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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten
Autoren: Alexander Borell
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Doktor.“
    Als wir das Lokal verlassen hatten, ging ich einen halben Schritt hinter ihm, angelte die stählerne Handfessel aus meiner Hosentasche, warf mich von hinten auf ihn, und ehe er noch recht wußte, was los war, schnappte der Achter um seine Handgelenke.
    „Tut mir leid, Doktor“, sagte ich, ein wenig schnaufend, „aber Sie sind der Mörder.“
    Er blieb völlig ruhig.
    „Sie irren sich zwar“, sagte er, „aber ich kann Sie verstehen.“
    Ich zeigte ihm nun seine Jacke.
    „Da“, sagte ich, „Sie hatten eins Ihrer famosen Pülverchen im Futter Ihres Sakkos. Wollen Sie vielleicht leugnen?“
    „Das nicht“, sagte er betont.
    Er setzte sich schweigend neben mich. Ich wendete und fuhr ein Stück zurück, bis ich neben Martings Wagen stand. Marting, Muriel und der Sheriff stiegen aus.
    „Es ist sehr schnell gegangen“, sagte ich und deutete auf Howard, der schweigend in meinem Wagen saß. „Er hatte eins seiner Todespulver bei sich, und er leugnet nicht.“
    „Teufel noch mal“, sagte Marting, „das hätt’ ich nun doch nicht erwartet. Wenigstens nicht so. Wie ist denn das so rasch gegangen? Das müssen Sie mir unterwegs erzählen, denn wir müssen rasch weiter. Die beiden Buttoms sind vor fünf Minuten schon durch San Bernardino durchgefahren und dürften jetzt nicht mehr weit vom Pfeilspitzensee entfernt sein. Meine Leute sind hinter ihnen her.“
    Er telefonierte von seinem Wagen aus, und fünf Minuten später erschien aus der Richtung, aus der wir gekommen waren, ein weiterer Polizeiwagen. Wir übergaben den Arzt den Polizisten und ich ließ meinen Wagen stehen. Ich stieg zu Marting mit ein. Erst jetzt, als ich neben Muriel auf dem Rücksitz saß, hatte ich Zeit für sie.
    „Ich dachte, du wärst nach Hause gefahren?“
    „Ich wollte es auch“, sagte sie, „aber Mister Marting hielt es für besser, mich mitzunehmen. Ist Doktor Howard wirklich der Mörder.“
    „Ja. Es gibt keinen Zweifel mehr.“
    „Schrecklich“, sagte sie nur.
    Der schwere Wagen raste in halsbrecherischem Tempo weiter. Ich erzählte unterwegs Marting, was ich inzwischen erlebt hatte. Er hörte mich schweigend an, und als ich geendet hatte, schüttelte er nur den Kopf.
    „Unglaublich“, meinte er dann, „wirklich unglaublich. Und trotzdem habe ich so was Ähnliches erwartet. Das ist auch der Grund, weshalb ich hinter Ihnen herfuhr. Wir rechneten damit, Ihnen helfen zu müssen. Miß Delano wäre bald gestorben vor Angst. Aber nun sieht es ganz so aus, als ob die beiden anderen auch mit im Komplott wären. Woher wüßten sie sonst, wo sich Eve befindet? Und weshalb hätten sie es so eilig, hinzukommen?“
    Kurz vor Twin Peaks standen mehrere Polizisten und einige Autos auf der Straße. Auch ein grüner Packard war dabei.
    Wir hielten und sahen, daß sie hier die Buttoms aufgehalten hatten. Mary-Ann war leichenblaß und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Aber auch Franky schien sich nicht wohl zu fühlen.
    „Schau einer an“, sagte Marting, „das hat also geklappt! Ihr seid uns prompt in die Falle gegangen.“
    „Um Gottes willen!“ rief Mary-Ann und hob ihre Hände flehend auf, „um Gottes willen, Mister Marting — fahren Sie weiter! Ich weiß, wo Eve ist! Wir müssen sie finden, ehe Doktor Howard sie erwischt!“
    Marting und ich wechselten einen kurzen Blick.
    „Wieso Doktor Howard?“ fragte Marting.
    „Er ist der Mörder!“ schrie Mary-Ann gellend auf. „Und er hat Eve entführt! Ich weiß, daß er Freunde droben am See hat — wir waren da früher einmal zusammen. Und als Sie sagten, Eve sei in San Bernardino an einem See, da wußte ich sofort, wo er sie hingeschafft hatte. Bitte, Mister Marting, fahren Sie weiter! Machen Sie mit Franky und mir, was Sie wollen, aber fahren Sie weiter und retten Sie Eve.“
    „So ist das“, sagte Marting halb zu mir gewandt und nickte vor sich hin. Dann nahm er Mary-Ann vorsichtig am Arm und führte sie zu ihrem Wagen.
    „Sie brauchen sich um Eve keine Sorgen zu machen, Madam — wir haben Howard schon gefaßt.“
    „Haben — Sie...“ stammelte Mary-Ann, und Marting konnte sie gerade noch auffangen.
    Wenige Minuten später fuhr die ganze Wagenkolonne weiter. Polizisten lotsten uns durch Twin Peaks, über einen schmalen Feldweg, bis zu einem hübschen Haus am See. Wir hielten kurz davor, und Marting, ich und einige Polizisten pirschten uns ans Haus heran. Im Garten, am Strand, sahen wir einen älteren Herrn, eine ältere Dame — und Eve. Sie spielten
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