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2936 - Der Profit heiligt die Mittel

2936 - Der Profit heiligt die Mittel

Titel: 2936 - Der Profit heiligt die Mittel
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»So hatte ich mir einen netten, ruhigen Auftrag nicht vorgestellt«, rief Phil und deutete auf den Mann mit dem Megafon, der lautstark Parolen von sich gab. »Man versteht ja sein eigenes Wort nicht mehr.«
    »Komm, wir gehen ein wenig auf Abstand«, schrie ich Phil ins Ohr und bewegte mich von der Schallquelle weg. Phil folgte mir. Schließlich hatten wir einen Platz erreicht, an dem man sich unterhalten konnte, ohne zu schreien.
    »Hätte nicht gedacht, dass diese Tierschützer so laut sind, dachte, das sind eher ruhige Ökos«, meinte Phil.
    »So kann man sich irren«, erwiderte ich. »Wobei du mit deiner ursprünglichen Einschätzung bei den meisten nicht so weit daneben lagst. Es sind nur einige wenige, die sich lautstark über den Gesetzesentwurf beschweren und so ihrem Protest Ausdruck verleihen. Die meisten verhalten sich angenehm ruhig.«
    »Aber die reichen mir schon«, sagte Phil.
    Wir schlenderten ein wenig durch die Gegend und hielten unsere Augen auf. Da aktuell kein Fall für uns vorlag, hatte Mr High uns damit beauftragt, unsere Kollegen vom NYPD bei der Sicherung der Demonstration vor dem Tagungsgebäude der Pharmaindustrie zu unterstützen.
    Es ging um einen Gesetzesentwurf zur Behandlung von Nutztieren mit Hormonen, der schon seit einiger Zeit heftig diskutiert wurde. Die Lebensmittel- und die Pharmaindustrie waren dafür, viele Tierschutz- und Ökogruppen dagegen.
    Ich war gerade stehen geblieben, als eine dunkelhaarige Frau auf mich zukam und mir ein Flugblatt in die Hand drückte. Sie hatte wunderschöne blaugrüne Augen und eine zierliche Nase.
    »Das geht auch Sie etwas an!«, sagte sie energisch. »Ihr Leben ist genauso in Gefahr wie das der Tiere. Ganz abgesehen von den nächsten Generationen. Was die vorhaben, ist Profit auf Kosten der Menschheit! Das dürfen Sie nicht zulassen!«
    Ich nahm den Zettel und lächelte sie unwillkürlich an. »Schön, dass Sie sich so einsetzen.«
    Sie lächelte zurück. »Einer muss es ja tun, wenn die da oben versuchen, die Tiere noch mehr auszubeuten und unsere Nahrung mit Hormonen vollzustopfen. Nicht, dass das nicht schon passieren würde, aber wenn dieses Gesetz durchkommt, wird das die Situation rapide verschlimmern. Finden Sie nicht auch, dass man etwas dagegen tun sollte?«
    »Grundsätzlich schon«, sagte ich. »Wobei ich hier eigentlich als unparteiischer Beobachter stehe und dafür sorge, dass niemand zu Schaden kommt.«
    Ihre Augen verengten sich. »Sind Sie ein Cop?«
    Ich lächelte. »Nicht direkt, FBI New York.«
    »Interessant«, sagte sie.
    Mir fiel die Art auf, mit der sie mich musterte. Es hatte nichts mit der Demonstration, dem Gesetzesentwurf oder der Tatsache, dass ich FBI-Agent war, zu tun. Nein, es war die Art und Weise, wie eine Frau einen Mann anschaute. Wie sie ihn und jedes Detail seines Gesichts musterte und versuchte seinen Charakter einzuschätzen. Etwas, das ich nicht erwartet hätte, nicht jetzt und nicht hier. Aber es gefiel mir. Und sie gefiel mir auch.
    »Jerry Cotton«, stellte ich mich vor und reichte ihr die Hand.
    »Jenna Lourdes«, erwiderte sie und gab mir ihre kleine, zarte, aber kräftige Hand und hielt die meine länger als bei einer Begrüßung üblich.
    »Tja, Miss Lourdes, und wie läuft’s?«, fragte ich.
    »Ich hoffe, dass wir die Abstimmung über den Gesetzesentwurf zu unseren Gunsten beeinflussen können«, antwortete sie. »Aber dafür müssen wir noch mehr Menschen aufklären und mobilisieren. Die Lobbyisten der Gegenseite sind ziemlich stark.«
    »Sie haben ja schon eine ganze Menge Menschen mobilisiert«, sagte ich. »Hier sind bestimmt über zweitausend.«
    Sie nickte. »Ja, aber das ist erst der Anfang. Wir müssen noch mehr Menschen erreichen. Leider ist es vielen völlig egal, was um sie herum passiert. Sie leben in ihrer kleinen Welt und interessieren sich gerade mal für das, was in ihrer Wohnung und ihrem Haus passiert.«
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte ich und fühlte mich beim Blick in ihre Augen unheimlich wohl.
    Während ich mich weiter mit ihr unterhielt, fiel meine Aufmerksamkeit kurz auf Phil, der grinsend neben mir stand, aber kein Wort sagte. Ich drehte meinen Kopf und schaute ihn an.
    »Alles klar, unterhaltet euch ruhig weiter«, sagte er grinsend und schaute woanders hin.
    »Ihr Partner schein ein netter Kerl zu sein«, stellte Miss Lourdes fest.
    »Ja, er ist in Ordnung, absolut«, erwiderte ich.
    »Es ist wichtig, gute Freunde zu haben und Menschen, auf die man sich verlassen
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