Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
sich eine Tür, und ein etwa fünfzigjähriger Mann mit kurzgeschnittenem weißem Haar kam uns entgegen. In seiner weiten blauen Robe sah er recht seltsam aus, wenn auch nicht lächerlich. Seine haselnußbraunen Augen blickten mich an.
    Er war ein Exotener.
    Ich hatte von Padma gehört, ebenso wie ich über die Exotener Bescheid wußte. Ich hatte sie auf ihren Heimatwelten Mara und Kultis besucht. Sie waren ein Volk der Gewaltlosigkeit und hingen der Mystik nach – einer manchmal sehr praktischen Mystik. Sie waren Meister der ›seltsamen Wissenschaften‹ – Ableger der frühen irdischen Psychologie, Soziologie und Humanistik.
    »Sir«, wandte sich Janol an Padma. »Das ist…«
    »Tam Olyn, ich weiß«, sagte Padma leise. Er lächelte mich an, und in seinen Augen schien für einen Sekundenbruchteil ein Licht aufzuleuchten, das mich blendete. »Die Sache mit Ihrem Schwager tut mir sehr leid, Tam.«
    Es überlief mich kalt. Ich hatte eigentlich weitergehen wollen. Doch jetzt blieb ich stehen und sah ihn an. »Mein Schwager?« fragte ich.
    »Der junge Mann, der in der Nähe von Castlemain auf der Neuen Erde gestorben ist.«
    »O ja«, sagte ich gezwungen. »Ich bin überrascht, daß Sie davon wissen.«
    »Ich weiß es Ihretwegen, Tam.« Und wieder schien sich in den Haselnußaugen das Licht zu fangen. »Wir haben eine Wissenschaft, die wir die Ontogenie nennen – und diese Wissenschaft ermöglicht uns die Wahrscheinlichkeitsberechnung des menschlichen Verhaltens in Gegenwart und Zukunft. Sie bilden schon seit einiger Zeit einen wichtigen Faktor in unseren Kalkulationen.« Er lächelte. »Deshalb habe ich auch mit unserem Zusammentreffen hier gerechnet. Wir haben Sie in unsere augenblickliche Situation auf St. Marie mit einbezogen, Tam.«
    »Wirklich?« fragte ich. »Das ist interessant.«
    »Das habe ich mir fast gedacht«, erwiderte der Exotener leise. »Für Sie ganz besonders. Einen Journalisten wie Sie interessiert so etwas immer.«
    »Allerdings«, sagte ich. »Es hört sich fast so an, als wüßten Sie mehr als ich über das, was ich hier tun werde.«
    »Wir haben unsere Berechnungen«, sagte Padma mit seiner leisen Stimme. »Besuchen Sie mich doch einmal in Blauvain, Tam. Ich werde es Ihnen zeigen.«
    »Bestimmt«, sagte ich.
    »Sie wären mir sehr willkommen.« Und Padma neigte den Kopf. Seine Robe streifte den Boden, als er sich umwandte und den Raum verließ.
    »Hier entlang«, sagte Janol und berührte meinen Arm. Ich fuhr zusammen, als wäre ich aus tiefem Schlaf erwacht. »Der Kommandeur erwartet Sie.«
    Ich folgte ihm automatisch in das Büro. Der Mann, mit dem ich sprechen wollte, erhob sich, als ich über die Schwelle trat. Er war groß und hager und trug eine Felduniform, und sein knochiges, offenes Gesicht lächelte unter einem schwarzen, gelockten Haarschopf. Eine warme Ausstrahlung ging von ihm aus – was bei einem Dorsai sehr ungewöhnlich war –, als er mir jetzt entgegenkam und meine Hand in der seinen fast verschwinden ließ.
    »Kommen Sie herein«, sagte er. »Wie wär's mit einem Drink? Janol«, wandte er sich an den Unteroffizier. »Ich brauche Sie im Augenblick nicht mehr. Gehen Sie ruhig essen. Und sagen Sie den Leuten im Vorraum, daß sie ebenfalls Schluß machen sollen.«
    Janol salutierte und verließ den Raum. Ich setzte mich, während sich Graeme der kleinen Bar hinter seinem Tisch zuwandte. Unter dem magischen Einfluß dieses ungewöhnlichen Soldaten kehrte zum erstenmal seit drei Jahren so etwas wie Frieden in meine Seele ein. Mit einem solchen Mann als Partner konnte ich nicht verlieren.
     
     
     
    3
     
     
    »Beglaubigungsschreiben?« fragte Graeme, als wir es uns mit unseren Dorsai-Whiskys bequem gemacht hatten.
    Ich reichte ihm die Papiere, die er kurz durchblätterte. Die an den »Kommandeur der Streitkräfte auf St. Marie« gerichteten Briefe von Sayona, dem Bond von Kultis, las er und legte sie zur Seite. Dann gab er mir meine allgemeinen Unterlagen zurück.
    »Sie sind zuerst nach Josephstown gefahren?« fragte er.
    Ich nickte. Er sah mich an, und sein Gesicht veränderte sich.
    »Sie mögen die Freundler nicht«, sagte er.
    Seine Worte raubten mir den Atem. Ich hatte befürchtet, lange auf eine Chance warten zu müssen, es ihm zu sagen. Ich fühlte mich überrumpelt und senkte den Blick.
    Ich wagte es nicht, ihm sofort zu antworten. Zu leicht konnte man zu viel oder zu wenig sagen, wenn man es sich nicht genau überlegte. Schließlich nahm ich mich zusammen.
    »Wenn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher