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Highlander meiner Traeume

Highlander meiner Traeume

Titel: Highlander meiner Traeume
Autoren: Carrie MacAlistair
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einigen anderen Bewohnern gingen vorsichtig die Haustüren auf. Einige Bewohner trugen Pistolen, Musketen oder Heugabeln als Schutz bei sich, aber als sie sahen, dass die Schotten fort waren, ließen sie erleichtert ihre Waffen sinken. Dennoch war nicht ausgeschlossen, dass die Soldaten von Bonnie Prince Charlie in etlichen Häusern geplündert hatten und es Mordopfer zu beklagen gab.
    Schweigend nahm das Ehepaar Brown sein Frühstück zu sich, und kaum, dass Hector seinen letzten Schluck Kaffee getrunken hatte, wurde aufgeregt an die Haustür gehämmert.
    „Wer mag das sein?“, fragte Aline leise, denn noch immer steckte ihr der Schock in den Gliedern. „Mach besser nicht auf.“
    Doch Hector war bereits aufgestanden, und während er zur Haustür ging, sagte er schlecht gelaunt: „Du dummes Weib! Die schottischen Bastarde sind längst über alle Berge, es wird jemand aus dem Dorf sein.“
    Tatsächlich war es ein Bauer aus Ruthemore, der sich darüber beklagen wollte, weil die Schotten sein fettestes Schwein und einen Sack Weizenmehl aus seinem Stall gestohlen hatten. Ohne ein weiteres Wort mit seiner Frau zu wechseln, warf sich Hector seinen Rock über und folgte dem Bauern, um sich den ‚Tatort’ anzuschauen, obwohl es eigentlich nichts zu schauen gab.
    Doch das war Aline einerlei, sie war immer froh, wenn ihr Mann das Haus verließ, denn mit der üblen Laune, die er ständig hatte, wenn er noch nichts getrunken hatte, machte er Aline das Leben ebenso schwer wie die Abende, an denen er betrunken nach Hause getorkelt kam.
    Sie nahm den Korb für die Eier auf, holte ein paar Möhren als Leckerbissen für Bobby aus der Speisekammer und huschte durch die Hintertür hinüber zum Stall.
    Wie jeden Morgen wieherte das Pferd erfreut, wusste es doch, dass es von seiner schönen Herrin nicht nur sein tägliches Futter, sondern auch liebevolle Worte und Liebkosungen bekam. Erst jetzt fiel Aline ein, dass sie überhaupt nicht an Bobby gedacht hatte, als sie im Keller gesessen und den Durchmarsch der Schotten abgewartet hatte – der treue Braune hätte ebenso gut von ihnen gestohlen worden sein wie das Schwein des Bauern.
    „Jetzt ist alles wieder gut“, sagte Aline und reichte dem Pferd eine Möhre. „Und bald wird es wärmer, dann kommst du hinaus auf die Weide und kannst dich an saftigem Gras satt fressen.“
    Unvermittelt hob Bobby den Kopf und spitzte die Ohren; auch die Hühner in ihrem Verschlag hörten auf zu gackern und zu scharren.
    Und dann hörte es auch Aline. Dort hinten in der Scheunenecke, wo das Winterheu für das Pferd aufgeschichtet war, bewegte sich etwas, unterstrichen von einem leisen Rascheln. Zunächst glaubte Aline an eine Ratte oder einem verirrten Feldhasen, doch dann erklang ein unterdrücktes Stöhnen, sodass Aline vor Schreck die restlichen Möhren fallen ließ.
    Ratten stöhnten nicht, und als sich das Heu wieder bewegte, musste Aline an sich halten, um nicht die Flucht zu ergreifen. Regungslos stand sie da und klammerte sich an Bobbys Halfter; mit brennenden Augen starrte sie zu der verdächtigen Stelle im Heu.
    Als ein erneutes unterdrücktes Stöhnen erklang, griff Aline beherzt zu der Mistgabel, die neben der Pferdebox lehnte. Sie hatte keinesfalls vor, sich der Gefahrenquelle zu nähern, vielmehr wollte sie sich verteidigen, wenn sie angegriffen werden sollte.
    Und dann sah sie plötzlich ein Bein durch die Heuhalme blitzen – ein nacktes behaartes Männerbein, das mit angetrocknetem Blut besudelt war. Zaghaft näherte sich Aline der Heuecke, nachdem sie sich eingeredet hatte, dass eine verletzte Person keinen allzu großen Schaden anrichten konnte.
    Den Stiel der Mistgabel fest umklammert, setzte Aline einen Fuß vor den anderen, den Blick auf das Männerbein gerichtet, das sich nun nicht mehr regte. In Aline Kopf überschlugen sich die Gedanken ... was sollte sie als Nächstes tun? Normalerweise war sie immer sehr froh, wenn Hector nicht in der Nähe war, doch an diesem Morgen wünschte sie sich ihn flehentlich herbei. Er war zwar ein gefühlloser Trinker, doch er würde wissen, was mit der verletzten Person im Heuhaufen geschehen sollte.
    Als erneut ein schmerzvolles Stöhnen erklang, nahm sich Aline ein Herz und schob sich langsam voran – so weit, bis sie direkt vor dem blutigen Bein stand. Und dann sah sie das dazugehörige Gesicht und schrak zusammen: Dem langen zotteligen Haar nach zu urteilen, handelte es ich um keinen verletzten Landstreicher, sondern um einen
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