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Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Die Suche (Band 3) (German Edition)
Autoren: Dani Aquitaine
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Kapitel 1
    Themiskyra war hell erleuchtet, als ich grußlos an den verblüfften Wachen vorbei durch das Tor ritt. Im Hof herrschte für die Uhrzeit ungewohnt rege Betriebsamkeit, doch ich nahm nur flirrende Bewegungen am Rande meines Gesichtsfelds wahr. Eine Patrouille, unterwegs zum Stall, eine Gruppe, die sich vor der Waffenkammer zum Aufbruch rüstete, eine andere, die sich um eine Frau scharte, die Anweisungen erteilte. In dem Augenblick, in dem sie mich bemerkten, verharrten sie alle in ihrem Tun und starrten mich an. Obwohl meine Augen tränenlos waren, war ich unfähig, ihre Gesichter zu erkennen. Ihre Rufe klangen völlig unverständlich an mein Ohr, wie durch Watte oder Wasser gedämpft, also ignorierte ich sie.
    Vor dem Stall angekommen, ließ ich mich von Hekates Rücken gleiten und drückte ihren Zügel kommentarlos einer Amazone in die Hand, die mir entgegengelaufen kam. Vielleicht war es Phoebe. Auch sie sagte etwas, aber trotz meiner inneren Leere hatte ich keine Kapazitäten, etwas davon aufzunehmen, geschweige denn, angemessen zu reagieren. Ich ließ sie stehen und ging auf die Kardia zu, ohne nach links oder nach rechts zu sehen.
    Eine dunkelrot gewandete, goldgegürtete Gestalt trat mir in den Weg, kurz bevor ich die Tür erreichte. Ich sah, dass ihr Mund sich bewegte und sich Wut und Unverständnis in ihren moosgrünen Augen in Erleichterung verwandelten. Sie streckte mir ihre Arme entgegen.
    Atalante.
    Es kam mir so vor, als betrachte ich mich selbst von weit weg dabei, wie ich einen kleinen Bogen um sie machte und gleichmäßigen, unbeirrten Schritts meinen Weg fortsetzte. Durch das Atrium. Die Treppe hinauf. Links den Gang entlang. In unser Zimmer. Absperren.
    Polly stand vollständig bekleidet und auf einem strumpfsockigen Bein im Raum und war gerade dabei, einen Stiefel anzuziehen. Auch sie hielt inne und sah mir mit großen Augen entgegen. Ganz langsam ließ sie den Schuh los und richtete sich auf. Ein Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus. Als es ihre Augen erreichte und sie mit solcher Freude leuchten ließ, wie sie es so lange nicht mehr getan hatten, wusste ich, dass ich das Richtige getan hatte.
    Ell!!! sah ich ihre Lippen formen, dann lief sie auf mich zu, schlang ihre Arme um mich und drückte mich an sich. Im ersten Moment war ich unfähig, darauf zu reagieren, aber nach ein paar starren Sekunden erwiderte ich ihre Umarmung voller Zuneigung und drückte sie ganz lang und fest an mich. Viele Monate lang war ein gelegentlicher Händedruck durch die Futterklappe im Schlafzimmer des Tempelraums unser einziger Körperkontakt gewesen. Es tat so gut, meiner Schwester endlich wieder wirklich nah zu sein.
    Schließlich löste sie sich von mir. „Was ist passiert? Geht's dir gut? Hat Atalante dich endlich freigelassen? Warum wurde der Alarm ausgelöst? Was ist da draußen los?“
    Mein Gehör funktionierte offenbar wieder und nahm jede von Pollys Fragen auf, die auf mich einprasselten. Dennoch fühlte ich mich nicht imstande, auch nur eine davon zu beantworten, obgleich mir nicht gefiel, wie die Sorge in ihrem Gesicht ihre Freude absorbierte. Ich drückte ihr nur einen Kuss auf die Stirn, zog mich mit mechanischen Handgriffen um und legte mich in mein Bett. Obwohl ich die Daunendecke bis über die Ohren zog, war mir eiskalt. So, als ob die Kälte nicht von der Welt da draußen käme, sondern aus mir selbst heraus.
    „Ell, was ist denn nur los? Ist etwas passiert?“ Ihre Stimme zitterte. „Sag doch was!“
    Nach einer Weile hörte ich Kleidung rascheln und wie das Licht ausgeschaltet wurde. Ich spürte, wie die Matratze nachgab und Polly neben mir unter die Decke schlüpfte.
    „Nach dem, was in Tasek passiert ist … In dem Hotel hast du dich neben mich gelegt und ich war froh, dass du da warst. Vielleicht tut es dir auch gut, wenn ich da bin. Wenn ich dich störe, wirf mich einfach raus“, sagte sie leise.
    Ich schaffte es, den Kopf zu schütteln. Und ich wies sie nicht darauf hin, dass es nicht meine Anwesenheit gewesen war, die sie letztendlich beruhigt hatte, sondern die von Mato, dem jungen Ex-Marodeur, der ihr bei der großen Schlacht das Leben gerettet und selbst mit dem Leben dafür bezahlt hatte.
    Stattdessen klammerte ich mich an ihren Arm, den sie um mich gelegt hatte, und versuchte, einfach nicht nachzudenken, einfach nichts zu fühlen. Doch ich fand keinen Schlaf und das lag nicht am Klopfen an unserer Zimmertür, das in unregelmäßigen Abständen und mit
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