Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
High Heels im Hühnerstall

High Heels im Hühnerstall

Titel: High Heels im Hühnerstall
Autoren: Rowan Coleman
Vom Netzwerk:
dem Tod ihres Vaters geschlummert hatten, wieder zum Leben erweckt worden, und die Kinder hatten Sophie durch ihre eigene Trauer wieder mit sich selbst in Einklang gebracht. Sie hatten ihr Herz wieder weiterschlagen lassen.
    Und das passierte genau in dem Augenblick, als der Mann ihrer verstorbenen besten Freundin, der Vater der Mädchen, nach dreijähriger Abwesenheit wieder ins Leben seiner Töchter trat.
    Zuerst wollte Sophie Louis hassen, aber als klar wurde, dass sie ihn unmöglich hassen konnte, weil er nicht das herzlose Monster war, als das sie ihn sich vorgestellt hatte, sondern genau genommen ein ziemlich gefühlvoller, netter Mann mit einem erstaunlich sexy Körper war, hatte sie einfach beschlossen, sich nicht in ihn zu verlieben. Denn welch größeren Fehler konnte eine Frau im Alter von zweiunddreißig Jahren begehen, als sich in den Ehemann ihrer verstorbenen besten Freundin zu verlieben? Sophie lag viele lange Nächte wach auf ihrem Sofa, während die Kinder in ihrem Doppelbett schliefen, und versuchte, einen größeren Fehler zu finden, doch ihr fiel keiner ein. Ihrer Meinung nach übertrafen in Sachen schlechte Entscheidung nicht einmal Schuhe mit Retro-Keilabsatz aus Kork zu einem Tellerrock, der oberhalb der Knie endet, dies an Geschmacklosigkeit. Deshalb versuchte Sophie, ihn nicht zu begehren, sie versuchte es wirklich. Aber als sie ihn näher kennenlernte und sah, wie verzweifelt er sich bemühte, das Vertrauen seiner Kinder zurückzugewinnen, verstand sie, was ihn und Carrie tatsächlich auseinandergebracht hatte, und sie begriff nach und nach, was er durchgemacht hatte. Es half auch nicht, dass ihr Herz jedes Mal, wenn sie ihm in die Augen sah, wie eine Trommel in ihrem Brustkorb schlug und ihr Slip feucht wurde.
    Danach verlief alles ziemlich lehrbuchmäßig – falls das Lehrbuch, das Sie lesen, den Titel tragen sollte: Wie emotional gehemmte Frauen am besten mit Verdrängung umgehen. Sophie hatte sich in Louis verknallt, sie hatte so getan, als hätte sie sich nicht in Louis verliebt, sie hatte eine Nacht ungeplanter, unerlaubter Leidenschaft mit ihm verbracht, war dann in der Überzeugung gegangen, sich für den Rest ihres Lebens mit der Frage »was hätte sein können« zu quälen, bis Cal ihr riet, damit aufzuhören und stattdessen glücklich zu sein. Und vor sechs Monaten hatte sie genau das getan.
    Im Alter von beinahe dreiunddreißig Jahren hatte Sophie Mills ihr ganzes mühsam aufgebautes Leben hinter sich gelassen, um herauszufinden, ob das Zusammenleben mit einem Mann, den sie kaum kannte, klappen könnte. Sie machte sich Sorgen, wie das auf Außenstehende wohl wirken musste: Sie und Louis, zwei Fremde, die einander kaum kannten und durch die Umstände zusammengeführt wurden. Möglichweise betrachtete Louis Sophie, so gern er sie auch hatte, vielleicht eher als praktischen Ersatz für die verstorbene Mutter der Mädchen, ein Ersatz, der sich das Vertrauen und die Zuneigung der Kinder bereits gesichert hatte.
    Jetzt dachte sie über diesen letzten Schritt auf dem Hochseil nach, dem, der zu einem neuen und dauerhaften Leben in Cornwall führen würde. Über diesen letzten Schritt, der aus Louis’ Haus am Ende ihr Zuhause machen würde.
    Es war eine Schande, dachte Sophie, während sie ihren Hüftspeck zwischen Daumen und Zeigefinger quetschte, dass sie es nicht fertigbrachte, eine ähnliche Zurückhaltung gegenüber Kuchen und Sahne an den Tag zu legen.
    Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken, und sie versteckte sich hastig im Schrank.
    »Tante Sophie?«, rief Bella, während sie die Schlafzimmertür aufstieß. »Wir kommen, um dich abzuholen!«
    »Jetzt wirst du entdeckt«, kicherte Izzy, die hinter Bella ins Zimmer getrampelt kam wie eine Herde kleiner, aber entschlossener Elefanten.
    Sophie verhielt sich im Schrank mucksmäuschenstill, versteckt zwischen Geschäftskostümen und paillettenbesetzten Partykleidern, die sie seit Monaten nicht mehr getragen hatte. An den Tagen, an denen Louis die Kinder von der Schule abholte und sie vorbeibrachte, war es an ihr, darauf zu warten, dass sie entdeckt wurde. Und obwohl die Mädchen genau wussten, wo sie sich versteckte (in dem winzigen Zimmer gab es nicht allzu viele Verstecke), musste sie dennoch warten. Manchmal hielt Izzy die Aufregung nicht aus, und sie wurde in weniger als einer Minute entdeckt. An anderen Tagen konnte es recht lange dauern, und Sophie hatte, bis sie endlich aufgespürt wurde, einen steifen Hals und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher