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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten
Autoren: Alexander Borell
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schnüffelte. Als wir Ontario passiert hatten, sagte ich:
    „Ach ja, Ihre Pistole! Sie ist ein deutsches Modell, 7,65 Millimeter. Sie kamen nochmals an den Tatort zurück, um in Ruhe das Buch zu suchen. Da kam ich Ihnen in die Quere. Ich denke, Sie wollten mich gar nicht töten, sondern nur verscheuchen. Der Schuß, der auf mich abgegeben wurde, fiel aus einer Pistole mit dem Kaliber 7,65. Das hätten Sie doch sein können, nicht wahr?“
    Er zuckte mit den Schultern.
    „Ich glaube nicht, Mister Stretcher. Wenn ich der Mörder gewesen wäre und geschossen hätte: seien Sie versichert, ich hätte Sie getroffen.“
    „Ach so“, lachte ich, „na, bleiben wir trotzdem mal bei der Voraussetzung, daß Sie der Mörder gewesen wären. Sie gilt ja für unser ganzes Gespräch. Ich fand auch bei Dinah ein Fotoalbum, das mit Nummer 1 bezeichnet war. Glauben Sie, daß ich mich irre, wenn ich annehme, daß es auch ein Album Nummer 2 gibt, in dem sich Fotos befinden, die Dinah und Sie zusammen zeigen?“
    Wieder blickte er mich an und lächelte rätselhaft.
    „Unter der gleichen Voraussetzung“, sagte er, „würde ich annehmen, daß Sie sich nicht irren.“
    „Sie haben dieses Fotoalbum natürlich mitgenommen und gleich vernichtet.“
    „Wenn ich wirklich der Mörder wäre, hätte ich wohl so handeln müssen. Sie denken überaus klar und folgerichtig.“
    „Danke, Doktor.“
    „Bitte.“
    Kurz vor Colton sahen wir rechts vorn an einem Eukalyptuswäldchen eine Tankstelle. Ich bremste und sagte zu Howard:
    „Ich muß hier tanken. Außerdem gibt’s hier eine kleine Imbißstube. Wir haben schon einige Whiskys zusammen getrunken. Wollen wir diese Tradition fortsetzen?“
    „Gern“, nickte er.
    Wir stiegen aus, ich tankte und fuhr den Wagen ein wenig abseits in den Schatten. Dann gingen wir in die Imbißstube und bestellten Whisky-Soda mit viel Eis.
    Ich entdeckte eine Telefonkabine auf der rückwärtigen Seite der Gaststube und sagte zu Howard:
    „Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, ich möchte nur rasch Muriel anrufen und hören, wie’s ihr geht.“
    Er blickte mich fragend an, und ich verschwand in der Kabine. Ich konnte ihn von dort aus beobachten.
    Ich rief Martings Nummer beim FBI an. Es wurde mir gesagt, daß Colonel Marting unterwegs sei, aber sein Wagen habe Funktelefon, und man könne mich mit ihm verbinden. Es knackte einige Male in der Leitung, und dann hörte ich Martings Stimme:
    „Hallo, Stretcher! — Wie sieht’s bei Ihnen aus?“
    „Merkwürdig“, sagte ich, „er ist völlig damit einverstanden, Eve abzuholen. Ich möchte wetten, daß er weder Dinah noch die beiden Alten umgebracht hat.“
    „Kann sein“, sagte er, „daß Sie Ihre Wette gewinnen würden. Mary-Ann und Franky sind nämlich unterwegs zum Pfeilspitzensee. Sie fahren wie der Teufel, benützen aber nur Nebenstraßen. Sie werden verfolgt, und ich habe laufende Berichte von ihnen.“
    „Donnerwetter!“ rief ich. „Sie haben das natürlich gewußt, Sie Schuft!“
    „Nein“, sagte er, „das wußte ich nicht.“
    „Darüber unterhalten wir uns besser später. Wo sind Sie denn jetzt?“
    „Ungefähr hundert Yards hinter Ihnen, in einer Nebenstraße. Ich kann die Tankstelle und Ihren Wagen sehen.“
    Wir lachten beide, und dann sagte er:
    „Sie sehen also, wo ich den Mörder vermutet habe.“
    „Was soll ich machen?“ fragte ich.
    „Weiterfahren. Wir bleiben hinter Ihnen.“
    Ich verließ die Telefonkabine und sah, wie der Wirt eben die beiden Gläser Whisky-Soda auf den Tisch stellte. Ich ging am Tisch vorbei und sagte zu Howard:
    „Noch einen Moment. Ich hab’ mein Taschentuch in der Jacke draußen.“
    Ich wollte wirklich nur mein Taschentuch holen.
    Als ich zum Wagen kam, sah ich, daß John inzwischen eine fürchterliche Verwüstung angestellt hatte. Er saß auf Doktor Howards Jacke und riß gerade einen großen Fetzen aus dem seidenen Futter.
    Ich packte John entsetzt am Kragen, um noch zu retten, was zu retten war. Als ich die Jacke aufhob, rutschte aus dem Futter ein kleines, weißes, gefaltetes Papierchen, wie man es in Apotheken bekommt, wenn man Brausepulver verlangt. Ich öffnete es und fand einen ganz feinen, bräunlichen Staub!
    Ich faltete es vorsichtig zusammen, steckte es in die Brusttasche meiner Jacke, verschloß den Wagen wieder und ging hinein. Ich setzte mich neben Doktor Howard.
    Dann rief ich wieder den Wirt herbei und zahlte. Howard wollte für sich zahlen, aber ich sagte:
    „Sie sind mein Gast,
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