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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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erwiderte er leise.
    »Schauen Sie mich an«, sagte ich. »Sie haben einige Informationen für mich, habe ich recht?«
    Sein Gesicht blieb völlig ausdruckslos, als er erwiderte: »Nein, Sir.«
    Ich wartete eine halbe Minute. »Na gut«, sagte ich dann und streckte die Hand aus, um die Tür zu schließen. »Ich nehme an, daß ich mir die Informationen trotzdem irgendwie beschaffen kann, und dann wird man natürlich annehmen, daß ich sie von Ihnen habe.«
    Der kleine Schnurrbart sah plötzlich aus, als wäre er nur angemalt. »Warten Sie«, sagte der Mann.
    »Worauf?«
    »Sie müssen mich verstehen«, sagte er flehentlich. »Informationen dieser Art gehören normalerweise nicht zu Ihren Interessen, nicht wahr? Ich habe eine Familie …«
    »Und ich nicht«, erwiderte ich; der Mann war mir gleichgültig.
    »Sie verstehen mich nicht. Man würde mich umbringen. So etwas ist der Blauen Front hier auf St. Marie zuzutrauen. Warum sind Sie überhaupt daran interessiert? Ich wußte nicht, daß Sie …«
    »Schon gut«, sagte ich und wollte die Wagentür schließen.
    »Warten Sie …!« Er hob beschwörend die Hand. »Wie soll ich wissen, daß man mich in Ruhe läßt, wenn ich es Ihnen sage?«
    »Vielleicht kommt die Blaue Front eines Tages wieder an die Macht«, erwiderte ich. »Und ich bin sicher, daß auch die ungesetzlichste politische Gruppe kein Interesse daran hat, die Interplanetarische Nachrichten-Agentur vor den Kopf zu stoßen.«
    »Gut«, sagte er hastig. »Gut. Sie fahren nach Neu San Marcos und suchen den Juwelier in der Wallace Street auf. Der Ort liegt nicht weit auf der anderen Seite von Josephstown, wo sich das Lager der Freundler befindet.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Werden Sie ihnen von mir erzählen?«
    »Natürlich.« Ich blickte ihn an. Über seinem blauen Uniformkragen konnte ich ein Stück dünne Silberkette sehen, an der unter seinem Hemd wahrscheinlich ein kleines Kruzifix befestigt war. »Die Freundler-Soldaten sind jetzt schon zwei Jahre hier«, sagte ich. »Wie haben Sie sich auf St. Marie daran gewöhnt?«
    »Man muß sie nur verstehen«, antwortete er. »Sie haben ihre eigenen Methoden.«
    Ich spürte den Schmerz in meinem steifen Bein – dort, wo die Ärzte auf der Neuen Erde die Nadel des Bolzengewehrs entfernt hatten.
    »Allerdings, sie haben ihre eigenen Methoden«, sagte ich. »Schließen Sie die Tür.«
    Am Armaturenbrett des Wagens war eine St.-Christophorus-Medaille befestigt, die ein Freundler-Soldat sofort entfernt und weggeworfen hätte. Es war mir daher ein besonderes Vergnügen, die Plakette an Ort und Stelle zu lassen – obwohl sie mir im Grunde ebensowenig bedeutete. Und das hing nicht nur mit Dave, meinem Schwager, und den anderen Gefangenen zusammen, die man auf der Neuen Erde niedergeschossen hatte, sondern einfach damit, daß es gewisse Pflichten gibt, die ein kleines Element des Vergnügens in sich tragen. Wenn die Illusionen der Kindheit vergangen sind und einer endlosen Kette von Pflichten Platz gemacht haben, können solche Freuden höchst willkommen sein. Fanatiker sind, wenn alles gesagt und getan ist, nicht schlimmer als tollwütige Hunde.
    Aber tollwütige Hunde müssen getötet werden, das gebietet der gesunde Menschenverstand.
    Nach einer gewissen Zeit im Leben kehrt man unvermeidlich zum gesunden Menschenverstand zurück. Wenn die wilden Träume von Gerechtigkeit und Fortschritt schließlich tot und begraben, wenn die schmerzhaften Impulse und Gefühle im Innern verhallt sind, dann ist es das beste, still und leblos und unnachgiebig zu werden wie – wie die Klinge eines auf einem Stein geschliffenen Schwertes. Der Regen, durch den eine solche Klinge zum Kampfplatz getragen wird, befleckt sie ebensowenig wie das Blut, in dem sie schließlich gebadet wird. Für geschliffenen Stahl besteht zwischen Regen und Blut kein Unterschied.
    Eine halbe Stunde lang fuhr ich durch bewaldete Hügel und zwischen umgepflügten Wiesen hindurch. Die Furchen auf den Feldern waren schwarz von Regen, ein freundlicheres Schwarz, als ich im allgemeinen zu sehen bekam. Schließlich erreichte ich die Außenbezirke von Josephstown.
    Der Autopilot dirigierte mich durch die kleine, saubere Stadt, die etwa hunderttausend Einwohner haben mochte und für diesen Planeten typisch war. Wir kamen schließlich auf eine große freie Fläche, auf der sich die massiven, schrägen Betonwände eines Militärlagers erhoben.
    Am Tor stoppte mich ein Unteroffizier der Freundler mit
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