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High Heels im Hühnerstall

High Heels im Hühnerstall

Titel: High Heels im Hühnerstall
Autoren: Rowan Coleman
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verbracht, hatte sich zum ersten Mal als Teil der sprießenden Jahreszeit gefühlt und das neu aufkeimende Leben genossen, während sie selbst spürte, dass sie sich für die unbekannten Möglichkeiten öffnete, die die Zukunft für sie bereithalten mochte. An den Wochenenden waren sie und Louis morgens mit den Mädchen am Hafen im eiskalten Wasser herumgewatet und hatten interessante Muscheln und Keramikscherben gesammelt, bis ihre empfindlichen Städterinnenfüße blau anliefen. Sophie hatte zugelassen, dass die kühle, frische Meeresbrise ihre Wangen rötete und ihr feines blondes Haar zerzauste. Während sie mit sandverkrusteten Füßen über die Felsen und Steine zur Hafenmauer kletterten, massierte Louis ihre tauben Finger, bis das Blut wieder in ihren Fingerspitzen pochte. Sie war auch den ganzen unbeständigen Sommer über hiergeblieben, der mal mit warmen Regen- und dann gelegentlich mit fantastischen Sonnentagen aufwartete. Während der Sommerferien, in denen Louis daran arbeitete, sein neues Fotostudio aufzubauen, veranstalteten die Mädchen eine eigene Stadtführung für sie: ein Picknick auf den mit Klee und Gänseblümchen bewachsenen Wiesen oberhalb der weiß getünchten Stadt, die so planlos auf den ins Meer abbrechenden Felsklippen erbaut war; die Rollschuh-Disco, die jeden Tag um die Mittagszeit in der Guildhall stattfand, wo man sich um die Touristen herumdrückte, was Sophie abwechselnd erheiternd und dann wieder demütigend fand; eine Führung durch die Tate Gallery, wobei Bella ihr selbstbewusst einen Vortrag über Licht und Perspektive hielt; und ein Rundgang durch das Gewirr gepflasterter Gässchen, um ihr ihre Lieblingshäuser und mit Geranien überquellenden Blumenkästen zu zeigen. Abends, wenn Louis seinen Arbeitstag beendet hatte, gingen sie an der Hafenmauer entlang spazieren, bis sie die Seehundfamilie fanden, die immer da war und auf den Felsen nur ein kleines Stück draußen im Meer faulenzte, als würde sie ihre Berühmtheit genießen. Izzy gab den Tieren jeden Tag neue Namen, und Bella erzählte Sophie Geschichten über sie.
    Jetzt war es Ende September, und es war mehr oder weniger genauso wie in der Woche, als sie angekommen war: Eine bezaubernde Mischung aus Neuem und Routine, verbunden mit einem so nie gekannten Glücksempfinden, und dem Gefühl, dass das nicht wirklich ihr Leben war, weil das unmöglich war. Sie hatte den Eindruck, durch die Seiten eines Liebesromans zu wandeln oder plötzlich die Hauptrolle in einem Film zu spielen, weil das wahre Leben niemals so einfach war.
    Sie sah Louis und die Mädchen jeden Tag. Seit Beginn des neuen Schuljahrs brachte sie die Kinder zur Schule; Izzy war inzwischen vier geworden und besuchte die an Bellas Schule angegliederte Kindertagesstätte. Jeden zweiten Tag holte sie Izzy um ein Uhr ab, und sie genossen einen Tee und ein Stück Kuchen in Carmen Velasquez’ Ye Olde Tea Shoppe, bevor sie zur Schule zurückgingen, um Bella um Viertel nach drei abzuholen. Dann machten sie, wenn es sonnig genug war, einen Spaziergang am Strand entlang, bauten Sandburgen und jagten sich mit Klumpen schleimigen Seetangs, doch wenn es regnete, gingen sie zu Louis’ Haus zurück und bastelten irgendetwas aus trockenen Teigwaren. Ganz gelegentlich nahmen sie in Ye Olde Tea Shoppe einen zweiten Tee mit Kuchen zu sich, weil es ungerecht zu sein schien, Bella leer ausgehen zu lassen.
    Abends, wenn die Mädchen im Bett waren, saßen Sophie und Louis vor dem elektrischen Kamin, den er, wie er ständig schwor, durch einen echten Kamin ersetzen würde, der zum viktorianischen Äußeren des Hauses passte, und sie lachten und redeten und erzählten sich die Neuigkeiten und hielten Händchen und küssten sich immer wieder. Und an den meisten Abenden führte das zum wunderbarsten und überwältigendsten Sex, den Sophie je gehabt hatte. Louis’ Sofa hatte in den vergangenen sechs Monaten eine Menge ausgehalten, sein Teppich noch viel mehr. Aber bis zu diesem Zeitpunkt war Sophie nie über Nacht geblieben.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass du hier übernachten könntest, wenn du wolltest«, hatte Louis eines Abends gesagt, als die beiden ausgestreckt vor dem Kamin lagen, den sie den alten Zeiten zuliebe eingeschaltet hatten, obwohl es inzwischen August und der Abend drückend heiß war. Er strich mit dem Finger über die Rundung ihrer Brust, die im Schein des Feuers schweißglänzend war. »Ich würde so gerne mit dir einschlafen, Sophie«, murmelte er. »Und mit
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