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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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als Invasoren auf der Welt eines Planetensystems, das Ihre Vorfahren nicht kolonisiert haben. Und Ihnen gegenüber stehen Truppen im Sold zweier Welten, die nicht nur zu den Prokyon-Sonnen gehören, sondern sich auch verpflichtet haben, die kleineren Welten ihres Systems zu verteidigen – zu denen St. Marie gehört. Ich bin nicht so sicher, daß Sie das Recht auf Ihrer Seite haben.«
    Er schüttelte langsam den Kopf und sagte: »Wir erwarten wenig Verständnis von einem nicht Auserwählten.« Und er senkte den Blick auf die Dokumente in seiner Hand.
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich setze?« fragte ich. »Ich habe ein krankes Bein.«
    »Aber nein.« Er deutete auf einen Stuhl und setzte sich ebenfalls. Ich warf einen Blick über seinen Tisch und erblickte auf einer Seite das Solidograph einer für die Freundler typischen fensterlosen Kirche mit hohen Türmen. Es war im Grunde nicht verwunderlich, ein solches Bild hier vorzufinden, doch im Vordergrund waren drei Menschen sichtbar – ein älterer Mann, eine Frau und ein junges Mädchen von etwa vierzehn Jahren. Sie alle hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit Jamethon Black. Der Kommandant unterbrach seine Lektüre, bemerkte meinen Blick und schaute eine Sekunde lang wie beschützend auf das Solidograph, ehe er sich wieder den Dokumenten widmete.
    »Wie ich sehe«, sagte er und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf sich, »wird von mir erwartet, daß ich Ihnen eine Unterkunft zur Verfügung stelle und Sie auch sonst in Ihrer Arbeit unterstütze. Wir werden Ihnen also ein Quartier beschaffen. Brauchen Sie einen Wagen mit Fahrer?«
    »Besten Dank«, sagte ich. »Der Mietwagen vor der Tür dürfte für meine Zwecke genügen. Und ich kann selbst fahren.«
    »Wie Sie wollen.« Er legte die direkt an ihn gerichteten Papiere zur Seite und reichte mir die übrigen zurück. Dann beugte er sich vor und sprach in einen kleinen Lautsprecher auf der Tischplatte. »Unteroffizier!«
    »Sir«, antwortete der Lautsprecher sofort.
    »Beschaffen Sie Unterkunft für einen männlichen Zivilisten. Dazu Parkmöglichkeit für ein Zivilfahrzeug.«
    »Sir.«
    Jamethon Black musterte mich über die Tischplatte. Ich hatte den Eindruck, daß er das Gespräch als beendet ansah.
    »Kommandant«, sagte ich und verstaute die Unterlagen in meiner Tasche, »vor zwei Jahren hat sich bei den Ältesten Ihrer Vereinten Kirche von Harmony die Auffassung durchgesetzt, daß die Planetenregierung von St. Marie gewissen Kreditverpflichtungen nicht nachgekommen ist. Also entsandte man ein Expeditionskorps, das den Planeten besetzen und eine Zahlung herbeiführen sollte. Wieviel ist von dieser Truppe an Menschen und Material noch übrig?«
    »Das«, erwiderte der Freundler, »ist eine militärische Information, die ich Ihnen nicht geben darf, Mr. Olyn.«
    »Ich muß jedenfalls feststellen«, fuhr ich fort und schloß meinen Koffer, »daß Sie, im Range eines Kommandanten stehend, als Kommandeur des restlichen Expeditionskorps fungieren – eine Position, die normalerweise von einem fünf Rangstufen über Ihnen stehenden Offizier ausgefüllt werden müßte. Glauben Sie, daß ein solcher Offizier hierher unterwegs ist, um die Befehlsgewalt zu übernehmen?«
    »Ich fürchte, daß Sie diese Frage an unser Hauptquartier auf Harmony richten müssen, Mr. Olyn.«
    »Erwarten Sie materielle und personelle Verstärkungen?«
    »Wenn das der Fall wäre«, sagte er tonlos, »müßte ich auch diese Information als geheim behandeln.«
    »Sie wissen, daß überall die Vermutung aufgekommen ist, Ihr Oberkommando auf Harmony hätte die Expedition nach St. Marie als verloren abgeschrieben und sich entschlossen, Sie und Ihre Männer zu opfern, anstatt Sie zurückzurufen, was natürlich einen Prestigeverlust bedeutet hätte.«
    »Ich verstehe«, sagte er.
    »Sie haben keinen Kommentar zu diesem Tatbestand?«
    »Nicht wenn dieser ›Tatbestand‹ auf Gerüchten basiert, Mr. Olyn.« Sein dunkles, junges, ausdrucksloses Gesicht veränderte sich nicht.
    »Eine letzte Frage. Haben Sie die Absicht, sich westwärts zurückzuziehen oder sich zu ergeben, wenn die Frühlingsoffensive der exotenischen Söldner beginnt?«
    »Die Auserwählten ziehen sich niemals zurück«, sagte er, »ebensowenig wie sie jemals aufgeben oder von ihren Brüdern im Herrn aufgegeben werden.« Er erhob sich. »Ich habe dringende Arbeiten zu erledigen, Mr. Olyn.«
    Auch ich stand auf. Ich war größer und älter als er. Daß er mir trotzdem ebenbürtig oder
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