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Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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fegt, die Heizung versorgt und …«
    »Wir haben eine automatische Ölheizung«, warf sie ein.
    »Also gut, aber wenn wir Koksheizung hätten, müßte er die auch versorgen. Du bist nicht sozial genug eingestellt, Liebes. Er lebt davon, die Flure zu fegen, ich lebe vom Geschichtenschreiben. Beides kann als ehrliche Arbeit bezeichnet werden. Wir können dabei nicht unterscheiden, wer unserer Zivilisation dabei den besseren Dienst erweist.«
    »Schon gut«, murmelte sie und starrte auf die Konserven. »Du willst den Tatsachen eben nicht ins Auge sehen.«
    »Tatsachen? Und die wären?«
    Wenn sie etwas wußte, mußte sie es mir erzählen, sonst wäre sie wahrscheinlich geplatzt. Darin unterschied sie sich nicht von Marge oder anderen Frauen. Marge und Phil waren unsere Nachbarn.
    Ihre Augen verengten sich wie bei einer Raubkatze.
    »Ja, Tatsachen! Der Mann hat einen ganz bestimmten Grund, hier Hausmeister zu sein. Ich würde mich nicht wundern, wenn …«
    »… wenn unser Haus eine Spielhölle wäre, ein Versteck für Mörder und Gangster, ein Unterschlupf für Staatsfeinde«, beendete ich ihren angefangenen Satz.
    Sie war aufgesprungen, hatte Gemüse und Konserven geschnappt und war nebenan in die Küche gerannt.
    »Schon gut«, sagte sie. »Schon gut.« Sie sagte es in einem unmißverständlichen Du-hast-ja-nicht-hören-wollen-Ton. »Behaupte später nur nicht, ich hätte es nicht versucht. Was kann ich dafür, mit einer Wand verheiratet zu sein?«
    Ich ging in die Küche, trat hinter sie und umarmte sie. Ich küßte ihren Nacken.
    »Laß gefälligst den Unsinn!« Sie drehte sich um und sah mich an. »So schnell kannst du das Thema nicht wechseln. Der Hausmeister ist …«
    »Sag mal, redest du im Ernst? Oder machst du nur Spaß?«
    »Spaß?« Sie wurde ganz rot im Gesicht. »Ich habe es noch nie so ernst gemeint! Der Mann ist mir unheimlich.«
    »Wieso eigentlich?«
    »Nun, er … er ist …« Sie suchte nach Worten. »Er ist mir eben unsympathisch.«
    »Das ist doch kein Grund, ihn zu verdächtigen. Hast du schon vergessen, daß du den Milchmann einmal für einen bezahlten Mörder der Mafia hieltest?«
    »Das ist schon lange her.«
    Ich küßte sie erneut. »Essen wir, ich habe Hunger.«
    »Warum versuche ich nur, dir etwas klarzumachen?« seufzte sie entsagungsvoll.
    »Weil du mich liebst, Kleines.«
    »Ich gebe es auf.« Sie schloß die Augen. Jetzt sah sie ganz genauso aus wie einer jener Märtyrer der christlichen Frühzeit, die man den Löwen vorzuwerfen pflegte.
    »Wir haben doch genug andere Sorgen, Ruth.«
    »Bitte, von mir aus.«
    »Gut. Wann wollen Phil und Marge kommen?«
    »Gegen sechs. Ich habe Schweinefleisch.«
    »Grill?«
    »Vielleicht.«
    »Dann werde ich es holen gehen.«
    »Das hast du schon getan.«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Das kommt von der Geschichte, die noch nicht fertig ist. Da bin ich mit den Gedanken woanders. Bereite alles vor, ich setze mich hinter die Maschine. Meine Leser warten.«
    Während ich damit beschäftigt war, meinem gequälten Gehirn und der geduldigen Schreibmaschine eine weitere Seite abzuringen, hörte ich Ruth in der Küche murmeln. Einen Satz verstand ich besonders deutlich:
    »Der Kerl bringt uns noch um …«
    »Ist ja wirklich komisch«, stellte Ruth fest, als wir um den Tisch saßen und aßen. Ich grinste Phil zu. Er grinste zurück.
    »Ganz deiner Meinung«, gab Marge ihr recht. »Wer hat schon gehört, daß man für eine Fünfzimmerwohnung nur fünfundsechzig Dollar im Monat zahlt? Voll möbliert! Mit Heizung, Kühlschrank, Waschmaschine!«
    »Warum zerbrecht ihr euch darüber den Kopf?« fragte ich. »Sicher, es ist billig, aber sollen wir deshalb ausziehen?«
    Ruth warf ihren hübschen Kopf in den Nacken. Sie hatte lange, blonde Haare.
    »Das sieht dir ähnlich, Rick. Wenn ein Fremder daherkäme und dir eine Million in die Hand drückte, du würdest das Geld ganz bestimmt annehmen.«
    »Natürlich würde ich es nehmen, und dann würde ich davonlaufen, als wäre der Teufel hinter mir her.«
    »Wie kindlich dein Gemüt doch ist. Du glaubst immer noch an den Weihnachtsmann.«
    »Irgendwie ist es ja schon komisch«, sagte Phil.
    Fiel mir der Schuft doch in den Rücken und half den Frauen.
    Aber so unrecht hatte er wieder nicht. Komisch war es schon. Eine Wohnung, Neubau, fünf Zimmer, erstklassig eingerichtet. Ich schürzte die Lippen. Vielleicht hatte ich keinen Blick mehr für die Wirklichkeit, weil ich zuviel vom Mars und den anderen Planeten schrieb. Wenn
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