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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Frage nicht, Soldat!
    (SOLDIER ASK NOT)
     
    GORDON R. DICKSON
     
     
    Soldat – frag weder jetzt noch jemals,
    wo sich zum Kampf die Fahne richt'…
     
    1
     
    Als ich den Linienraumer auf St. Marie verließ, spürte ich den leisen Hauch der höher komprimierten Schiffsatmosphäre wie eine Hand im Rücken, die mich sanft aus der Dunkelheit in den trüben Tag und den Regen hinausschob. Mein Journalistenumhang schützte mich vor der feuchten Kühle, die sich sofort um mich legte. Ich war wie das blanke Schwert meiner Urahnen, das – an einem Stein geschliffen und in den Umhang gehüllt – jetzt endlich der Begegnung entgegengetragen wird, für die es über drei Jahre sorgsam gehütet worden war.
    Eine Begegnung im kalten Regen des Frühlings – Regen, den ich wie Blut kalt auf meinen Händen spürte. Die nach Osten ziehenden Wolken hingen niedrig. Der Regen fiel gleichmäßig.
    Das Geräusch der auf den harten Beton prasselnden Regentropfen erinnerte mich an das Dröhnen von Trommeln. Die Betonfläche erstreckte sich scheinbar endlos nach allen Seiten, eine makellose Decke über der nackten Erde, makellos wie ein Kontobuch vor der ersten Eintragung. In einiger Entfernung erhob sich das Gebäude des Raumhafens wie ein einsamer Grabstein. Der Regenvorhang verdichtete und verdünnte sich in unregelmäßigem Rhythmus wie der Rauch einer Schlacht, doch er vermochte das Gebäude meinen Blicken nicht zu entziehen.
    Der gleiche Regen fiel in allen Städten und auf allen Welten – so auch in Athen auf der Alten Erde, damals, als ich noch ein Junge war und in dem düsteren Haus des Onkels lebte, der mich nach dem Tod meiner Eltern aufgenommen hatte.
    Auch jetzt lauschte ich auf den Regen, als ich die Gangway hinabschritt; auf das Prasseln des Regens auf der Außenhülle des Schiffes, das mich durch die Leere des Raumes gebracht hatte – von der Alten Erde hierher auf diese zweitkleinste aller Welten, auf diesen kleinen terrageformten Planeten unter den Sonnen Prokyons. Und er trommelte auf meinem kleinen Koffer, dessen Inhalt mir jetzt sehr wenig bedeutete – meine allgemeinen Papiere ebensowenig wie die Neutralitätsdokumente, über die ich seit sechs Jahren verfügte und die ich mir unter großen Mühen erworben hatte. Im Augenblick dachte ich weniger an sie als an den Namen des Mannes, den ich in der Verkleidung eines Wagenvermieters am Rand des Flugfelds treffen sollte. Wenn mich meine irdischen Informanten richtig unterrichtet hatten …
    »Ihr Gepäck, Sir …?«
    Ich löste mich aus der Trance meiner Gedanken; ich hatte die Betonfläche erreicht. Der Landeoffizier lächelte mich an, und einige Tropfen lösten sich von dem breiten Schirm seiner Mütze und fielen wie Tränen auf die Passagierliste in seiner Hand.
    »Schicken Sie es in das Lager der Freundler«, sagte ich. »Um das Stück hier werde ich mich selbst kümmern.«
    Ich nahm den Koffer auf und marschierte davon. Auf den Mann, der neben dem ersten Bodenfahrzeug stand, paßte die Beschreibung.
    »Ihr Name, Sir?« fragte er. »Haben Sie geschäftlich auf St. Marie zu tun?«
    Da ich seine Beschreibung hatte, mußte er auch auf mich vorbereitet sein. Aber es blieb mir wohl zunächst nichts anderes übrig, als mitzuspielen.
    »Tam Olyn«, erwiderte ich. »Bewohner der Alten Erde und Vertreter der Interwelt-Nachrichten-Agentur. Ich bin hier, um über den Konflikt zwischen den Freundlern und den Exotenern zu berichten.« Und ich öffnete meinen Koffer und überreichte ihm meine Papiere.
    »Gut, Mr. Olyn.« Er gab mir die Dokumente zurück, die jetzt feucht vom Regen waren, öffnete die Tür des Wagens neben sich und stellte den Autopiloten ein. »Bitte folgen Sie der Schnellstraße bis Josephstown. An der Stadtgrenze schalten Sie auf den Automaten um, der Sie direkt zum Lager der Freundler bringen wird.«
    »Danke«, sagte ich. »Einen Augenblick noch.«
    Er wandte sich um. Er hatte ein junges, gutaussehendes Gesicht mit einem kleinen Schnurrbart, und er musterte mich ausdruckslos.
    »Helfen Sie mir in den Wagen.«
    »Oh, es tut mir leid, Sir.« Und er trat hastig an meine Seite. »Ich habe nicht gewußt, daß Ihr Bein …«
    »Bei Feuchtigkeit habe ich Schwierigkeiten mit dem Gelenk«, erwiderte ich. Er verstellte den Sitz, und ich bekam mein linkes Bein schließlich hinter den Steuerhebel. Wieder wollte er sich entfernen.
    »Einen Augenblick«, sagte ich noch einmal. Meine Geduld war bald zu Ende. »Sie sind doch Walter Imera, nicht wahr?«
    »Jawohl, Sir«,
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