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High Heels im Hühnerstall

High Heels im Hühnerstall

Titel: High Heels im Hühnerstall
Autoren: Rowan Coleman
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oder sie schmolz unter Louis’ Berührung zu sehr dahin, um den Gedanken lange zu verfolgen.
    Jeden Abend verbrachte Sophie ein paar Minuten damit, mit ihrer Katze Artemis zu reden, die sich natürlich längst nicht so viele Sorgen über den Fortgang der Dinge machte wie ihre Besitzerin. Artemis war gleich am ersten Tag, als sie aus London gekommen waren, bei Louis eingezogen und schikanierte den hier ansässigen rötlichbraunen Kater Tango mit der Entschlossenheit und Brillanz einer Katzenkriegerin. Dann stieg Sophie, wenn sie keinen Alkohol getrunken hatte, in ihren Golf oder rief andernfalls das örtliche Taxi, um zur Pension zurückzufahren und dort allein zu schlafen.
    Natürlich sehnte sie sich danach, in Louis’ Armen aufzuwachen. Doch sie war selbst nach sechs Monaten noch immer fest entschlossen, sich nur dann auf diesem gefährlichen Hochseil vorwärtszuwagen, wenn sie sich absolut sicher war, dass sie das Richtige tat und keinen schrecklichen, fürchterlichen Fehler beging, jene Art von Fehler, der diese wunderbare kleine Seifenblase, in der sie lebte, zum Platzen bringen und die Realität hereinlassen würde.
    Cal sagte immer, dass dieses große Glück – von dem allgemeinen Gefühl der Zufriedenheit und Freude, das ihr Alltagsleben seit ihrer Ankunft in Cornwall durchdrang, ganz zu schweigen – ihr Beweis genug sein müsste, um den nächsten Schritt in Sachen Bindung zu unternehmen. Doch andererseits hatte Cal bekanntermaßen einem Mann seine ewige Liebe erklärt, nur weil ihm das Futter seines Jacketts gefallen hatte. Deshalb fühlte Sophie sich nicht in der Lage, sich auf Cals Meinung zu verlassen, zumindest nicht in diesem Fall. Dieses Mal musste sie es selbst herausfinden, und obwohl alle Hinweise auf einen guten Ausgang hindeuteten, gab es etwas, eine winzige, undefinierbare Kleinigkeit, über die sie sich klar werden musste, bevor sie mit Sicherheit sagen konnte, dass sie hierbleiben sollte. Das Problem war, dass Sophie sich nicht wirklich sicher war, worauf sie wartete.
    Noch vor einem knappen Jahr hatte sie sich auf der Karriereleiter nach oben gearbeitet, war in Reichweite der Spitze in ihrer Branche gelangt, einer Firma für Eventmanagement in der City von London. Sie war bei McCarthy Hughes stellvertretende Chefin und im Begriff, in die Fußstapfen ihres Chefs zu treten und die Leitung des ganzen Betriebs zu übernehmen. Der Augenblick, auf den sie hingearbeitet hatte, seit sie direkt nach ihrer Ausbildung in die Firma eingetreten war, stand unmittelbar bevor.
    Und dann war ihre beste Freundin, ihre liebe, süße, manchmal unbesonnene, aber stets loyale und liebevolle beste Freundin Carrie bei einem Autounfall ums Leben gekommen und hatte zwei kleine Mädchen zurückgelassen, die, abgesehen von einer kränklichen Großmutter und einem Vater, der nicht ausfindig gemacht werden konnte, niemanden hatten, der sich um sie kümmern konnte. Mit einem Schlag war das Versprechen, das Sophie vor langer Zeit an einem Nachmittag nach dem Genuss von reichlich Alkohol Carrie gegeben hatte, schreckliche Realität geworden. Also hatte Sophie zwei fremde, manchmal stille und häufig destruktive kleine Mädchen in ihr Leben aufgenommen und deren Sozialarbeiterin mitgeteilt, dies wäre nur eine Übergangslösung, bis der nichtsnutzige abwesende Vater aufgetrieben werden konnte.
    Viele Tränen waren geflossen, es hatte mehrfach eingenässte Betten und die Geschichte mit dem Laptop gegeben, mit dem Frühstücksmüsli und dem Haarserum, und Sophie zuckte noch immer jedes Mal zusammen, wenn sie daran zurückdachte. Und natürlich das Debakel mit dem Katzenfutter, das Sophie der Sozialarbeiterin der Mädchen unterschlug – nicht etwa, weil sie versuchte, irgendetwas zu verheimlichen, sondern weil ihre Mutter ihr gesagt hatte, dass ein paar Bissen Kitekat ihres Wissens nach neugierige Dreijährige nicht umbrachten.
    Man kann durchaus sagen, dass die Mutterrolle, so flüchtig und zufällig sie auch gewesen war, Sophie nicht leichtfiel, vor allem, weil sie damit kämpfte, den Tod der Frau zu verarbeiten, die sie für ihre beste Freundin gehalten hatte, der Frau, die sie, wie sich herausstellte, nicht wirklich gekannt hatte. Deshalb war das, was als Nächstes geschehen war, ziemlich unerwartet gekommen.
    Die Kinder brauchten sie auf einmal und vertrauten ihr. Und sie hatte sie ganz allmählich lieb gewonnen. Es war eine Liebe, die sie trotz ihrer Stärke und Tiefe überrumpelte. Langsam waren Teile von ihr, die seit
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