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Heyne Galaxy 13

Heyne Galaxy 13

Titel: Heyne Galaxy 13
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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erhobenem Bolzengewehr und öffnete die linke Wagentür.
    »Habt Ihr ein Anliegen?«
    Seine Stimme klang rauh und gequetscht. An seinem Kragen leuchteten die Stoffinsignien eines Gruppenführers. Sein vierzigjähriges Gesicht war hager und zerfurcht. Gesicht und Hände wirkten im Kontrast zu der schwarzen Uniform unnatürlich bleich.
    Ich öffnete den Koffer neben mir und reichte dem Mann meine Papiere.
    »Mein Beglaubigungsschreiben«, sagte ich. »Ich bin gekommen, um den Befehlshabenden Kommandeur des Expeditionskorps, Kommandant Jamethon Black, zu sprechen.«
    »Bitte rutscht auf den Beifahrersitz – ich muß Euch fahren«, sagte der Freundler nasal.
    Ich gehorchte, und er stieg in den Wagen und nahm den Steuerknüppel. Wir fuhren durch das Tor und schwenkten in eine Art Auffahrt ein, an deren Ende ein Innenhof sichtbar wurde. Die Betonwände auf beiden Seiten warfen unsere Motorengeräusche verstärkt zurück. Exerzierbefehle schallten über den Platz und wurden langsam lauter. Als wir ins Freie rollten, erblickte ich mehrere Reihen von Soldaten, die in strömendem Regen zum Mittagsgottesdienst angetreten waren.
    Der Unteroffizier ließ mich allein und verschwand in einer Tür, die offenbar zu einem Büro in der Randmauer des Platzes führte. Ich betrachtete die Soldaten, die in Hab-Acht-Stellung standen, der Gottesdienst-Haltung der Freundler unter Feldbedingungen. Und während ich meinen Blick durch die Reihen wandern ließ, stimmte der Offizier, der seinen Leuten gegenüberstand, die Kampfhymne der Freundler an.
    Soldat – frag weder jetzt noch jemals,
    Wo sich zum Kampf die Fahne richt'.
    Des Anarchs Horden sind gerüstet.
    Schlag zu und zähl die Gegner nicht!
    Ich versuchte nicht hinzuhören. Die Männer sangen ohne Begleitung, und das einzige religiöse Beiwerk bestand aus einem weißgetünchten Kreuz an der Wand im Rücken des Offiziers. Die tiefen Stimmen gaben der Hymne eine besonders düstere Note – einer Hymne, die den Freundlern ohnehin nur Schmerzen und Leiden verhieß. Schließlich war auch das letzte Gebet um einen ehrenvollen Tod in der Schlacht hinausgeklagt, und die Soldaten präsentierten das Gewehr.
    Ein Kompanieführer entließ die Männer in ihre Quartiere, während der Kommandant an meinem Wagen vorüberging und in der Tür verschwand, die auch mein Unteroffizier benutzt hatte. Ich stellte fest, daß der Mann noch sehr jung war.
    Wenig später wurde ich hineingerufen. Ein wenig humpelnd folgte ich der Ordonnanz in ein zurückliegendes Zimmer, in dem eine Lampe einsam über einem Schreibtisch leuchtete. Der junge Offizier erhob sich und nickte, als sich die Tür hinter mir schloß. Er trug die verglichenen Kragenspiegel eines Kommandanten.
    Als ich ihm meine Beglaubigungsschreiben über den Tisch reichte, blendete mich der Schein der Lampe. Ich trat einen Schritt zurück und starrte ihn blinzelnd an, und als sein Gesicht langsam wieder Formen annahm, schien es mir für Sekundenbruchteile auf seltsame Weise verändert – es schien älter und härter zu sein.
    Dann hatten sich meine Augen wieder an die Lichtverhältnisse gewöhnt, und ich sah ihn, wie er wirklich war – als einen dunklen Mann, dessen Gesichtszüge fast hübsch zu nennen waren und dessen Augen mich müde anblickten. Und ich bemerkte die gerade Linie seines Mundes und die unbewußte Straffheit seiner Haltung. Er war kleiner und schmächtiger als ich.
    Er hielt meine Beglaubigungsschreiben in der Hand, ohne sie anzusehen. Um seinen Mundwinkel zuckte es. »Und zweifellos, Mr. Olyn«, sagte er, »haben Sie eine zweite Tasche mit Dokumenten in Ihrem Gepäck, die es Ihnen gestatten, auch die Söldner zu interviewen, die die Exotener-Welten für den Kampf gegen Gottes Auserwählte von den Dorsai und einem Dutzend anderer Welten eingekauft haben?«
    Ich lächelte, denn es freute mich, daß er so stark war, daß mein Vergnügen, ihn zu besiegen, nun um so größer sein würde.
     
     
    2
     
    Ich blickte ihn an. Der Freundler-Offizier, der die Gefangenen getötet hatte, hatte auch von Gottes Auserwählten gesprochen.
    »Wenn Sie die an Sie gerichteten Dokumente durchsehen, werden Sie eine entsprechende Bestätigung finden«, sagte ich. »Die Nachrichten-Agentur und ihre Angestellten sind neutral. Wir nehmen keine Partei in diesem Kampf.«
    »Aber das Recht nimmt Partei.«
    »Gewiß, Kommandant«, erwiderte ich, »das ist richtig. Nur ist es manchmal eine Streitfrage, auf welcher Seite das Recht steht. Sie und Ihre Truppen gelten
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