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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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ich mit meinem Leben überhaupt noch etwas anfange«, sagte ich langsam, »dann nur eins: Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um die Freundler und ihr Gedankengut aus der Gemeinschaft zivilisierter Menschen ein für allemal zu entfernen.«
    Ich schaute ihn wieder an. Er hatte einen Ellenbogen schwer auf den Tisch gestützt und musterte mich eindringlich.
    »Das ist ein ziemlich rigoroser Standpunkt, meinen Sie nicht auch?«
    »Nicht rigoroser als die Einstellung der Freundler.«
    »Glauben Sie das wirklich?« fragte er ernsthaft. »So etwas würde ich eigentlich nicht sagen.«
    »Ich hatte angenommen«, erwiderte ich, »daß Sie derjenige wären, der sie zu bekämpfen hat.«
    »Natürlich«, sagte er und lächelte ein wenig. »Aber auf beiden Seiten stehen Soldaten.«
    »Ich glaube nicht, daß man bei den Freundlern diese Ansicht teilt.«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Was veranlaßt Sie zu dieser Bemerkung?«
    »Ich habe sie gesehen«, erwiderte ich. »Ich bin vor drei Jahren im Frontgebiet verwundet worden, bei Castlemain auf der Neuen Erde.« Und ich deutete auf mein steifes Knie. »Ich konnte mich nicht mehr vom Fleck bewegen. Die Cassidier um mich begannen sich zurückzuziehen – sie waren Söldner. Und sie kämpften gegen Freundler, die man als Söldner ausgeliehen hatte.«
    Ich hielt inne und nahm einen Schluck aus meinem Glas. Graeme bewegte sich nicht. Er schien auf die Fortsetzung meines Berichtes zu warten.
    »Ich hatte mit einem jungen Cassidier zu tun«, fuhr ich fort, »der mir als fiktiver Berichterstatter diente. Sie verstehen, ich schrieb eine Serie über die Kämpfe aus der Sicht eines einfachen Soldaten – und er war dieser Soldat. Es war eigentlich ganz natürlich, daß ich auf ihn verfallen war, denn meine Schwester –« ich hob das Glas an die Lippen und leerte es – »meine jüngere Schwester war vor einigen Jahren nach Cassida gegangen und hatte ihn dort geheiratet. Er war mein Schwager.«
    Graeme nahm mir das Glas ab und füllte es schweigend.
    »Er war eigentlich kein Soldatentyp. Damals studierte er gerade und stand etwa drei Jahre vor seinem Ingenieurexamen. Aber es erwischte ihn bei einer der Prüfungen, als Cassida der Neuen Erde gerade ein Kontingent Truppen schuldig war.« Ich atmete tief ein. »Nun, um die Sache kurz zu machen – wir trafen auf der Neuen Erde zusammen, und wegen der Artikel wurde er mir zugeteilt Wir dachten natürlich, daß er damit etwas aus der Gefahrenzone wäre. Aber Sie wissen vielleicht, wie das ist. Die besten Geschichten liegen immer ganz vorn an der Front, und so gerieten wir eines Tages eben in diesen Rückzug. Ich fing mir eine Nadel in die Kniescheibe ein, während die Freundler vorrückten und unsere Soldaten sich eiligst absetzten. Dave versuchte mich zu tragen, weil er befürchtete, daß mich die Freundler zu spät als Zivilisten erkennen würden. Nun …« Wieder tat ich einen tiefen Atemzug. »Wir wurden von den Freundlern gefangen und auf eine Art Lichtung gebracht, wo sich bereits andere Gefangene befanden. Nach einiger Zeit stieß ein Unteroffizier zu unseren Wächtern – offenbar ein Freundler-Fanatiker, ein großer, unterernährt aussehender Bursche meines Alters – und überbrachte den Befehl, daß ein neuer Angriff eingeleitet werden müßte.«
    Ich hob erneut das Glas, doch ich schmeckte den Whisky nicht mehr.
    »Das hieß, daß sie keine Männer mehr übrig hatten, um die Gefangenen zu bewachen, die sie also hinter den eigenen Linien freilassen mußten. Der Unteroffizier sagte, daß das nicht in Frage käme und man dafür sorgen müßte, daß die Gefangenen keine Gefahr mehr darstellen.«
    Graeme beobachtete mich unverwandt.
    »Ich begriff zuerst überhaupt nichts – auch dann noch nicht, als die anderen Freundler Einwände zu machen begannen.« Ich setzte das Glas auf den Tisch neben mir und starrte an die Wand. Die Szene lief so deutlich vor meinen Augen ab, als ob ich sie durch ein Fenster betrachtete. »Ich weiß noch deutlich, wie sich der Mann aufrichtete. Ich sah seine Augen. Als ob er die Einwände der anderen als schlimmste Beleidigung empfände.
    ›Sind sie Gottes Auserwählte?‹ rief er. ›Gehören sie zu den Auserwählten?‹«
    Ich blickte zu Kensie Graeme auf, der mich noch immer bewegungslos betrachtete. Das Glas verschwand fast in seiner riesigen Hand.
    »Verstehen Sie?« sagte ich. »Als ob die Gefangenen keine Menschen wären, nur weil sie keine Freundler waren. Als ob sie irgendeiner niedrigen
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