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Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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man die Wohnungen in einem Neubau so spottbillig vermietete, steckte schon etwas dahinter. Aber ich konnte doch jetzt nicht klein beigeben. Auf keinen Fall konnte ich das.
    »Ich glaube, die Miete ist zu hoch«, sagte ich daher.
    »Lieber Himmel!« Ruth nahm mich natürlich ernst, wie sie es immer tat. »Zu hoch? Fünf Räume, möbliert, sogar mit Fernsehapparat! Was willst du denn noch? Einen Swimming-Pool vielleicht?«
    »Das wäre nicht übel«, entgegnete ich ernsthaft.
    Sie sah Marge und Phil an. Etwas hilflos.
    »Wir wollen in aller Ruhe darüber sprechen, meine Lieben, und dabei so tun, als wäre dieser schreckliche Mensch nicht dabei. Denken wir uns einfach, seine Stimme sei das Säuseln des Windes in den Herbstblättern.«
    »Ich bin das Säuseln des Windes in den Blättern«, sagte ich.
    »Wißt ihr, was ich meine?« fragte Ruth und sah die anderen erwartungsvoll an. Aber keiner schien es zu wissen. »Ein Täuschungsmanöver. Sie brauchen unverdächtige Mieter, weil sie andere schützen wollen. Das würde die niedrige Miete erklären. Ihr entsinnt euch doch noch des Ansturms, als die Mietpreise hier bekannt wurden?«
    Ich entsann mich genauso wie Ruth, Marge und Phil. Wir hatten damals Glück gehabt, denn es war reiner Zufall, daß wir gerade am Haus vorbeigingen, als der Hausmeister die Schilder anbrachte. Wir sahen die Schilder, lasen die Preise – und waren die ersten. Bis dahin hatten wir für eine halb so große Wohnung das Doppelte gezahlt.
    Schon am nächsten Tag erinnerte der Wohnblock an ein Schlachtfeld. So ähnlich muß es bei Alamo zugegangen sein, als Angriff auf Angriff rollte. Leicht ist es heutzutage nicht, eine anständige Wohnung zu erschwingbarem Preis zu erhalten.
    »Und ich behaupte, da stimmt etwas nicht«, fing Ruth wieder an. »Habt ihr euch den Hausmeister einmal richtig angesehen?«
    »Er geht ihr auf die Nerven«, warf ich ein.
    »Und ob!« Marge lachte hysterisch. »Er sieht aus wie ein Statist in einem dieser Monsterfilme. Diese Augen! Sie erinnern mich an Peter Lorre, wenn er den Mörder spielt.«
    »Siehst du!« rief Ruth triumphierend.
    »Kinder«, sagte ich und winkte ab. »Wenn an der ganzen Angelegenheit wirklich etwas faul sein sollte, so geht uns das nichts an. Man hat uns nicht um Hilfe gebeten, und man hat uns nicht belästigt. Wir leben in einer wirklich netten Wohnung für wenig Geld – was wollen wir noch mehr? Wollt ihr denn, daß man uns eines Tages hinauswirft, weil wir uns um Dinge kümmern, die anderer Leute Sache sind?«
    »Und wenn man etwas mit uns vorhat?«
    »Was soll man denn mit uns vorhaben, Kindchen?«
    »Keine Ahnung«, gab Ruth zu. »Aber ich habe so das Gefühl.«
    »Das hast du öfter. Denke daran, wie du eines Tages fühltest, daß es im Badezimmer spukt. Und was war es? Eine Maus! Dabei habe ich dir schon tausendmal versichert, daß in Badezimmern keine Geister sind. Es ist ihnen zu feucht. Und noch etwas: der Hausmeister! Wenn das wirklich so etwas wie ein Gangster oder Geheimagent wäre, hätte er sich bestimmt eine bessere Maske ausgesucht. Als Hausmeister hat er ja kaum Bewegungsfreiheit.«
    Ruth räumte ab.
    »Bist du auch mit einem Blinden verheiratet?« fragte sie Marge.
    »Alle Männer sind blind«, behauptete Marge und begleitete Ruth in die Küche. »Das ist eine Tatsache, mit der wir uns abzufinden haben.«
    Phil und ich nahmen uns Zigaretten.
    »Jetzt mal ernsthaft«, sagte ich so leise, daß die Frauen mich nicht hören konnten. »Glaubst du wirklich, daß da etwas nicht in Ordnung ist?«
    Er zuckte die Schultern.
    »Ich weiß es nicht«, gab er zu. »Allerdings finde ich, daß es äußerst seltsam ist, eine so große und gut möblierte Wohnung so billig mieten zu können.«
    Das stimmt allerdings, dachte ich und wurde plötzlich hellwach.
    Seltsam – das war endlich das richtige Wort dafür.
     
    Am anderen Vormittag blieb ich bei Johnson, unserem Schutzmann, stehen. Er patrouillierte ständig in unserer Gegend; jeder kannte ihn. Er hatte Ärger mit Halbstarken, berichtete er mir. Auch habe der Verkehr in diesem Viertel zugenommen und man müsse besser auf die Kinder aufpassen.
    Ich ließ ihn erzählen, dann sagte ich:
    »Meine Frau meint, mit unserem Wohnblock sei etwas nicht in Ordnung.«
    »Genau das meine ich auch«, erwiderte er todernst. »Ich bin der festen Überzeugung, daß dort nachts sechsjährige Kinder bei Kerzenlicht Körbe flechten müssen.«
    »Unter der Aufsicht einer zahnlosen Hexe!« lachte ich und klopfte ihm
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