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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo
Autoren: bach
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ihn immer bei uns kaufen.«
    Das hörte sich zwar merkwürdig an, aber immerhin war es dann kein Geschenk, sondern eine Probe. So wie die Bauern auf dem Markt ihren Kunden ein Stück Apfel oder eine Pflaume zum Probieren anboten.
    » Na schön, ich nehm’s mit.«
    Hastig schob er ihr das Päckchen in die Hand und öffnete dann die Tür, die in den Laden zurückführte. Dort war es inzwischen rappelvoll, außer Kaufmann Ohlsen bediente nun auch Christians Mutter die Kundschaft, eine schlanke, ältlich ausschauende Frau in einem dunklen Kleid mit weißem Spitzenkragen.
    Von Paul war nichts zu sehen, auch Ettje schien nicht mehr draußen zu warten, ganz sicher war sie mit Paul zurück auf den Markt gegangen.
    » Wenn wir uns morgen in der Kirche sehen– wirst du mich dann grüßen?«, wollte Christian wissen.
    » Tschüss, ich muss los.«
    Sie ließ ihn stehen und quetschte sich durch die Käufer hindurch zur Ladentür. Jetzt würde Ettje natürlich ohne sie einkaufen und die vollen Preise zahlen, die dumme Pute. Erst als sie schon halb aus dem Laden war, fiel ihr ein, dass sie ziemlich unhöflich gewesen war, immerhin konnte sie der Großmutter eine hübsche Summe auf den Tisch legen– das Geld für ein ganzes Päckchen Tabak.
    » Danke schön!«, rief sie in den Laden hinein.
    Ob er es bei dem Stimmengewirr hörte, wusste sie nicht, doch es war ihr gleich– sie hatte sich bedankt, und das war anständig so, schließlich hatte er ihr einen Gefallen erwiesen. Damit war es aber auch gut.
    Sie musste eine Weile suchen, dann entdeckte sie Ettje an einem Stand gleich bei der Einmündung der Pfefferstraße. Sie hatte den Korb vor sich auf den Boden gestellt, doch Charlotte sah schon aus der Entfernung, dass er voller geworden war. Ganz sicher hatte sie schon Brot gekauft, vielleicht auch Zwiebeln.
    » Dich nehme ich nie wieder mit!«, zischte Ettje. » Denkst du, ich will mir die Beine in den Bauch stehen und mich von den Leuten anglotzen lassen?«
    Sie hatte nur die drei Brote eingekauft– was für ein Glück. Es war zwar immer noch reichlich Betrieb auf dem Markt, aber die beste Zeit war vorbei. Die Hausfrauen, die früh einkauften, weil sie für die Feiertage noch viel zu richten hatten, waren schon wieder daheim, jetzt waren die Nachzügler unterwegs, auch junges Volk und Kinder, die nur schauten, aber wenig Geld in den Taschen hatten. Charlotte kannte den Bauern am Gemüsestand, einen stämmigen Mann mit faltigem Gesicht und kleinen hellblauen Augen wie ein Schweinchen, der immer nur so grämlich tat, aber wenn seine Olsche nicht dabei war, konnte man mit ihm handeln.
    » Ich geh mal nach Paul schauen«, sagte Ettje, der Charlottes Feilschen peinlich war. » Pass gut auf den Korb auf.«
    » Gib mir das Geld!«
    Just bevor die Bäuerin von einem Einkauf beim Krämer zurückkehrte, hatte Charlotte den Handel abgeschlossen, und wie ihr das Grinsen des Bauern bewies, war auch er bei dem eifrigen Hin und Her auf seine Kosten gekommen. Sie hatte Butter, Zwiebeln, Kartoffeln und ein Dutzend Eier erstanden und zehn Pfennige übrig behalten, dazu kam das Geld für den Tabak – die gewaltige Summe von einer Mark und zwanzig Pfennigen.
    Unter dem missbilligenden Blick der Bäuerin schleppte sie den schweren Korb davon, bis Ettje sich endlich blicken ließ und ihr tragen half. Am Ledaufer, wo die Händler schon ihre Kisten und Bretter in die Kähne luden, mussten sie wieder nach Paul suchen. Schließlich entdeckten sie ihn inmitten einer Gruppe gleichaltriger Knaben, die am Wasser hockten und mit Klöten nach Enten und Möwen warfen.
    » Es ist schon Mittag«, jammerte Ettje. » Wegen euch kriege ich Ohrfeigen und darf an Pfingsten nicht aus dem Haus.«
    Charlotte hätte es ihr von Herzen gegönnt, aber sie war sicher, dass die Großmutter anders denken würde, wenn sie das ersparte Geld sah. Während des Heimwegs verriet sie ihrer Cousine kein Wort darüber, vor allem die Sache mit dem Tabak würde sie besser nur der Großmutter erzählen. Auf keinen Fall Ettje oder Tante Fanny, die würden dann nur wieder die Augen aufreißen und geräuschvoll die Luft einziehen, wobei sie die Hand vor den Mund schlugen – wie immer, wenn jemand etwas Verbotenes oder Unschickliches getan hatte.
    Die Maisonne brannte heiß auf sie herunter, und sie stellten wieder einmal fest, dass der Rückweg irgendwie länger als der Hinweg war, schon deshalb, weil sie die Einkäufe schleppen mussten. Als Paul die Tüte mit den Kartoffeln aufs
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