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Highlander meiner Traeume

Highlander meiner Traeume

Titel: Highlander meiner Traeume
Autoren: Carrie MacAlistair
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konnte.
    Aline warf einen unauffälligen Blick auf ihren unansehnlichen Mann, der nur mit einer langen grauen Unterhose und einem zerknitterten Leinenhemd verkatert am Tisch saß und seinen Kopf mit beiden Händen stützte.
    „Willst du heute noch ausgehen?“, fragte Aline, während sie Eintopf in einen hohen Teller schöpfte.
    Unwillig brummte Hector: „Nein, ich bleibe zu Hause, werde mich erst morgen wieder mit einigen Leuten treffen, um etwas zu besprechen.“
    Aline wusste ganz genau, dass diese ‚Gespräche’ in der Regel mit dem Apotheker, dem Pfarrer und einigen Großbauern im Wirtshaus stattfinden würden und als Ausrede dienten, um seinen Durst nach Schnaps zu stillen.
    „Hat sich die Lumpenarmee schon blicken lassen?“, fragte Hector, als seine Frau ihm das Essen vor die Nase stellte. Eines musste er Aline lassen: Sie kochte erstaunlich gut für ihr zartes Alter.
    „Nein, es war bisher alles ruhig.“ Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab, bevor sie zur Feuerstelle zurückging und ihren eigenen Teller ebenfalls mit dem herzhaften Gericht füllte. „Die Leute sagen, dass die Schotten möglicherweise gar nicht durch Ruthemore kommen.“
    „Die Leute reden Unsinn, denn unser Dorf liegt auf dem direkten Weg zur Grenze. Warum sollte die Lumpenarmee die Mühe eines Umwegs in Kauf nehmen, nur um Ruthemore zu verschonen?“
    Aline erinnerte sich bangen Herzens an jenen Tag im vergangenen Oktober, als die schottischen Truppen das Dorf passiert hatten. Damals waren die stolzen Krieger hoch erhobenen Hauptes über die Hauptstraße geritten oder gelaufen, und niemand von der Zivilbevölkerung hatte Grund, sich vor den rauen Burschen in ihren karierten Plaids zu fürchten. Doch wenn man dem Glauben schenken konnte, was man sich erzählte, marschierten dieselben Soldaten mittlerweile völlig ausgehungert in ihre schottische Heimat zurück und nahmen sich angeblich, was sie bekommen konnten. Von Schändungen war die Rede und von Brandstiftung und Raub; auch vor Mord sollten die Highlander angeblich nicht zurückschrecken.
    „Lass niemand ins Haus, wenn ich nicht da bin“, bemerkte Hector, seinen Eintopf schlürfend, als sich Aline ihm gegenüber setzte, „verriegele Fenster und Türen, dann kann dir nichts passieren.“
    Sie nickte stumm, obwohl sie wusste, dass ein verriegeltes Haus die Lumpenarmee nicht davon abhalten würde, ins Innere einzudringen.
    *
    Es war noch dunkel, als Aline am nächsten Morgen erwachte. Neben ihr schnarchte Hector zum Gotterbarmen, und in der winzigen Kammer roch es säuerlich nach seinen Ausdünstungen. In der Nacht hatte er seine junge Frau bestiegen, lieblos und gehetzt wie üblich; in weniger als zwei Minuten war es vorüber gewesen.
    Aline war danach immer sehr erleichtert und betete, nicht schwanger geworden zu sein. Zwar war sie Hector dankbar, dass er sie vor der Gosse bewahrt hatte; das hieß jedoch nicht, dass sie ein Kind von ihrem alten hässlichen Ehemann haben wollte – und Hector schien es gleich zu sein, einen Erben in die Welt zu setzen oder nicht.
    Über ihre Zukunft machte sich Aline keine Illusionen; sie würde an Hectors Seite bleiben, bis er sich zu Tode getrunken hatte, und vorher würde sie ihn pflegen, wenn er zu schwach zum Aufstehen wäre.
    Wie jeden Morgen flocht Aline ihr hüftlanges Haar zu einem dicken Zopf, der sie jünger erscheinen ließ, als sie tatsächlich war. Sie ahnte nicht, wie reizvoll sie aussah, aber wenn sie es gewusst hätte, dann wäre es ihr gleichgültig gewesen, da sie an Hector gebunden war und keinen Gedanken daran verschwenden musste, den jungen Männern von Ruthemore zu gefallen.
    Vorsichtig öffnete Aline die Fensterläden, nachdem sie auf Zehenspitzen die Schlafkammer mit ihrem schnarchenden Ehemann verlassen und die Holzstiege ins Erdgeschoss hinuntergestiegen war. Der verschneite Vorgarten wies ebenso wenig Spuren von schweren Männerfüßen vor wie die schmuddelige Straße vor dem Haus.
    Angespannt reinigte Aline den Kamin und entfachte ein neues Feuer, um Wasser und Milch für das Frühstück zu erwärmen. Es war zwar nicht anzunehmen, dass Hector in der nächsten halben Stunde aufwachen würde, aber er liebte es nicht, in die Küche zu kommen, ohne dass sein Frühstück fertig war.
    Natürlich war Hector noch nicht wach, als Kaffee und Haferbrei fertig waren, doch Aline wagte nicht, ihn zu wecken. Wenn er am Tag zuvor getrunken hatte – und das kam beinahe täglich vor – dann wurde er wütend, wenn man ihn
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