundlage meiner Existenz der Tod ist. Ich ernähre mich von Menschenblut und einer der Nachteile dieser Haute Cousine ist, dass man den Spender tötet. Bisher hatte ich nie jemanden leben gelassen, denn ich halte es für unverantwortlich. Entweder man wird als Vampir geboren, oder man ist ein Mensch. Den einen zum anderen zu machen, mag in dieser Epoche romantisch verklärt werden, ist jedoch nicht amüsant. Der Vampirneuling vergisst seine sterblichen Wurzeln nie. Dieser Zwiespalt, und die damit verbundenen seelischen Konflikte foltern ihn. Das weiß ich, denn ich begegnete einigen dieser armseligen Kreaturen .
    Zwitterwesen der Nacht, unglücklich, düster, viel zu sehr fehlbarer Mensch, um mit den immensen Kräften und Fähigkeiten der Unsterblichen zurande zu kommen. Kein Wunder. Man stelle sich vor, man bindet einem Gelähmten ein Düsenwerk unter den Hintern und zündet es. Was wird er sein? Ein Gehender oder eine Rakete?
    Okay, ich schwatze zu viel.
    Mancher sagt, ich hätte eine große Klappe.
    Ich sollte endlich zum Beginn des Abenteuers kommen, das mein Leben ein für alle Mal veränderte. Ich neige zu seltsamen Vergleichen und Metaphern, eine Eigenart, die mich den Humor behalten lässt in einer Welt ohne Heiterkeit und Frohsinn. Doch war Humor nicht stets die Schwester der Schwermut? Irgendwann muss man sich entscheiden. Für ein Leben in Düsternis oder für das volle Programm.
    Und dazu gehört die Liebe.
    So weit, so gut.
    So weit, so schwierig.
    In dieser Zeit wird jeder Mythos verfilmt und Millionen Mädchen schwärmen von sensiblen Vampiren, die sie nicht küssen dürfen. Mal ehrlich: W ü rde ich morgen an deiner Seite bei deinen braven Eltern vorstellig werden und sagen: » Hallo, Mom. Die Blumen sind für dich. Hallo, Mr Smith . Ich möchte, dass Sie mein Schwiegerdaddy werden «, würde man vielleicht zustimmen. W enn ich allerdings begeistert meine fingerlangen Zähne ausfahre oder mich in einen Raben verwandele , würden sie schreiend weglaufen und mit Nervenflattern in der nächste n Klapsmühle landen. Zähne und Rabe wäre n dramaturgisch ungeschickt, ließe n sich jedoch auf Dauer nicht vermeiden.
    Deshalb ging ich der Liebe zeit meines Lebens aus dem Wege. Es gab einige Frauen, denn ein Vampir hat Gefühle wie jeder andere Mann – und das gilt für beide Eventualitäten – doch letztendlich waren d iese Frauen tot und starrten mich aus kalten leblosen Augen an .
    So würde es bleiben, dachte ich.
    Bis vor einer Woche dachte ich so.
    Als ich ihr begegnete, änderte sich alles für mich.
    »Mein Name ist Darian Morgus«, stellte ich mich vor.
    Sie lächelte süß und gab zurück: »Das weiß ich. Schließlich bin ich schon seit Jahren ein Fan deiner Band.«
    Sie hielt mir ein Foto hin,
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