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Hikikomori

Hikikomori

Titel: Hikikomori
Autoren: Kevin Kuhn
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film in endlosschleife, oder auch nur ein einzelnes bild! – du fragst: ein einzelnes bild? – ich sage: ja, ein einzelnes bild. – und das wird dann besiedelt? – ja, das wird dann besiedelt und lebt ewig weiter. – ewig? – ich sage: um nichts anderes geht es, und ich erzähle dir, dass es welten sind, die sich gegenseitig überlappen und die durch zigtausende pfade untereinander verbunden sind, die sich aber nicht gegenseitig den raum streitig machen, im gegenteil, die sich wechselseitig beleben, zwischen denen man hin und her wandern kann , als gäbe es keine verschlossenen fenster und türen. wo ein austausch zwischen den welten stattfindet, wo kleine expeditionstrupps im auftrag der eigenen welt die benachbarten erforschen. und du wirst sehen: wenn du erst hier bist und deine welt aufbaust, werden deine finger die expeditionstrupps sein, die über die anderen welten streichen, als wären diese mit häuten überspannte knochen.
    so finde ich dich?, fragst du.
    du suchst, bis du einen körper spürst, eine dieser welten streifst, die bei deiner berührung sofort zu frösteln beginnen wird, deren härchen sich wie antennen aufstellen werden – über sie wirst du sanft fahren und du wirst wissen, dass es meine haut ist, dass ich es bin, der da neben dir liegt. und du wirst mich in deine arme nehmen und meinen schweren kopf halten, weil mich der weite weg hierher so sehr anstrengte, dass ich mich nicht mehr bewegen kann. in deinen armen werde ich an kraft gewinnen, durch deine finger, durch deinen geruch nach erde und geborgenheit, durch deine schmalen lippen auf meiner stirn wird mein blut erneut zu fließen beginnen, werde ich die kraft haben, auf unseren brokkolibaum zu steigen, den leuchtturm erneut erstrahlen zu lassen, so dass sich die neuankömmlinge an ihm orientieren, wir von da aus die zerbrochene welt 0 wieder zusammensetzen können.
    ob das alles wahr ist, fragst du, was ich erzähle.
    das happy end hat sich verzögert. eine stille, als hätten die menschen alle ressourcen aufgebraucht und anschließend sich selbst. ich höre sie nicht, ich rieche sie nicht, ich spüre sie nicht. ich hoffe nur für sie, dass sie im entscheidenden moment aufmerksam sein werden. das vorhaben wird wachsen und eines tages werden wir selbst an ihre türen klopfen. oder an die verrammelten türen ihrer kinder. kim, wenn du diesen brief in händen hältst, wenn es das tier zu dir geschafft hat, wirst du überzeugt sein. wenn jan von seiner reise zurückkehrt, dann sage ihm alles, was du weißt. – ich klebe dem leguan die botschaft auf den rücken und wünsche ihm alles gute. wir rollen zum letzten mal gemeinsam genüsslich mit den augen. es bleibt mir keine andere wahl. ich will wieder ein junge sein. till

Danksagung
    Ohne Unterstützung, den Blick von außen, ist Schreiben nicht denkbar. An erster Stelle gilt das für meine Familie, die aufopferungsvoll Phantasieräume erst ermöglichte, und Hanns-Josef Ortheil, dem ich – neben vielem anderen – den Schritt in die Literatur zu verdanken habe.
    Julia Eichhorn und Karin Graf danke ich für die Ausrichtung des Romans und die entlastende Beratung. Birgit Schmitz für das Vertrauen in meine Arbeit und Themenwelten. Ein besonderer Dank gilt meinem Lektor Anvar Cukoski, mit dem ich nicht nur den Text auf seine ihm eigene Form zugeschliffen, sondern von dem ich auch viel über Präzision und Einfühlungsvermögen gelernt habe.
    Thomas Pletzinger und Nikolas Hoppe rechne ich die frühe Arbeit am Text hoch an, das Ausloten von Möglichkeiten, das Aufzeigen so mancher Sackgasse.
    Dank gilt auch der Leitung des textwerk- Romanautorenseminars des Literaturhauses München – Sibylle Lewitscharoff, Mathias Gatza und Katrin Lange – sowie allen beteiligten Autoren, die über ein Jahr das Vorhaben intensiv begleiteten.
    Zu guter Letzt war es Vea Kaiser, die mich vom Hemingway bis ins Rita – und darüber hinaus – stets schreibend motivierte und träumen ließ.
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